Pohambas Welt wird kleiner

Das ist wirklich eine gute Frage: Ist Pohamba ein "lupenreiner" Demokrat, der sich zwischenzeitlich "revolutionärer Rhetorik" bemühen muss, um das Volk bei Laune zu halten, oder ist es die demokratische Gesinnung des Landesfürsten, mit der es in Wirklichkeit gar nicht so weit her ist?

Mitten in Windhoek wird derzeit ein Gebäude errichtet, das vom außerordentlich feinen Geschmack seiner Erbauer zeugt: Das Kim-Il-Sung-Monstrum als architektonischer Gegenentwurf zu einer offenen, demokratischen Gesellschaft.

Ist dieser "Führerbunker" nun Ausdruck jener "pseudo-revolutionären Rhetorik" oder doch eher das wahre Gesicht der SWAPO? In diesem Falle müsste man umgekehrt daraus folgern, dass sich die SWAPO-Führer nur in der Öffentlichkeit einer hohlen, pseudo-demokratischen Rhetorik bedienen, die in Wirklichkeit keinerlei inhaltliche Substanz besitzt. Öffentlich schwadroniert man gern über die vorbildliche demokratische Entwicklung Namibias und nächtens durchlebt man feuchte Träume von der heilen Welt der Einparteien-Herrschaft. So herum wird schon eher ein Schuh daraus, denn Vorbilder gäbe es genügend: die Deutsche Demokratische Republik, die Koreanische Volksdemokratische Republik, das Demokratische Kampuchea etc. - alles demokratisch!

Wie anheimelnd und vertraut war die Welt noch anno dazumal, als die KPdSU für den globalen Flankenschutz sorgte und das Politbüro im Tobias-Hainyeko-Ausbildungslager nach Herzenslust und mit nackter Gewalt für die Einhaltung von Parteidisziplin und Gesinnungstreue sorgen konnte. Wie sehr muss sich Hifikepunye Pohamba einer Welt entfremdet fühlen, in der die alten Waffenbrüder immer weniger werden, man selbst aufgrund internationaler Abmachungen nicht so kann wie man gern wollte und andernorts das Volk - der ewige "Große Lümmel" - einen altgedienten Bundesgenossen nach dem anderen hinter Schloss und Riegel verstaut. Aber damit müssen auch wir nun mal leben, mit den peinlichen Reminiszenzen betagter Herren im Rentenalter.

Mao, Honecker und Pol Pot sind tot, Ghadafi und Mugabe ohne reale Zukunftsperspektive - sogar der "Geliebte Führer Kim Jong Il" ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Wenn das nicht Grund genug für nostalgische Gefühle sein soll, was dann? In diesem Wechselbad der Gefühle können wir von Pohamba nicht auch noch verlangen ein demokratisches Vorbild zu sein. Das wäre zu viel, das war nie sein Parteiauftrag, das wollte er ohnehin nie sein und das kann er auch gar nicht.

Eine ganz andere, noch viel wichtigere Frage ist die: Will denn die SWAPO überhaupt eine demokratische Partei sein?

Erwin Göstl, Wellington, Südafrika