Protest gegen Phosphat-Abbau
Naturschützer warnen vor „ökologischem Blindflug im Ozean“
Von Marc Springer
Windhoek
Hintergrund ist das Vorhaben der Firma Namibian Marine Phospate (NMP), in einem rund 60 Kilometer vor der Küste gelegenen Gebiet etwa 120 km südwestlich von Walvis Bay das vor allem als Düngemittel verwendete Mineral vom Meeresboden zu gewinnen. Das Areal ist bis zu 115 Kilometer lang, bis zu 25 Kilometer breit und umfasst ein Territorium von 2233 Quadratkilometern.
Innerhalb dieser Grenzen will NMP zunächst in einer Testzonen aus einer Tiefe von zwischen 180 und 300 Metern mit Hilfe eines Saugbaggers jährlich rund 5,5 Millionen Tonnen Meeressediment an die Oberfläche befördern und dabei jeweils ein Gebiet von bis zu 3 Quadratkilometer abdecken. Über die 20-jährige Laufzeit der geplanten Phosphat-Gewinnung soll eine Fläche von 60 Quadratkilometer erfasst werden.
Das Umweltministerium hatte NMP am 5. September 2016 eine dafür notwendige Unbedenklichkeitsbescheinigung erteilt, aber am 2. November wieder entzogen, nachdem bei einer öffentlichen Anhörung erhebliche Vorbehalte gegen die angeblich umweltschädliche Phosphat-Gewinnung am Meeresboden laut wurden. Gleichzeitig hatte Shifeta eine zweite Anhörung angesetzt, um weitere Meinungen zu dem umstrittenen Vorhaben einzuholen.
Unerprobte Technologie
Bei dieser Anhörung brachte die im Auftrag des Umweltaktivisten Michael Gawaseb agierende Anwältin Uno Katjipuka gestern erhebliche Vorbehalte gegen einen Phosphat-Abbau zum Ausdruck. Dabei hob sie einleitend hervor, dass ein maritimer Abbau des Minerals bisher von den Regierungen sämtlichen dafür geeigneten Länder abgelehnt worden sei, weshalb es keine Erfahrungswerte über die Folgen eines solchen Vorgehens gebe.
Aus diesem Grunde sei grundsätzlich „größte Vorsicht“ geboten, weil „wir nicht wissen, welche Auswirkungen ein Phosphat-Abbau auf die Ökologie des Ozeans hat, da sich die damit verbundenen Folgen vermutlich erst nach Jahren zeigen würden“. Es bestehe folglich die Gefahr, dass Schäden erst dann sichtbar würden, „wenn sie sich nicht mehr rückgängig machen lassen“. Schließlich könne „der zuvor extrahierte Meeresboden nicht mehr an Ort und Stelle zurückgebracht werden, wenn wir erkennen, was wir angerichtet haben“.
Ökologischer Blindflug
Diese Gefahr sei in aktuellem Fall besonders ausgeprägt, weil die von NMP angestrebte Freigabe für einen Zeitraum von 20 Jahren gelten würde und in dieser Zeit „irreversible Schäden“ an der sensiblen Meeresökologie angerichtet würden. So sei beispielsweise relativ sicher, dass durch die Phosphat-Gewinnung große Mengen an Sedimenten vom Meeresboden aufgewühlt und dadurch Fische aus dem Gebiet vertrieben würden.
Da das von NMP identifizierte Areal vielen kommerziell genutzten Fischarten als Laichgebiet diene, müsse mit einer drastischen Abnahme dieser Spezies gerechnet werden. Dies werde zu einem Verlust der Artenvielfalt bzw. einem Rückgang der Bestände führen und die namibische Fischereiindustrie beeinträchtigen, die nicht nur tausende Arbeitsplätze schaffe, sondern auch wesentlich zum Bruttoinlandsprodukt beitrage.
