Plastik kommt nicht in die Tüte - Doch in der Krise ist alles anders
Von Matthias Arnold, dpa
Berlin (dpa) - Kopfschütteln im Supermarkt: Lange Zeit reagierten viele Verbraucher auf in Plastikfolie eingeschweißte Gurken oder abgepackte Äpfel und Tomaten mit Unverständnis. Wozu der Verpackungsaufwand? Landet der ganze Plastikmüll nicht irgendwann im Meer? Handel und Hersteller bewegten sich und versuchen schon länger, dem wachsenden Umweltbewusstsein gerecht zu werden. Plastiktüten an der Supermarktkasse kosten inzwischen Geld. Viele Ketten bieten mehrfach verwendbare Tragenetze für Obst und Gemüse an.
Und tatsächlich: Der Verbrauch von Plastiktüten ging allein im Jahr 2018 - neuere Zahlen liegen nicht vor - um 18 Prozent zurück. „Insgesamt wurden 0,6 Milliarden Kunststofftragetaschen weniger
in Umlauf gebracht als noch 2017“, heißt es im Jahresbericht 2019 der Industrievereinigung Kunststoff.
Was gut für die Umwelt ist, setzt die Verpackungshersteller unter Druck: Im vergangenen Jahr sank ihr Umsatz laut Vereinigung um 7,3 Prozent auf 25,3 Milliarden Euro. Die Branche hat ein Imageproblem. „Verpackungen werden oft ‚aus der Mülltonne‘ heraus betrachtet und vorwiegend als Belastung wahrgenommen“, sagt Kim Cheng, Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts, eines Branchennetzwerks.
Die Corona-Krise hat das zum Teil geändert. Während der strengsten Einschränkungen waren Lebensmittelhändler und Supermärkte die einzigen offenen Geschäfte. Die Nachfrage nach Klopapier, Hygieneprodukten, Nudeln und Konserven stieg schlagartig - und damit auch die Nachfrage bei den Verpackungsherstellern in der Konsumgüterindustrie.
Zweistellige Umsatzsteigerungen konnten diese zwischen Mitte März und Mitte April verzeichnen, teilte die Industrievereinigung seinerzeit mit. Besonders bei Verpackungsprodukten für Lebensmittel, Medikamente, Hygieneartikel aber auch für Schutzbekleidung gab es demnach eine zum Teil deutlich höhere Nachfrage. Viele Verbraucher griffen nun aus hygienischen Gründen lieber zur eingepackten Tomate. „Beim Kunden kam auf einmal das an, was wir immer schon betonen: Dass Verpackungen vor allem auch eine Schutzfunktion haben“, sagt Cheng. Auch Vorräte anlegen funktioniere nicht ohne Konserven.
Doch die Branche stellt nicht nur Verpackungen für Lebensmittel her. Zwar stehen Konsumgüterverpackungen für rund 60 Prozent des Umsatzes. Der übrige Teil aber geht zurück auf Industrieverpackungen, etwa für die Autoindustrie, die Gastronomie oder auch für Möbel. Weil Lieferketten unterbrochen waren und vielerorts die Produktion ruhte, brach die Nachfrage hier während der Corona-Krise massiv ein. „Ein Viertel aller Unternehmen berichtet sogar über Rückgänge von mehr als 20 Prozent“, teilte die Industrievereinigung Kunststoff weiter mit.
Inzwischen hat sich die Entwicklung in beiden Bereichen wieder angeglichen. Während etwa die Autoindustrie hochfährt, kaufen die Kunden im Supermarkt weniger Klopapier. „Die Konsumenten haben Vorräte angelegt, die nun erstmal aufgebraucht werden müssen“, sagt Cheng. Der Umweltgedanke ist im Lebensmittelhandel dabei nicht verloren gegangen. Ende August kündigte etwa der Discounter Penny an, bei Bio- und Gemüseartikeln „wo es möglich ist“ dauerhaft auf plastikfreie Verpackungen setzen zu wollen.
„Alle großen Handelsunternehmen haben bereits in den vergangenen Jahren detaillierte Pläne für eine Zukunft mit weniger und besseren Verpackungen ausgearbeitet“, teilte die Geschäftsführerin für Nachhaltigkeit beim Handelsverband Deutschland, Antje Gerstein, mit. „Diese werden auch weiter verfolgt werden und keinesfalls durch die Krise obsolet.“
In dieser Woche richtet das Verpackungsinstitut eine sogenannte Dialogwoche für die Branche aus. Dabei geht es auch um Recycling-Quoten und eine mögliche Plastiksteuer. Im Idealfall, sagt Cheng, wisse der Kunde, wenn er zur Kunststoffverpackung greift, dass er sich damit nicht nur selbst schütze, sondern dass die Verpackung anschließen auch recycelt werde.
