Polizisten stehlen Schafe
Von Dirk Heinrich,
Windhoek/Blumfelde
Einer meiner Arbeiter entdeckte am Donnerstagabend beim Patrouillieren des Grenzzaunes an der Hauptschotterstraße etliche mit Draht festgebundene Schafe. Er fuhr mit einer Donkeykarre nach Hause zu einem Posten, von wo aus er mich per Handy informierte. Ich rief einige Nachbarn an und wir legten uns am Anfang und Ende der Farm auf die Lauer“, berichtete der Farmer Jan Ackermann am Freitag der AZ. Unter den Farmern, die alarmiert wurden, habe sich auch der Polizeireservist Apie van Niekerk von der Derm Police Support Initiave (DPSI) befunden. „Gegen 22 Uhr gewahrten wir ein Fahrzeug, welches die Schotterstraße C41 an meiner Farm bei Blumfede entlangfuhr und die Warnblinker eingeschaltet hatte, wahrscheinlich ein Zeichen für die Viehdiebe, die die Schafe ausgesucht, zusammengetrieben und mit Draht festgebunden hatten“, sagte Ackermann.
Kurz darauf sei van Niekerk vorbeigekommen und nach ihm das inzwischen umgekehrte verdächtige Fahrzeug. Die Farmer hätten die Viehdiebe beobachtet und sich per Handy auf dem Laufenden gehalten. Als das inzwischen als Polizeifahrzeug identifizierte verdächtigte Auto schließlich losgefahren sei, habe van Niekerk die Straße blockiert und sein Blaulicht angeschaltet; das gesuchte Auto sei – nun ebenfalls mit Blaulicht – nähergekommen und habe angehalten. Als der Reservepolizist die geschlossene Ladefläche habe untersuchen wollen, sei der Fahrer davongerast. Eine wilde Verfolgungsjagd in Richtung Aranos habe begonnen, aber van Niekerk habe wegen des Staubes auf der Schotterstraße nicht an dem Fluchtfahrzeug vorbeikommen können.
„Plötzlich begannen die Insassen des Polizeifahrzeuges bei einer Geschwindigkeit von 140 Kilometern pro Stunde, die lebenden Schafe aus dem Fahrzeug zu werfen. Die Tiere brachen sich die Beine, hatten innere Verletzungen und schwere Prellungen. Weil die Tierkörper im Staub in der Dunkelheit eine Gefahr waren, musste die Verfolgung abgebrochen werden“, so Ackermann. Den meisten seiner Schafe habe er noch in der Nacht „die Kehle durchschnitten, um sie von ihrem Leiden zu erlösen“. Reservepolizisten in allen Gegenden der Hardap-Region seien informiert worden und sollten die Präsenz der Fahrzeuge bei den einzelnen Polizeiwachen prüfen. Nirgends habe ein Polizeiwagen gefehlt. Schließlich wendete sich Ackermann an den Befehlshaber der Hardap-Region. Ein Reservist habe gemeldt, dass er das Fahrzeug der Polizeiwache Aminuis am Morgen in Gobabis gesehen habe. Nachdem das Fahrzeug beschrieben worden sei, hätten Farmer gemeldet, dass sie dieses am Nachmittag in der Blumfelde- und Uhlenhorst-Gegend wahrgenommen hätten.
„Polizisten fuhren gegen 3 Uhr in der Früh nach Aminuis und entdeckten dort das gesuchte Fahrzeug, in dem sich noch frischer Mist von Schafen befand. Ein Warrant Officer und ein Sergeant der dortigen Polizeiwache sowie zwei weitere Männer wurden verhaftet“, sagte Ackermann. Sie sollen heute dem Richter vorgeführt werden. Anscheinend hatten sie schon am Abend zuvor Schafe aus der Gegend abtransportiert.
Am Freitagmorgen kochten kommunale und kommerzielle Farmer bei einem Treffen mit Polizei-Generalmajor Tjivikua und weiteren hohen Polizeioffizieren im Farmersaal in Uhlenhorst vor Wut. Sie machten deutlich, dass der Polizei nicht mehr getraut werden könne.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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