Porridge und Schweiß - Ein Tag mit Raleigh International
Windhoek - Rund 100 Jugendliche aus aller Welt sind derzeit mit der britischen Jugendorganisation Raleigh International in Namibia, um sich für diverse Umwelt- und Entwicklungsprojekte zu engagieren. Eines dieser selbst entwickelten Projekte besteht darin, ein Zentrum für Touristenführer des Tsiseb-Hegegebietes am Fuße des Brandbergs zu errichten. Der neue Landesdirektor von Raleigh International hat die AZ zu einem Besuch der Baustelle eingeladen.
"Habt ihr Post mitgebracht?", fragt eines der Mädchen in Raleigh International-T-shirt, als wir nach fünfstündiger Fahrt mit dem Landrover von Windhoek bei der Baustelle am Fuße des Brandbergs ankommen. "Das ist die klassische Begrüßungsfrage", sagt Dai Williams, neuer Landesdirektor für Raleigh International in Namibia, und überreicht eine Tüte mit Briefen. Zehn Jugendliche lassen Schaufel, Spachtel und Ziegelsteine fallen und scharen sich um das Mädchen mit der Posttüte. Ein Lebenszeichen aus der Heimat.
Fünf Wochen ist es her, dass die rund hundert 17- bis 25-Jährigen aus England und anderen Teilen der Welt abgeflogen sind, um drei Monate mit der Jugendorganisation Raleigh International in Namibia zu verbringen. Ein erstes dreiwöchiges Projekt haben die Jugendlichen in unterschiedlichen Gruppierungen bereits hinter sich, nun nähert sich die zweite Projektphase ihrem Ende. Für die rund 15 Freiwilligen am Brandberg heißt das: den Bau eines Empfangszentrums für die Touristenführer des Tsiseb-Hegegebietes so weit zu vervollständigen, dass eine dritte Gruppe das Projekt abschließen kann.
Noch stehen die Mauern erst hüfthoch, wo ein Kiosk, ein kleines Büro mit Lagerraum und Umwelt-Klo sowie ein halbmondförmiges Schattendach entstehen soll. Projektleiterin Sarah mahnt zur Disziplin: "Okay, Leute, wir müssen uns ranhalten, wenn wir nachher noch Fußball spielen wollen". Die Briefe aus der Heimat verschwinden halbgelesen in den Hosentaschen. Zwei Mädchen mischen in einer Schubkarre Zement an, andere Jugendliche schichten Ziegelsteine auf oder graben ein Loch für die Baumstämme, die die Dachstruktur tragen sollen.
An einer Mauer aus abgeflachten Natursteinen arbeiten Freiwillige aus der Tsiseb-Gemeinde unter der Regie eines farbigen Bauunternehmers. "Er ist der Einzige auf dieser Baustelle, der etwas vom Fach versteht", erklärt mir Projektleiterin Sarah. Er ist auch - abgesehen von den Raleigh International-Projektleitern - der einzige, der für seine Arbeit an dem Bau ein Gehalt bezieht. Trotzdem mischen viele freiwillige Hände aus der am Brandberg angesiedelten Gemeinde mit. Schließlich ist das Projekt nur zu ihrem Nutzen. Das entstehende Touristenführerzentrum soll den "Daureb Mountain Guides" bei ihren Führungen zur "Weißen Dame", der berühmtesten Felszeichnung Namibias, einen professionelleren Anstrich verleihen. Bisher hatten die Daureb Mountain Guides (Daureb ist der Damara-Name für Brandberg) von einer kleinen Holz- und Schattennetzkonstruktion aus ihre Führungen angeboten und ihre Souvenirs unter einem Baum verkauft.
Zur Zeit verdienen sich 22 Mitglieder des Tsiseb-Hegegebietes ihren Lebensunterhalt mit Führungen zur "White Lady". Abgesehen von dem etwa drei Kilometer entfernten "Ugab Wilderness Camp" ist dies die einzige Einnahmequelle für die Gemeinde. Bei durchschnittlich zwei bis vier Besucherautos am Tag springt dabei für die einzelnen Führer nicht viel heraus. N$ 10 pro Tourist gehen in die eigene Tasche, N$ 5 pro Auto an den "Daureb Mountain Guides"-Fonds. Aus dem Fonds werden gemeinsame Unkosten wie beispielsweise Schreibutensilien finanziert. Irgendwann, so hofft die Gemeinde, kann mit dem Geld auch irgendwie das Wasserproblem gelöst werden. Momentan fließt noch ein kleiner Bach mit glasklarem Wasser aus der Tsiseb-Schlucht des Brandbergs an dem Zentrum vorbei. In wenigen Monaten aber wird es versiegt sein - bis zur nächsten Regenzeit. "Dann trinken wir Damaras halt drei Monate lang nichts", meint Karel !Naibab mit verschmitztem Lachen.
