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"Polizei behindert Justiz"
"Polizei behindert Justiz"

"Polizei behindert Justiz"

Auch am zweiten Tag des Prozesses gegen Pio Teek ging die Strategie des Anwaltsteams um Richard Meatcalfe auf: Die Arbeit der Polizei wurde auseinander genommen sowie auf Widersprüche, Ungereimtheiten und Nichtbefolgung von rechtlichen Vorschriften hingewiesen.

Windhoek - Damit sollte der Vorwurf untermauert werden, dass die Anklage gegen den Ex-Oberrichter Teek durch die Polizei künstlich zu Lasten des Angeklagten aufgebauscht wurde: "Es scheint, als ob hier eine selektive Präsentation des Beweismaterials erfolgt, richtig?", so Meatcalf während der Vernehmung des für die Koordinierung der Kriminalitätsbekämpfung in der Khomas-Region zuständigen Kommissars Marius Visser.

Es sei nichts Schlimmes passiert, hatte die Verteidigung bereits am ersten Prozesstag erklärt: Die Mitnahme von zwei kleinen Mädchen aus Katutura sei ein "Akt der Freundlichkeit" gewesen, so Teek in seinem von Meatcalf verlesenem Unschuldsbekenntnis. Er, Teek, sei eigentlich auf der Suche nach einem bestimmten Arbeiter gewesen. In Katutura, nahe des Single Quarter, habe er dann zuerst einige auf der Straße spielenden Jungs etwas herumgefahren und ihnen dann an einem Kapana-Stand gebratenes Fleisch gekauft.

Dann seien die Jungen abgesprungen und drei Mädchen auf den Wagen geklettert. Diese seien "dünn und schmutzig" gewesen. Auf seine Frage hätten diese geantwortet, dass ihre Mütter sie schlagen würden, deshalb wollten sie nicht nach Hause gehen. Sodann habe Teek ihnen angeboten, bei ihm zu essen. Eines der Mädchen habe abgelehnt, zwei andere, neun und zehn Jahre alt, seien zu seinem Grundstück in Brakwater mitgekommen. Der Angeklagte habe ihnen Fleisch gegeben, sie hätten das Schwimmbad benutzt und dann auf dem Sofa geschlafen, während er in seinem Schlafzimmer gewesen sei. Schließlich habe er sie am nächsten Morgen zurückgebracht. Diese Aufmerksamkeiten bezeichnete Teeks Anwalt im Kreuzverhör der Mutter der 10-Jährigen als der "Herero-Kultur entsprechend".

Bereits am Montag waren im Kreuzverhör der Untersuchungsbeamtin Johanna Haraes, Leiterin der Schutzeineinheit für Frauen und Kinder, gravierende Mängel in der Art und Weise festgestellt worden, wie die Polizei mit den Vorwürfen gegen Teek umging. Wichtige Dinge seien nicht "anständig untersucht worden". So habe es etwa niemand für notwendig gehalten, eidesstattliche Erklärungen der Eltern der Mädchen aufzunehmen.

Laut Aussage eines Mädchens habe Teek ihnen zwei Bier hingestellt. Sie habe jedoch nicht trinken wollen, deshalb habe er ihren Mund aufgehalten und Bier eingeflößt. "Sicherlich würde in einem solchen Fall Bier auf die Kleider des Mädchens gelangen. Wurden die Kleider des Kindes zur Laboruntersuchung gegeben? Eine Selbstverständlichkeit, oder?", fragte Meatcalf. "Nein", entgegnete Polizist Visser. Die Bierflaschen, die in Teeks Haus gefunden wurden, habe Marius Visser ins forensische Labor zur Untersuchung gegeben. Nach DNA-Spuren und Fingerabdrücken sollte gefahndet werden. Jedoch sei diese Untersuchung nie durchgeführt worden, so Meatcalfe. Das Kreuzverhör gipfelte in Meatcalfs Feststellung, dass sich die Polizei selbst der Justizbehinderung schuldig gemacht habe.

Für den Prozess, der heute fortgesetzt wird, wurde der südafrikanische Richter Lebotsang Bosielo vorübergehend zum amtierenden Richter ernannt. Für den Staat war Heidi Jacobs anwesend.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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