Polizei-Sondereinheit ohne Pardon für Vergewaltiger
Von den 30 registrierten Vergewaltigungen im letzten Jahr in Swakopmund, Henties Bay, Walvis Bay und Arandis sind 13 Fälle an Minderjährigen begannen worden. Das bedeutet: eine Gewalttat an einer Person, meist weiblichen Geschlechts, unter 18 Jahren.
Jüngst fiel ein angeblich 19-jähriger junger Mann in der Damentoilette des Swakopmunder Fußballclubs über ein 16-jähriges Mädchen her und zwang sie zum Geschlechtsverkehr. Der Fall wurde der Polizei gemeldet, eine Untersuchung eingeleitet, doch der Täter ist noch auf freiem Fuß.
Während er sich vielleicht sicher fühlt, oder, wie so oft durch Psychologen und Experten bestätigt, er sich seine Tat als einen Kavaliersdelikt einredet, bemüht sich die Abteilung Kinder und Mutterschutz der Walvis Bayer Polizei um Aufklärung. Dort arbeiten sechs Beamtinnen tagein, tagaus mit solchen Delikten. Sie sind für diejenigen da, die Schutz und Hilfe bedürfen: für die Opfer.
"Vergewaltigungen haben bei uns Priorität", erklärte Reinette Cronj", die Leiterin der Schutzabteilung, "da lassen wir alles stehen und liegen und beschäftigen uns erst einmal mit dieser schwerwiegenden Sache." Die wenigsten Vergewaltiger gehen kopflos ans Werk, das wissen sie. "Wenn ein Mann vergewaltigen will, dann wird er es tun", sagt Polizeibeamtin Hilma Menjano, "und es ist falsch zu glauben, dass es nur Mädchen oder Frauen in Miniröcken trifft".
Dabei achten die meisten Täter schon darauf, dass sie hinterher nicht erwischt werden, oder sie versuchen zumindest, nicht strafrechlich zur Verantwortung gezogen zu werden. Ein bekanntes Schema: Der Täter erwidert vorher die eventuelle Anmache, er geht auf die weibliche Person ein, mimt auf Gefühl und Verliebtsein und vergewissert sich gleichzeitig, dass es bei seinem Vergreifen keinen Zeugen geben wird. Oder anders gesehen: Die männliche Person fühlt sich in seinem Ego gekränkt, weil sie nach einer flüchtigen Liebelei dann doch von seinem "Opfer" ein "Nein" zu hören bekommt. Der Drang nach Sex hat sich inzwischen in ihm so aufgestaut, dass er eine plötzliche abweisende Haltung nicht mehr akzeptieren kann und nun "dem Weib" eine Lektion erteilen will.
Wird der Täter dann doch überführt, stehen dem Opfer erneute Schreckensmomente bevor: der Gang in den Gerichtssaal. Denn: In Namibia verlangt das Gesetz, dass der Täter sein Opfer während der Gerichtsverhandlung sehen soll. Besonders schwer wird es dann bei Gegenüberstellungen, wenn der Verteidiger des Täters durch Aussage gegen Aussage, gewollten Sex, Provokation, ja selbst der Anwalt die Tat als ein Kavaliersdelikt darstellen will, um so seinen Mandanten herauszuboxen: "Sie hat ja provozierend mitgemacht."
"Als Untersuchungsbeamte muss ich vor Gericht die Schuld des Täters beweisen", sagte Reinette Cronj". Da sei die Mitarbeit des Opfers besonders gefragt. "Das bedarf Einfühlungsvermögen, denn oft wird die Frau von Selbstvorwürfen und Scham geplagt."
Sich zum Beispiel an einer Frau oder einer Minderjährigen im betrunkenen Zustand zu vergreifen geschehe meist nachts. Darüber hat die Polizei jedoch noch keine Statistik. "Alkohol gibt dir den Mut, das zu tun, was du schon immer tun wolltest", fügt Loiele Uushona hinzu. Und wie steht es mit dem Opfer, das vielleicht selbst unter Alkoholeinfluss stand? "Betrunkene Opfer sind einfache Opfer, denn sie wehren sich kaum", erklärt Cronj". Damit habe der Täter, der sich in den meisten Fällen mit "sie wollte es doch so", absichern will, vor Gericht wenig Chancen: "Eine betrunkene Frau ist nicht fähig, ihre Zustimmung zum Sex zu geben, so steht es im ,Rape Act of 2000"."
