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Praxisorientiertes Lernen für die Landwirtschaft auf Krumhuk

Die Landwirtschaft in Namibia ist durch ein niedriges fachliches Ausbildungsniveau der angestellten Arbeiter und vieler selbständiger Farmer gekennzeichnet, die oft über einen großen Erfahrungsschatz verfügen, aber wenig fundiertes Fachwissen haben.

Schon der Mangel an grundlegenden Verständnissen der Zusammenhänge, von fundierter fachlicher Qualifikation ganz zu schweigen, wird viel beklagt auf den Farmen - und oft werden etwas besser ausgebildete Arbeiter sogleich durch verlockende Stellenangebote in die Stadt gerufen. Auch die Abgänger der vorhandenen Ausbildungseinrichtungen wie UNAM und Polytechnic bewerben sich selten oder nie um einen Arbeitsplatz in der praktischen Landwirtschaft, so dass auch von dort kein Fachwissen auf die Farmen gelangt.

Nun ist ein praxisorientierter Lehrbetrieb gegründet worden, der diesen Missstand aufarbeiten und neue Impulse geben will: Der Farmerverein Windhoek, die Farmgemeinschaft Krumhuk und eine Handvoll Einzelpersonen haben das Agricultural Training Centre (ATC) Krumhuk gegründet. Mit Förderung aus Deutschland und USA wurde das ehemalige Aris-Hotel südlich von Windhoek zu Schul- und Wohngebäuden umgebaut, Ställe und Gartenanlagen werden eingerichtet. Am 17. Februar 2009 beginnt für die ersten 25 Schüler (die mindestens die 10. Klasse besucht haben, aber nicht älter als 25 Jahre sind) ein dreimonatiger Einführungskursus, der ihnen die ersten Einsichten in das Verständnis um die Funktionen und die Zusammenhänge eines lebendigen, produktiven Farmbetriebes vermittelt.

Zwölf dieser Schüler werden dann für einen zweijährigen Lehrgang ausgewählt, der ihnen tiefere fachliche Erkenntnisse, praktische Erfahrungen und das Verständnis um die Führung eines Farmbetriebs nahebringen soll. Dabei gibt es zwei Fachrichtungen: ländliche Hauswirtschaft und Landwirtschaft. Die ländlichen Hauswirtschaftler/innen bekommen zusätzlich zu den klassischen Aufgaben auch ein Verständnis um Produktverarbeitung und -veredelung, Vorratswirtschaft, Gästebetreuung sowie Pflege und Erziehung vermittelt. Alle Schüler nehmen außerdem am Englisch- und Mathematikunterricht teil. Die Landwirte sollen nicht nur die einzelnen Bereiche wie Vieh- und Wildhaltung, Pflanzenproduktion, Weidewirtschaft, Technik und Finanzen kennen- und verstehen lernen, sondern die tieferen Zusammenhänge erfassen und einen Farmbetrieb als Organismus begreifen lernen.

Dazu gehören Begeisterung und Leidenschaft, die sich in der Arbeit auf dem Land ausdrücken sollen und die von den Ausbildern (erfahrene Farmer/innen und professionelle Ausbilder sowie "Spezialisten" aus den jeweiligen Fachgebieten) zusätzlich zu dem Fachwissen vermittelt werden. Neben der fachlichen Ausbildung wird also auch Persönlichkeitsbildung geboten - es sollen selbstsichere, engagierte Menschen herangebildet werden, die sich den Aufgaben auf den verschiedenen Farmen im modernen Namibia mit Mut zu eigenem Einsatz und mit neuen Lösungsansätzen stellen können.

Das bundesdeutsche Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) hat eine Anschubfinanzierung zugestanden, die den Großteil des Umbaus und der Personal- und Sachkosten für die ersten zwei Jahre in Höhe von ca. einer Million Namibia-Dollar jährlich deckt. Eine weitere, ungebundene Spende von 500000 Namibia-Dollar ist von einem privaten Spender aus den USA eingegangen. Weitere finanzielle und Sach-Unterstützung kommt von Vereinen und Organisationen aus Deutschland. Die Lehrlinge tragen einen Eigenanteil von 500 N$ pro Monat. Verschiedene Firmen im Land haben ihre Unterstützung bezüglich günstiger Einkaufspreise oder Sachspenden zugesagt bzw. schon geleistet, z.B. Ark Trading, Scandia, Powder Industries, Furnmart, Agra. Es bleiben aber immer noch erhebliche Finanzierungslücken, vor allem für die Unterbringung und Versorgung der Lehrlinge.

Ansprechpartner beim ATC ist Andreas Fellner (Tel. 061-306826, E-Mail: [email protected]).

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-30

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