Politiker erfahren NBC-Notlage
Windhoek - Vor dem Ständigen Parlamentsausschuss für Informationstechnologie (ICT), den Aochamub - gerade sieben Monate in seinem neuen Amt - zum Briefing in ein NBC-Fernsehstudio eingeladen hatte, war nur Tacheles zu hören. Und dann machte er vor den Parlamentariern und seinen Managern ein Gelöbnis für die nächsten vier Jahre: "Wenn ich bis 2015 das Eigeneinkommen der NBC (aus Werbung, Lizenzen, Einsparung etc) nicht verdreifacht habe, dann dürft ihr meinen Arbeitsvertrag nicht erneuern." Ein Beobachter wollte wissen, ob Aochamub denn jetzt schon seinen Abgang plane. Während der vergangenen 21 Jahre hat der NBC-Chefposten mit nur wenigen Ausnahmen hohen Verschleiß gezeigt, so dass etliche Intendanten auf dem heißen Sessel kaum zwei Jahre geschafft haben und der Posten vorübergehend nur mit einem "Einhüter" besetzt war. Ein Intendant musste wegen "Griffs in die Kasse" gehen.
Der neue Intendant kam bei der Aufklärung gleich auf den wunden Punkt zu sprechen: die seit über einem Jahrzehnt angeschlagenen Finanzen und der von Jahr zu Jahr ansteigende Schuldenberg. Schon jetzt weiß er, dass der aktuelle NBC-Haushalt mit einem Defizit von 26 Mio. N$ enden werde. "Im nächsten Jahr wird der Fehlbetrag auf 52 Mio. N$ steigen, wenn sich nichts ändert", sagte Aochamub, vor seinem Gelübde, das NBC-Eigeneinkommen bis 2015 zu verdreifachen.
Der Intendant zeigte Bereitschaft, die Fehlbilanz seiner Vorgänger nicht nur offen zu legen und auf andere abzuschieben, sondern als Verpflichtung vor der Öffentlichkeit, den Missstand abzubauen. Ebenso wurde deutlich, dass Aochamub den Parlamentariern zu verstehen gab, dass die NBC sich nicht am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen werde. Mindestens Dreiviertel der Schulden müssten abgetragen oder übernommen werden. Drei Jahre lang, von 2005 bis 2008, ist die NBC vor der totalen Pleite und vor völligem Stillstand nur dadurch davongekommen, indem das NBC-Management das Finanzministerium um die Lohnsteuer und den öffentlichen Pensionsfonds (GIPF) um die Beiträge zur Pensionskasse betrogen, beziehungsweise diese vorenthalten hat, die die NBC-Lohnbuchhalter von den etwa 430 Angestellten monatlich abgezogen haben. GIPF fehlen 36 Mio. N$ von Seiten der NBC. "Diese Verluste stammen aus unserer Vergangenheit, aber es wird erwartet, dass wir sie beseitigen", so Aochamub.
Zur Umkehrstrategie des Intendanten gehörten bisher eine Planungstagung mit seinem Management auf Midgard im Januar dieses Jahres und die angekündigte Umstrukturierung (Abmagerung der Management-Struktur, AZ berichtete), wodurch einige Abteilungsleiter ihre Posten verlieren werden und nun zur Anfechtung dieser Maßnahmen vor Gericht gezogen sind.
Aochamub nimmt die häufig enttäuschten Erwartungen der Ministerien ernst, erklärt jedoch, dass er sie wegen der Unberechenbarkeit nicht immer erfüllen könne. Keiner könne wissen, wo der Präsident plötzlich mit NBC-Medienbegleitung hinreisen wolle. Die Ministerien sollten in ihrem Haushalt einen Medienposten anlegen, um bei Reisen die Kosten einer erwünschten Medienbegleitung selbst abzudecken. Durch Bezahlung von Überstunden und Reisespesen entstünden der NBC "gewaltige Kosten".
Das frisch erarbeitete Konzept unter dem neuen Intendanten steht auf vier Säulen, die selbstredend sind: relevante Programme für Radio- und Fernsehpublikum, effiziente Finanzverwaltung, drastische Erhöhung der Einnahmen und ein "leidenschaftliches, emanzipiertes und motiviertes Team". Die Parlamentarier haben nach dem Briefing noch eine Besichtigung vorgenommen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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