Eine Anschuldigung auf Vergewaltigung bleibt 15 Jahre gültig, auch wenn das Opfer vor Gericht - aus welchen Gründen auch immer - die Klage zurückzieht. Ein Vergewaltigungsfall kann binnen dieser 15 Jahre immer wieder geöffnet, der Täter verurteilt und inhaftiert werden. Und auf Vergewaltigung einer Minderjährigen stehen 20 Jahre Haft.
Reinette Cronj" und Loiele Uushona riefen am 17. Februar 1997 die Abteilung Mutter und Kinderschutz von Walvis Bay ins Leben. Das inzwischen zu sechs Beamtinnen herangewachseneTeam teilt sich ein Beamtenwagen, sie wickeln Telefongespräche an einem Telefon ab und bearbeiten manchmal drei Fälle gleichzeitig. Es geht hierbei nicht nur um Vergewaltigungen, alle Arten von Missbrauch stehen auf der Liste. "Wir wünschen uns schon mehr Ausbildungskurse, damit wir den Opfern besser helfen können", gesteht Cronj".
Im letzten Jahr hatten sie die Möglichkeit, an einem Informationsaustausch in Psychologie teilzunehmen. Das sei allein schon für ihren seelischen Aufbau wichtig gewesen. "Es gibt manchmal Momente, da bin ich so fertig, dass ich einfach nur gehen möchte. Dann sehe ich kein Weiterkommen." Doch einzelne Erfolge bauen die ganze Mannschaft wieder auf. "Triumpfgefühle zählen."
In ihrer Opferstatistik ist auch eine Spalte für "vergewaltigte männliche Opfer" vorgesehen. "Das sind diejenigen, die ihre Strafe wegen Vergewaltigung im Gefängnis absitzen und durch Mitgefangene eine Lektion erteilt bekommen", erklärte Cronj", "wir geben diese Fälle in unserer Statistik an, untersuchen sie aber nicht. Ich weigere mich, demjenigen bei einer Vergewaltigung beizustehen, den ich wegen der gleichen Tat an einer Frau in den Knast gebracht habe", sagt die Beamtin abschließend.
Jüngst fiel ein angeblich 19-jähriger junger Mann in der Damentoilette des Swakopmunder Fußballclubs über ein 16-jähriges Mädchen her und zwang sie zum Geschlechtsverkehr. Der Fall wurde der Polizei gemeldet, eine Untersuchung eingeleitet, doch der Täter ist noch auf freiem Fuß.
Während er sich vielleicht sicher fühlt, oder, wie so oft durch Psychologen und Experten bestätigt, er sich seine Tat als einen Kavaliersdelikt einredet, bemüht sich die Abteilung Kinder und Mutterschutz der Walvis Bayer Polizei um Aufklärung. Dort arbeiten sechs Beamtinnen tagein, tagaus mit solchen Delikten. Sie sind für diejenigen da, die Schutz und Hilfe bedürfen: für die Opfer.
"Vergewaltigungen haben bei uns Priorität", erklärte Reinette Cronj", die Leiterin der Schutzabteilung, "da lassen wir alles stehen und liegen und beschäftigen uns erst einmal mit dieser schwerwiegenden Sache." Die wenigsten Vergewaltiger gehen kopflos ans Werk, das wissen sie. "Wenn ein Mann vergewaltigen will, dann wird er es tun", sagt Polizeibeamtin Hilma Menjano, "und es ist falsch zu glauben, dass es nur Mädchen oder Frauen in Miniröcken trifft".
Dabei achten die meisten Täter schon darauf, dass sie hinterher nicht erwischt werden, oder sie versuchen zumindest, nicht strafrechlich zur Verantwortung gezogen zu werden. Ein bekanntes Schema: Der Täter erwidert vorher die eventuelle Anmache, er geht auf die weibliche Person ein, mimt auf Gefühl und Verliebtsein und vergewissert sich gleichzeitig, dass es bei seinem Vergreifen keinen Zeugen geben wird. Oder anders gesehen: Die männliche Person fühlt sich in seinem Ego gekränkt, weil sie nach einer flüchtigen Liebelei dann doch von seinem "Opfer" ein "Nein" zu hören bekommt. Der Drang nach Sex hat sich inzwischen in ihm so aufgestaut, dass er eine plötzliche abweisende Haltung nicht mehr akzeptieren kann und nun "dem Weib" eine Lektion erteilen will.