Karel ist Vizepräsident der "Daureb Mountain Guides" und von der Hilfe von Raleigh International sehr angetan. Die Arbeit der Jugendorganisation habe eine Art Schneeballeffekt auf die lokale Gemeinde, sagt er. "Unsere Frauen haben gesehen, wie hier selbst die Mädchen von Raleigh International mit anpacken. Bisher dachten sie immer, das wäre Männerarbeit, aber jetzt haben manche von ihnen erkannt, dass sie durchaus auch solche Arbeiten erledigen können."
Am späten Nachmittag legen Raleigh International und die freiwilligen Helfer das Werkzeug zur Seite. Heute soll es ein Fußballspiel geben - Raleigh International gegen die Tourguides. Hinter einem Hügel, an dessen Fuße die Jugendorganisation ihr Zeltlager errichtet hat, erstreckt sich ein weites Tal mit verstreuten Blech- und Lehmhütten. Im Westen erhebt sich das Brandbergmassiv, vom Abendlicht rot angestrahlt, gen Osten ist der Blick frei auf grasgelbe Hügel, die sanft in die Ebene hinabrollen. Als das Spiel beginnt, sind die rund 30 Fußballer jedoch blind für die atemberaubende Landschaft. Schwarze und weiße Körper wirbeln unter dem aufmunternden Geträller von Damarafrauen und -kindern Staubwolken auf. Als es so dunkel ist, dass kaum noch einer den Ball erkennen kann, wird unter lautem Hallo das Spiel beendet. 2 zu 1 für Raleigh.
Der Kontakt zu den lokalen Einheimischen ist für Raleigh International sehr wichtig und fruchtbar, sagt Projektleiterin Sarah. "Es ist fantastisch, wie sie sich für das Projekt begeistern und mithelfen. Wir mussten aber erst klarmachen, dass es kein Essen oder Geld als Gegenleistung gibt, dass es wirklich freiwillige Arbeit zu ihrem eigenen Nutzen ist", so Sarah. Als die erste Raleigh-International-Gruppe abreiste, kaufte die Jugendorganisation eine Ziege und lud alle Helfer zu einem Abschiedsessen ein. Bedingung: Es darf während der Feier kein Alkohol konsumiert werden. Die meisten Konflikte bei Raleigh International-Aktionen in der Vergangenheit sind aufgetreten, wenn Alkohol mit im Spiel war, erzählt auch Landesdirektor Dai Williams. Deshalb hat die britische Organisation schon vor vielen Jahren Alkoholverbot für ihre Expeditionen in aller Welt verhängt.
Verschwitzt aber glücklich zurück im Zeltlager, freut sich alles auf das Abendessen. Aus riesigen, verbeulten Alutöpfen verteilt die "Chefköchin" des Tages Reis und eine breiige Sojasauße auf die vielen ausgestreckten Teller. Ich verzichte auf den Nachschlag. Die jugendlichen Abenteurer haben sich längst an die spartanische Diät gewöhnt und verschlingen das optisch wenig ansprechende Abendessen mit Heißhunger. Die drei Monate mit Raleigh International sind eine Übung in Bescheidenheit; wer daheim mehr Luxus gewohnt war, muss umdenken. Aus welchem Zuhause der Einzelne kommt, spielt hier keine Rolle mehr. Der Großteil der Jugendlichen aus aller Welt musste 3000 britische Pfund für seine Teilnahme an dem Namibia-Abenteuer aufbringen. Andere stammen aus armen Familien oder wurden aus Jugendhilfsgruppen rekrutiert. Ihr Unkostenbeitrag wird von der Organisation gesponsert, wie auch derjenige der namibischen Teilnehmer.
19 Namibier nehmen an den aktuellen Expeditionen von Raleigh International teil - die meisten davon in der Hoffnung, anschließend einen Job bei der Organisation zu finden oder zumindest mit einer guten Referenz auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen zu haben. Der 23-jährige Damara Rudi Naibab ist Vorzeigemodell dieses Experiments. Er stammt aus eben der Gemeinde am Brandberg, für die Raleigh International gerade das Touristenführerzentrum errichtet. Rudi war einer der ersten "Daureb Mountain Guides"; heute ist er bei Raleigh International als "trekking guide" eingestellt und führt Gruppen der Jugendorganisation auf ihren Fußmärschen durch die Riviere Ugab und Huab an.
