Polizistin belastet Chinesen

Von Marc Springer, Windhoek Das Verfahren vor Magistratsrichterin Alexis Diergaardt wurde am Freitag mit der Vernehmung der Polizeibeamtin Wilhelmina Shehinyenga fortgesetzt. Diese gab während ihrer Befragung durch Staatsanwalt Simba Nduna zu Protokoll, ihr seien am 24. März 2014 bei einer routinemäßigen Röntgendurchleuchtung bei der Gepäckaufgabe am Hosea-Kutako-Flughafen zwei in Plastik eingeschweißte Taschen mit verdächtigem Inhalt aufgefallen. Deshalb sei sie in den Abflugsbereich des Flughafens gegangen und habe die auf den Namensschildern der beiden Taschen genannten Personen ausgerufen. Darauf hin hätten sich die beiden nebeneinander sitzenden Angeklagten Li Xoaling und Li Zhibing erhoben, die sie auf Englisch beauftragt habe, sie sollten ihr folgen und die Taschen öffnen. Nachdem einer der beiden Chinesen seinem Landsmann ihre Aufforderung übersetzt habe, habe dieser wissen lassen, sein „Boss“, der sich draußen auf dem Parkgelände des Flughafens befände, habe den Schlüssel zu den beiden verschlossenen Taschen. Weil ein Kollege von ihr den angeblichen Chef jedoch nicht habe orten können, sei sie mit den beiden Angeklagten zum Gepäckbereich gegangen, wo jene angegeben hätten, ihnen sei der Inhalt der Taschen bekannt. Anschließend seien die Taschen in ihrer Abwesenheit gewaltsam geöffnet und ein Polizist losgeschickt worden, nach dem dritten Angeklagten Pu Xuexin zu suchen. Der Kollege habe Pu wenig später in einer Toilette entdeckt - ob er sich dort versteckt oder nur „aufgehalten“ habe, könne sie jedoch nicht sagen. Verteidiger Orben Sibeya widersprach dieser Darstellung mit Hinweis darauf, dass keiner seiner Mandanten der englischen Sprache mächtig sei und deshalb auch nicht hätte verstehen können, „was sie von ihnen wissen wollten“. Weil Shehinyenga nach eigenen Angaben keine Gebärdensprache benutzt habe, sei es folglich „ausgeschlossen, dass meine Mandanten ihnen gegenüber angegeben haben, über den Inhalt der Taschen informiert gewesen zu sein“. Sibeya verwies ferner auf eine eidesstaatliche Erklärung, die Shehinyenga bei der Polizei abgegeben habe. Weil sie darin weder eine angebliche Konversation mit den Angeklagten noch einen vermeintlichen Chef auf dem Parkplatz erwähnt habe, sei fraglich, ob sich die Ereignisse wie von ihr geschildert zugetragen hätten. Vielmehr sei es nach Aussage seiner Mandanten so gewesen, dass weder Pu, noch Li Zhibing anwesend waren, als sie mit Li Xoaling gesprochen habe. In einem Teilgeständnis hatte Li Zhibing vergangene Woche zugegeben, über den Inhalt der Taschen informiert gewesen zu sein, die er von einem Bekannten erhalten habe, der ihm für den Transport des Gepäcks nach China 3000 US$ versprochen habe. In der Klageerwiderung hatte Li gleichzeitig betont, weder Li Xoaling noch Pu Xuexin seien über den Inhalt der Taschen informiert gewesen, sondern hätten ihm lediglich bei deren Transport geholfen. Der vierte Angeklagte Wang Hui wurde im Mai dieses Jahres in Otjiwarongo verhaftet und als mutmaßlicher Komplize in den Prozess gegen seine drei angeblichen Mittäter integriert. Das Verfahren wird am 14. September fortgesetzt.