Wird der Täter dann doch überführt, stehen dem Opfer erneute Schreckensmomente bevor: der Gang in den Gerichtssaal. Denn: In Namibia verlangt das Gesetz, dass der Täter sein Opfer während der Gerichtsverhandlung sehen soll. Besonders schwer wird es dann bei Gegenüberstellungen, wenn der Verteidiger des Täters durch Aussage gegen Aussage, gewollten Sex, Provokation, ja selbst der Anwalt die Tat als ein Kavaliersdelikt darstellen will, um so seinen Mandanten herauszuboxen: "Sie hat ja provozierend mitgemacht."
"Als Untersuchungsbeamte muss ich vor Gericht die Schuld des Täters beweisen", sagte Reinette Cronj". Da sei die Mitarbeit des Opfers besonders gefragt. "Das bedarf Einfühlungsvermögen, denn oft wird die Frau von Selbstvorwürfen und Scham geplagt."
Sich zum Beispiel an einer Frau oder einer Minderjährigen im betrunkenen Zustand zu vergreifen geschehe meist nachts. Darüber hat die Polizei jedoch noch keine Statistik. "Alkohol gibt dir den Mut, das zu tun, was du schon immer tun wolltest", fügt Loiele Uushona hinzu. Und wie steht es mit dem Opfer, das vielleicht selbst unter Alkoholeinfluss stand? "Betrunkene Opfer sind einfache Opfer, denn sie wehren sich kaum", erklärt Cronj". Damit habe der Täter, der sich in den meisten Fällen mit "sie wollte es doch so", absichern will, vor Gericht wenig Chancen: "Eine betrunkene Frau ist nicht fähig, ihre Zustimmung zum Sex zu geben, so steht es im ,Rape Act of 2000"."
Eine Anschuldigung auf Vergewaltigung bleibt 15 Jahre gültig, auch wenn das Opfer vor Gericht - aus welchen Gründen auch immer - die Klage zurückzieht. Ein Vergewaltigungsfall kann binnen dieser 15 Jahre immer wieder geöffnet, der Täter verurteilt und inhaftiert werden. Und auf Vergewaltigung einer Minderjährigen stehen 20 Jahre Haft.
Reinette Cronj" und Loiele Uushona riefen am 17. Februar 1997 die Abteilung Mutter und Kinderschutz von Walvis Bay ins Leben. Das inzwischen zu sechs Beamtinnen herangewachseneTeam teilt sich ein Beamtenwagen, sie wickeln Telefongespräche an einem Telefon ab und bearbeiten manchmal drei Fälle gleichzeitig. Es geht hierbei nicht nur um Vergewaltigungen, alle Arten von Missbrauch stehen auf der Liste. "Wir wünschen uns schon mehr Ausbildungskurse, damit wir den Opfern besser helfen können", gesteht Cronj".
Im letzten Jahr hatten sie die Möglichkeit, an einem Informationsaustausch in Psychologie teilzunehmen. Das sei allein schon für ihren seelischen Aufbau wichtig gewesen. "Es gibt manchmal Momente, da bin ich so fertig, dass ich einfach nur gehen möchte. Dann sehe ich kein Weiterkommen." Doch einzelne Erfolge bauen die ganze Mannschaft wieder auf. "Triumpfgefühle zählen."
In ihrer Opferstatistik ist auch eine Spalte für "vergewaltigte männliche Opfer" vorgesehen. "Das sind diejenigen, die ihre Strafe wegen Vergewaltigung im Gefängnis absitzen und durch Mitgefangene eine Lektion erteilt bekommen", erklärte Cronj", "wir geben diese Fälle in unserer Statistik an, untersuchen sie aber nicht. Ich weigere mich, demjenigen bei einer Vergewaltigung beizustehen, den ich wegen der gleichen Tat an einer Frau in den Knast gebracht habe", sagt die Beamtin abschließend.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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