Nach dem Essen sitzen wir im Kreis ums Lagerfeuer, über uns der klare namibische Nachthimmel. Man lässt den Tag Revue passieren. Die "Tagesleiterin" berichtet von den Fortschritten am Bau, von Problemen und fehlendem Baumaterial. Der Leiter für den folgenden Tag wird bestimmt; er muss entscheiden, was Morgen geschafft werden soll, wer welche Aufgaben übernimmt. Jeweils Zwei sind im Turnus für das Kochen und für die Ordnung im Zeltlager zuständig. Jeder muss mindestens einmal den "Tagesleiter" machen - und kann dabei seine Tauglichkeit als "Manager" oder Gruppenführer, als Schlichter von etwaigen Konflikten beweisen, erklärt Projektleiterin Sarah.
"Man lernt hier immer wechselnde Aufgaben zu übernehmen, von denen die meisten vorher überhaupt keine Ahnung hatten", sagt auch Landesdirektor Williams. Nützlich ist das nicht nur für Leute, die später einmal Jugendarbeit zum Beruf wählen möchten. In der Tat hat Raleigh International in England so viel Renommee, dass sich eine Teilnahme an einer Expedition der Jugendorganisation in jedem Lebenslauf gut macht. Nach Abschluss einer Expedition erhält jeder ein persönliches Führungszeugnis, das ausführlich über die Fähigkeit zur Teamarbeit, über Managementtauglichkeit, besondere Talente und allgemeines Engagement berichtet.
Um neun ist Zapfenstreich. Ein warmer Wind streicht über das Lager. Aus den Zwei- und Dreipersonenzelten klingt noch eine Weile das Lachen von Teenagerstimmen zu meinem Zelt herüber; Jungs necken Mädchen. Morgen heißt es noch vor Sonnenaufgang wieder raus aus den Schlafsäcken. Bei dem Gedanken an das dann zu erwartende Porridge-Frühstück verkneift sich mein unzufriedener Magen das Knurren, während ich sanft in den Schlaf hinübergleite.
((Im Kasten:))
Auch mal dabeisein?
Raleigh International rekrutiert für jede Expedition auch Freiwillige aus Namibia. Wer zwischen 17 und 25 Jahren alt ist und Englisch spricht, kann sich für ein Probewochenende bei Agnes bewerben, Tel. 061-244784. E-Mail: [email protected].
"Habt ihr Post mitgebracht?", fragt eines der Mädchen in Raleigh International-T-shirt, als wir nach fünfstündiger Fahrt mit dem Landrover von Windhoek bei der Baustelle am Fuße des Brandbergs ankommen. "Das ist die klassische Begrüßungsfrage", sagt Dai Williams, neuer Landesdirektor für Raleigh International in Namibia, und überreicht eine Tüte mit Briefen. Zehn Jugendliche lassen Schaufel, Spachtel und Ziegelsteine fallen und scharen sich um das Mädchen mit der Posttüte. Ein Lebenszeichen aus der Heimat.
Fünf Wochen ist es her, dass die rund hundert 17- bis 25-Jährigen aus England und anderen Teilen der Welt abgeflogen sind, um drei Monate mit der Jugendorganisation Raleigh International in Namibia zu verbringen. Ein erstes dreiwöchiges Projekt haben die Jugendlichen in unterschiedlichen Gruppierungen bereits hinter sich, nun nähert sich die zweite Projektphase ihrem Ende. Für die rund 15 Freiwilligen am Brandberg heißt das: den Bau eines Empfangszentrums für die Touristenführer des Tsiseb-Hegegebietes so weit zu vervollständigen, dass eine dritte Gruppe das Projekt abschließen kann.
Noch stehen die Mauern erst hüfthoch, wo ein Kiosk, ein kleines Büro mit Lagerraum und Umwelt-Klo sowie ein halbmondförmiges Schattendach entstehen soll. Projektleiterin Sarah mahnt zur Disziplin: "Okay, Leute, wir müssen uns ranhalten, wenn wir nachher noch Fußball spielen wollen". Die Briefe aus der Heimat verschwinden halbgelesen in den Hosentaschen. Zwei Mädchen mischen in einer Schubkarre Zement an, andere Jugendliche schichten Ziegelsteine auf oder graben ein Loch für die Baumstämme, die die Dachstruktur tragen sollen.