Berlin (dpa) - Kopfschütteln im Supermarkt: Lange Zeit reagierten viele Verbraucher auf in Plastikfolie eingeschweißte Gurken oder abgepackte Äpfel und Tomaten mit Unverständnis. Wozu der Verpackungsaufwand? Landet der ganze Plastikmüll nicht irgendwann im Meer? Handel und Hersteller bewegten sich und versuchen schon länger, dem wachsenden Umweltbewusstsein gerecht zu werden. Plastiktüten an der Supermarktkasse kosten inzwischen Geld. Viele Ketten bieten mehrfach verwendbare Tragenetze für Obst und Gemüse an.
Und tatsächlich: Der Verbrauch von Plastiktüten ging allein im Jahr 2018 - neuere Zahlen liegen nicht vor - um 18 Prozent zurück. „Insgesamt wurden 0,6 Milliarden Kunststofftragetaschen weniger
in Umlauf gebracht als noch 2017“, heißt es im Jahresbericht 2019 der Industrievereinigung Kunststoff.
Was gut für die Umwelt ist, setzt die Verpackungshersteller unter Druck: Im vergangenen Jahr sank ihr Umsatz laut Vereinigung um 7,3 Prozent auf 25,3 Milliarden Euro. Die Branche hat ein Imageproblem. „Verpackungen werden oft ‚aus der Mülltonne‘ heraus betrachtet und vorwiegend als Belastung wahrgenommen“, sagt Kim Cheng, Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts, eines Branchennetzwerks.
Die Corona-Krise hat das zum Teil geändert. Während der strengsten Einschränkungen waren Lebensmittelhändler und Supermärkte die einzigen offenen Geschäfte. Die Nachfrage nach Klopapier, Hygieneprodukten, Nudeln und Konserven stieg schlagartig - und damit auch die Nachfrage bei den Verpackungsherstellern in der Konsumgüterindustrie.
Zweistellige Umsatzsteigerungen konnten diese zwischen Mitte März und Mitte April verzeichnen, teilte die Industrievereinigung seinerzeit mit. Besonders bei Verpackungsprodukten für Lebensmittel, Medikamente, Hygieneartikel aber auch für Schutzbekleidung gab es demnach eine zum Teil deutlich höhere Nachfrage. Viele Verbraucher griffen nun aus hygienischen Gründen lieber zur eingepackten Tomate. „Beim Kunden kam auf einmal das an, was wir immer schon betonen: Dass Verpackungen vor allem auch eine Schutzfunktion haben“, sagt Cheng. Auch Vorräte anlegen funktioniere nicht ohne Konserven.
Doch die Branche stellt nicht nur Verpackungen für Lebensmittel her. Zwar stehen Konsumgüterverpackungen für rund 60 Prozent des Umsatzes. Der übrige Teil aber geht zurück auf Industrieverpackungen, etwa für die Autoindustrie, die Gastronomie oder auch für Möbel. Weil Lieferketten unterbrochen waren und vielerorts die Produktion ruhte, brach die Nachfrage hier während der Corona-Krise massiv ein. „Ein Viertel aller Unternehmen berichtet sogar über Rückgänge von mehr als 20 Prozent“, teilte die Industrievereinigung Kunststoff weiter mit.
Inzwischen hat sich die Entwicklung in beiden Bereichen wieder angeglichen. Während etwa die Autoindustrie hochfährt, kaufen die Kunden im Supermarkt weniger Klopapier. „Die Konsumenten haben Vorräte angelegt, die nun erstmal aufgebraucht werden müssen“, sagt Cheng. Der Umweltgedanke ist im Lebensmittelhandel dabei nicht verloren gegangen. Ende August kündigte etwa der Discounter Penny an, bei Bio- und Gemüseartikeln „wo es möglich ist“ dauerhaft auf plastikfreie Verpackungen setzen zu wollen.
„Alle großen Handelsunternehmen haben bereits in den vergangenen Jahren detaillierte Pläne für eine Zukunft mit weniger und besseren Verpackungen ausgearbeitet“, teilte die Geschäftsführerin für Nachhaltigkeit beim Handelsverband Deutschland, Antje Gerstein, mit. „Diese werden auch weiter verfolgt werden und keinesfalls durch die Krise obsolet.“
In dieser Woche richtet das Verpackungsinstitut eine sogenannte Dialogwoche für die Branche aus. Dabei geht es auch um Recycling-Quoten und eine mögliche Plastiksteuer. Im Idealfall, sagt Cheng, wisse der Kunde, wenn er zur Kunststoffverpackung greift, dass er sich damit nicht nur selbst schütze, sondern dass die Verpackung anschließen auch recycelt werde.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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