Protest bricht herein
Präsident Nujoma und sein Kabinett sind gezwungen in ihrem Prestige-Projekt der Arbeitsbeschaffung eine kritische Bestandsaufnahme zu machen.
Bisher haben sie mit wütenden Angriffen auf die Kritiker aus dem Windhoeker Stadtrat und auf die Umweltlobby um "Earth Life" versucht, die öffentliche Aufmerksamkeit von den wirklichen Problemen abzulenken.
Jetzt geht das nicht mehr, nachdem das namibische Arbeitsforschungsinstitut, LaRRI, das den Gewerkschaften sehr nahe steht, vor einer Woche das Eis gebrochen hat. Das Schweigen der Gewerkschaften ist der Öffentlichkeit übel aufgefallen. Die erboste Volksmeinung zu Ramatex bricht sich jedoch in den telefonischen Anrufprogrammen im Hauptkanal des namibischen Rundfunks eine Bahn.
Es wundert also wenig, dass Präsident Nujoma gestern einen persönlichen Lokaltermin zur Orientierung in den Textilfabriken von Ramatex hatte, derweil die asiatische Betriebsleitung des Konzerns am Vormittag durch einen Gegenbesuch bei Premierminister Gurirab für Schönwetter sorgen wollte.
Die Regierung steht jetzt vor zwei Kernfragen, nämlich, welch hohen menschlichen und materiellen Preis will sie der einfachen namibischen Arbeiterschaft von Ramatex abverlangen? Denn für die Anpreisung Namibias als attraktiver und lukrativer Industrie-Standort (in diesem Fall für Textilien) muss ein teurer Preis bezahlt werden: Namibier müssen bereit sein und sich dazu von der Regierung motivieren lassen, nicht nur zum Billigtarif sondern zum Billigstlohn zu arbeiten. Das heißt, Namibier müssen für dieses Ziel eher Opfer bringen, als dass sie mit redlichen Einkünften davonkommen.
Die zweite Frage lautet: Wie hoch kann der politische Preis sein, den die Regierung für Namibia als Standort der Billigarbeit zu zahlen bereit ist? Bisher ist es ihr gelungen, den ansonsten aggressiven und Swapo-hörigen Gewerkschaftsverband NUNW zu knebeln. Das Arbeitsforschungsinstitut hat jedoch inzwischen den artikulierten Arbeiterinnen (meist junge Frauen, darunter viele alleinerziehende Mütter) zu einer öffentlichen Plattform verholfen und damit die Gewerkschaft umgangen.
Es liegt im demokratischen Klima der Gesellschaft, dass in dieser Woche im nationalen Anrufprogramm der NBC nach 21.30 Uhr ein namibischer Bürger die Maske vom Ramatex-Skandal heruntergerissen hat. Die Doppelmoral der NUNW-Gewerkschaften und ebenso der Minister war explizit das Angriffsziel des Anrufers. Die Gewerkschaften, die schon längst gegen Ramatex eine Frontstellung eingenommen hätten, wenn der Konzern von einem "Van der Merwe" oder "Van Riebeeck" geleitet würde, sollten sich schämen. Die "so genannten" Genossen/Comrades und Minister - etliche von ihnen besäßen Anteile bei Ramatex - sollten sich ebenso schämen, dass sie sich rühmten, Namibia von der Apartheid befreit zu haben, aber das Volk bei Ramatex nun der neuen Sklaverei zuführten. Derart heftig, aber gründlich durchformuliert, wurde die Empörung, dass sich der Moderator Tebs Xulu genötigt sah, den kritischen Anrufer zur Korrektur zu mahnen und nicht "respektlos von so genannten Comrades" zu sprechen.
Es spricht für Namibia, dass die Leute sich nicht länger düpieren lassen.
Bisher haben sie mit wütenden Angriffen auf die Kritiker aus dem Windhoeker Stadtrat und auf die Umweltlobby um "Earth Life" versucht, die öffentliche Aufmerksamkeit von den wirklichen Problemen abzulenken.
Jetzt geht das nicht mehr, nachdem das namibische Arbeitsforschungsinstitut, LaRRI, das den Gewerkschaften sehr nahe steht, vor einer Woche das Eis gebrochen hat. Das Schweigen der Gewerkschaften ist der Öffentlichkeit übel aufgefallen. Die erboste Volksmeinung zu Ramatex bricht sich jedoch in den telefonischen Anrufprogrammen im Hauptkanal des namibischen Rundfunks eine Bahn.
Es wundert also wenig, dass Präsident Nujoma gestern einen persönlichen Lokaltermin zur Orientierung in den Textilfabriken von Ramatex hatte, derweil die asiatische Betriebsleitung des Konzerns am Vormittag durch einen Gegenbesuch bei Premierminister Gurirab für Schönwetter sorgen wollte.
Die Regierung steht jetzt vor zwei Kernfragen, nämlich, welch hohen menschlichen und materiellen Preis will sie der einfachen namibischen Arbeiterschaft von Ramatex abverlangen? Denn für die Anpreisung Namibias als attraktiver und lukrativer Industrie-Standort (in diesem Fall für Textilien) muss ein teurer Preis bezahlt werden: Namibier müssen bereit sein und sich dazu von der Regierung motivieren lassen, nicht nur zum Billigtarif sondern zum Billigstlohn zu arbeiten. Das heißt, Namibier müssen für dieses Ziel eher Opfer bringen, als dass sie mit redlichen Einkünften davonkommen.
Die zweite Frage lautet: Wie hoch kann der politische Preis sein, den die Regierung für Namibia als Standort der Billigarbeit zu zahlen bereit ist? Bisher ist es ihr gelungen, den ansonsten aggressiven und Swapo-hörigen Gewerkschaftsverband NUNW zu knebeln. Das Arbeitsforschungsinstitut hat jedoch inzwischen den artikulierten Arbeiterinnen (meist junge Frauen, darunter viele alleinerziehende Mütter) zu einer öffentlichen Plattform verholfen und damit die Gewerkschaft umgangen.
Es liegt im demokratischen Klima der Gesellschaft, dass in dieser Woche im nationalen Anrufprogramm der NBC nach 21.30 Uhr ein namibischer Bürger die Maske vom Ramatex-Skandal heruntergerissen hat. Die Doppelmoral der NUNW-Gewerkschaften und ebenso der Minister war explizit das Angriffsziel des Anrufers. Die Gewerkschaften, die schon längst gegen Ramatex eine Frontstellung eingenommen hätten, wenn der Konzern von einem "Van der Merwe" oder "Van Riebeeck" geleitet würde, sollten sich schämen. Die "so genannten" Genossen/Comrades und Minister - etliche von ihnen besäßen Anteile bei Ramatex - sollten sich ebenso schämen, dass sie sich rühmten, Namibia von der Apartheid befreit zu haben, aber das Volk bei Ramatex nun der neuen Sklaverei zuführten. Derart heftig, aber gründlich durchformuliert, wurde die Empörung, dass sich der Moderator Tebs Xulu genötigt sah, den kritischen Anrufer zur Korrektur zu mahnen und nicht "respektlos von so genannten Comrades" zu sprechen.
Es spricht für Namibia, dass die Leute sich nicht länger düpieren lassen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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