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"Peter Pan" weiter unter Beschuss
"Peter Pan" weiter unter Beschuss

"Peter Pan" weiter unter Beschuss

In der Diskussion um das Sozialprojekt Peter Pan bei Omaruru haben Augenzeugen neue schwere Vorwürfe gegen die Betreiber Marieta und Hyron Schouw erhoben. Sie sprechen von Rassismus, Gewalt und mangelnder Kontrolle.

Windhoek - Zwei Jugendliche aus Deutschland, die in den Jahren 2003 bzw. 2004 als freiwillige Helfer auf der Farm waren, berichten unabhängig voneinander gegenüber der AZ von chaotischen Verhältnissen. Christopher Gulde (24) aus Süddeutschland, der als Freiwilliger rund ein Jahr auf Peter Pan gearbeitet und die dort lebenden schwer erziehbaren weißen Jugendlichen aus Deutschland und Namibia unterrichtet hat, bezeichnet die Schouws in einer der AZ vorliegenden schriftlichen Erklärung als "rassistische, ungebildete, kriminelle und absolut asoziale Familie". Sie habe den drei Jugendlichen aus Deutschland Rassismus angelernt, das Wort "Kaffer" sei auf Peter Pan ständig verwendet worden. Die schwarzen Angestellten hätten in unzumutbaren Zuständen auf dem Grundstück hausen müssen. Auch habe Marieta Schouw wiederholt ihre Begeisterung für Adolf Hitler geäußert und sogar einen Hund auf diesen Namen taufen wollen. Die rassistische Einstellung wird auch von einem weiteren Augenzeugen, der anonym bleiben möchte, bestätigt. Des Weiteren berichtet Gulde, dass Marieta Schouw im Unterricht Schläge ausgeteilt habe. Gegen Stockhiebe hätten sich die schwer erziehbaren Jugendlichen Zigaretten verdienen können.

Ihr Ehemann Hyron ist nach Ansicht von Gulde und des zweiten Zeugen stark drogenabhängig. In hohem Maße konsumiere er Marihuana und Tabletten, einmal habe einer der Jugendlichen ihn im Vollrausch aus dem Schwimmbad auf dem Grundstück retten müssen; auch - so berichtet Christopher Gulde in einer schriftlichen, der AZ vorliegenden Aussage gegenüber dem zuständigen Jugendamt in Deutschland, das zwei der drei Jugendlichen nach Peter Pan geschickt hatte - habe Schouw mehrmals die Polizei bestechen müssen, nachdem er mit Drogen aufgegriffen worden sei. Der katholische Pater Johannes Neudegger, langjähriger Afrikamissionar und Gründer von Peter Pan, sagte hingegen auf AZ-Nachfrage, er habe Hyron Schouw noch nie in einem Drogenrausch oder beim Drogenkonsum gesehen. Auch gegen andere Vorwürfe verwehrt sich der Geistliche.

Gulde prangert in dem Bericht an das Jugendamt außerdem an, dass den Schutzbefohlenen aus Deutschland zu viel Freiheit gegeben worden sei. So habe Familie Schouw ihnen im Urlaub im Dezember 2003 lediglich Geld gegeben und sie dann sich selbst überlassen, was die Jugendlichen im Rahmen von Alkoholexzessen, Schlägereien und ungeschütztem Geschlechtsverkehr ausgenutzt hätten.

Gulde hatte im Oktober 2003 angesichts der chaotischen Zustände seinen Aufenthalt auf Peter Pan vorzeitig abgebrochen. Bei der Ausreise stellte sich heraus, dass die Familie Schouw ihm nicht wie angekündigt ein Visum besorgt und er sich somit mehrere Monate illegal im Land aufgehalten hatte. Nach seiner Ausreise sei von Seiten der Schouws gegen ihn eine Verleumdungskampagne gestartet worden, die ihm gemeinschaftliche Vergewaltigung sowie sexuellen Missbrauch vorwarf.

Peter Pan ist eine Einrichtung zur Betreuung schwer erziehbarer oder unversorgter weißer Jugendlicher. An die Öffentlichkeit gedrungen waren die Vorwürfe durch Ralph Mertens, der mit einer Radtour von Deutschland nach Namibia Spenden für das Projekt sammeln wollte, sein Engagement jedoch einstellte, nachdem er bei seiner Ankunft im November 2004 die Umstände auf der Farm gesehen hatte (AZ berichtete). Auch die Deutsche Botschaft in Windhoek sowie das Bundesamt für Zivildienst in Köln sind bereits auf die Einrichtung aufmerksam geworden. Marieta Schouw hat für heute einen Besuch in der AZ-Redaktion angekündigt, um zu dem Sachverhalt detailliert Stellung zu nehmen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-17

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