An einer Mauer aus abgeflachten Natursteinen arbeiten Freiwillige aus der Tsiseb-Gemeinde unter der Regie eines farbigen Bauunternehmers. "Er ist der Einzige auf dieser Baustelle, der etwas vom Fach versteht", erklärt mir Projektleiterin Sarah. Er ist auch - abgesehen von den Raleigh International-Projektleitern - der einzige, der für seine Arbeit an dem Bau ein Gehalt bezieht. Trotzdem mischen viele freiwillige Hände aus der am Brandberg angesiedelten Gemeinde mit. Schließlich ist das Projekt nur zu ihrem Nutzen. Das entstehende Touristenführerzentrum soll den "Daureb Mountain Guides" bei ihren Führungen zur "Weißen Dame", der berühmtesten Felszeichnung Namibias, einen professionelleren Anstrich verleihen. Bisher hatten die Daureb Mountain Guides (Daureb ist der Damara-Name für Brandberg) von einer kleinen Holz- und Schattennetzkonstruktion aus ihre Führungen angeboten und ihre Souvenirs unter einem Baum verkauft.
Zur Zeit verdienen sich 22 Mitglieder des Tsiseb-Hegegebietes ihren Lebensunterhalt mit Führungen zur "White Lady". Abgesehen von dem etwa drei Kilometer entfernten "Ugab Wilderness Camp" ist dies die einzige Einnahmequelle für die Gemeinde. Bei durchschnittlich zwei bis vier Besucherautos am Tag springt dabei für die einzelnen Führer nicht viel heraus. N$ 10 pro Tourist gehen in die eigene Tasche, N$ 5 pro Auto an den "Daureb Mountain Guides"-Fonds. Aus dem Fonds werden gemeinsame Unkosten wie beispielsweise Schreibutensilien finanziert. Irgendwann, so hofft die Gemeinde, kann mit dem Geld auch irgendwie das Wasserproblem gelöst werden. Momentan fließt noch ein kleiner Bach mit glasklarem Wasser aus der Tsiseb-Schlucht des Brandbergs an dem Zentrum vorbei. In wenigen Monaten aber wird es versiegt sein - bis zur nächsten Regenzeit. "Dann trinken wir Damaras halt drei Monate lang nichts", meint Karel !Naibab mit verschmitztem Lachen.
Karel ist Vizepräsident der "Daureb Mountain Guides" und von der Hilfe von Raleigh International sehr angetan. Die Arbeit der Jugendorganisation habe eine Art Schneeballeffekt auf die lokale Gemeinde, sagt er. "Unsere Frauen haben gesehen, wie hier selbst die Mädchen von Raleigh International mit anpacken. Bisher dachten sie immer, das wäre Männerarbeit, aber jetzt haben manche von ihnen erkannt, dass sie durchaus auch solche Arbeiten erledigen können."
Am späten Nachmittag legen Raleigh International und die freiwilligen Helfer das Werkzeug zur Seite. Heute soll es ein Fußballspiel geben - Raleigh International gegen die Tourguides. Hinter einem Hügel, an dessen Fuße die Jugendorganisation ihr Zeltlager errichtet hat, erstreckt sich ein weites Tal mit verstreuten Blech- und Lehmhütten. Im Westen erhebt sich das Brandbergmassiv, vom Abendlicht rot angestrahlt, gen Osten ist der Blick frei auf grasgelbe Hügel, die sanft in die Ebene hinabrollen. Als das Spiel beginnt, sind die rund 30 Fußballer jedoch blind für die atemberaubende Landschaft. Schwarze und weiße Körper wirbeln unter dem aufmunternden Geträller von Damarafrauen und -kindern Staubwolken auf. Als es so dunkel ist, dass kaum noch einer den Ball erkennen kann, wird unter lautem Hallo das Spiel beendet. 2 zu 1 für Raleigh.
Der Kontakt zu den lokalen Einheimischen ist für Raleigh International sehr wichtig und fruchtbar, sagt Projektleiterin Sarah. "Es ist fantastisch, wie sie sich für das Projekt begeistern und mithelfen. Wir mussten aber erst klarmachen, dass es kein Essen oder Geld als Gegenleistung gibt, dass es wirklich freiwillige Arbeit zu ihrem eigenen Nutzen ist", so Sarah. Als die erste Raleigh-International-Gruppe abreiste, kaufte die Jugendorganisation eine Ziege und lud alle Helfer zu einem Abschiedsessen ein. Bedingung: Es darf während der Feier kein Alkohol konsumiert werden. Die meisten Konflikte bei Raleigh International-Aktionen in der Vergangenheit sind aufgetreten, wenn Alkohol mit im Spiel war, erzählt auch Landesdirektor Dai Williams. Deshalb hat die britische Organisation schon vor vielen Jahren Alkoholverbot für ihre Expeditionen in aller Welt verhängt.
Verschwitzt aber glücklich zurück im Zeltlager, freut sich alles auf das Abendessen. Aus riesigen, verbeulten Alutöpfen verteilt die "Chefköchin" des Tages Reis und eine breiige Sojasauße auf die vielen ausgestreckten Teller. Ich verzichte auf den Nachschlag. Die jugendlichen Abenteurer haben sich längst an die spartanische Diät gewöhnt und verschlingen das optisch wenig ansprechende Abendessen mit Heißhunger. Die drei Monate mit Raleigh International sind eine Übung in Bescheidenheit; wer daheim mehr Luxus gewohnt war, muss umdenken. Aus welchem Zuhause der Einzelne kommt, spielt hier keine Rolle mehr. Der Großteil der Jugendlichen aus aller Welt musste 3000 britische Pfund für seine Teilnahme an dem Namibia-Abenteuer aufbringen. Andere stammen aus armen Familien oder wurden aus Jugendhilfsgruppen rekrutiert. Ihr Unkostenbeitrag wird von der Organisation gesponsert, wie auch derjenige der namibischen Teilnehmer.
19 Namibier nehmen an den aktuellen Expeditionen von Raleigh International teil - die meisten davon in der Hoffnung, anschließend einen Job bei der Organisation zu finden oder zumindest mit einer guten Referenz auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen zu haben. Der 23-jährige Damara Rudi Naibab ist Vorzeigemodell dieses Experiments. Er stammt aus eben der Gemeinde am Brandberg, für die Raleigh International gerade das Touristenführerzentrum errichtet. Rudi war einer der ersten "Daureb Mountain Guides"; heute ist er bei Raleigh International als "trekking guide" eingestellt und führt Gruppen der Jugendorganisation auf ihren Fußmärschen durch die Riviere Ugab und Huab an.
Nach dem Essen sitzen wir im Kreis ums Lagerfeuer, über uns der klare namibische Nachthimmel. Man lässt den Tag Revue passieren. Die "Tagesleiterin" berichtet von den Fortschritten am Bau, von Problemen und fehlendem Baumaterial. Der Leiter für den folgenden Tag wird bestimmt; er muss entscheiden, was Morgen geschafft werden soll, wer welche Aufgaben übernimmt. Jeweils Zwei sind im Turnus für das Kochen und für die Ordnung im Zeltlager zuständig. Jeder muss mindestens einmal den "Tagesleiter" machen - und kann dabei seine Tauglichkeit als "Manager" oder Gruppenführer, als Schlichter von etwaigen Konflikten beweisen, erklärt Projektleiterin Sarah.
"Man lernt hier immer wechselnde Aufgaben zu übernehmen, von denen die meisten vorher überhaupt keine Ahnung hatten", sagt auch Landesdirektor Williams. Nützlich ist das nicht nur für Leute, die später einmal Jugendarbeit zum Beruf wählen möchten. In der Tat hat Raleigh International in England so viel Renommee, dass sich eine Teilnahme an einer Expedition der Jugendorganisation in jedem Lebenslauf gut macht. Nach Abschluss einer Expedition erhält jeder ein persönliches Führungszeugnis, das ausführlich über die Fähigkeit zur Teamarbeit, über Managementtauglichkeit, besondere Talente und allgemeines Engagement berichtet.
Um neun ist Zapfenstreich. Ein warmer Wind streicht über das Lager. Aus den Zwei- und Dreipersonenzelten klingt noch eine Weile das Lachen von Teenagerstimmen zu meinem Zelt herüber; Jungs necken Mädchen. Morgen heißt es noch vor Sonnenaufgang wieder raus aus den Schlafsäcken. Bei dem Gedanken an das dann zu erwartende Porridge-Frühstück verkneift sich mein unzufriedener Magen das Knurren, während ich sanft in den Schlaf hinübergleite.
((Im Kasten:))
Auch mal dabeisein?
Raleigh International rekrutiert für jede Expedition auch Freiwillige aus Namibia. Wer zwischen 17 und 25 Jahren alt ist und Englisch spricht, kann sich für ein Probewochenende bei Agnes bewerben, Tel. 061-244784. E-Mail: [email protected].
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Allgemeine Zeitung
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