Maritime Kettenreaktion
„Selbst NMP kann nicht mit Gewissheit sagen, was die Freisetzung von Schwebstoffen und Mineralien für Folgen für Plankton und andere die Organismen im Ozean haben wird, die von Nährstoffen im Meeresboden abhängen und Fischen als Nahrungsquelle dienen“, erklärte Katjipuka und ergänzte: „Sollten diese Organismen verschwinden, würden Fische ihrer Nahrungsquelle beraubt und wäre das der Beginn einer fatalen Kettenreaktion.“ Solange die Folgen der Phosphat-Gewinnung folglich nicht absehbar seien, dürfe sich Namibia auch im Interesse künftiger Generationen nicht zum „Testlabor“ einer unerprobten Technologie machen lassen.
Demnach riet Katjipuka dringend dazu, unter Beteiligung von Wissenschaftlern, Naturschützern und Meeresbiologen weitere Forschung zu unternehmen, bevor über die Freigabe eines Phosphat-Abbaus entschieden werde. Bis dahin solle eine Phosphat-Gewinnung am Meeresboden untersagt oder nur an Land genehmigt werden, „weil selbst NMP nicht zu sagen vermag, wie sie die ökologischen Folgen der Phosphat-Gewinnung im Ozean minimieren wollen“.
NMP kontert Kritik
Der für NMP auftretende Anwalt Deon Obbes widersprach dieser Darstellung mit Hinweis darauf, seine Mandanten hätten unter großem finanziellen Aufwand eine umfangreiche Umweltstudie erstellt, die von unabhängigen Experten „in höchsten Tönen gelobt“ worden sei. Diese Sachverständigen seien unter Berufung auf die Forschungsergebnisse von NMP zu dem Ergebnis gelangt, dass die von seinen Klienten geplante Phosphat-Gewinnung „keine negativen Folgen für die Meeresökologie“ haben werde.
Die Argumentation der Umweltaktivisten hingegen stütze sich nicht auf wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auf „vage Vermutungen, Mutmaßungen und Spekulationen“. Dementsprechend hätten die Gegner eines Phosphat-Abbaus keinerlei empirische Belege dafür vorgebracht, dass ein Phosphat-Abbau am Meeresboden der maritimen Ökologie nachhaltig schaden würde und deshalb verboten werden müsse. Folglich seien die auf „Hörensagen, Panikmache und Emotion“ beruhenden Einwände weitgehend irrelevant, weil „es kein Gebot ist, dass etwas, dass noch nie gemacht wurde, auch in Zukunft nicht gemacht werden darf“.
Windhoek
Hintergrund ist das Vorhaben der Firma Namibian Marine Phospate (NMP), in einem rund 60 Kilometer vor der Küste gelegenen Gebiet etwa 120 km südwestlich von Walvis Bay das vor allem als Düngemittel verwendete Mineral vom Meeresboden zu gewinnen. Das Areal ist bis zu 115 Kilometer lang, bis zu 25 Kilometer breit und umfasst ein Territorium von 2233 Quadratkilometern.
Innerhalb dieser Grenzen will NMP zunächst in einer Testzonen aus einer Tiefe von zwischen 180 und 300 Metern mit Hilfe eines Saugbaggers jährlich rund 5,5 Millionen Tonnen Meeressediment an die Oberfläche befördern und dabei jeweils ein Gebiet von bis zu 3 Quadratkilometer abdecken. Über die 20-jährige Laufzeit der geplanten Phosphat-Gewinnung soll eine Fläche von 60 Quadratkilometer erfasst werden.
Das Umweltministerium hatte NMP am 5. September 2016 eine dafür notwendige Unbedenklichkeitsbescheinigung erteilt, aber am 2. November wieder entzogen, nachdem bei einer öffentlichen Anhörung erhebliche Vorbehalte gegen die angeblich umweltschädliche Phosphat-Gewinnung am Meeresboden laut wurden. Gleichzeitig hatte Shifeta eine zweite Anhörung angesetzt, um weitere Meinungen zu dem umstrittenen Vorhaben einzuholen.
Unerprobte Technologie
Bei dieser Anhörung brachte die im Auftrag des Umweltaktivisten Michael Gawaseb agierende Anwältin Uno Katjipuka gestern erhebliche Vorbehalte gegen einen Phosphat-Abbau zum Ausdruck. Dabei hob sie einleitend hervor, dass ein maritimer Abbau des Minerals bisher von den Regierungen sämtlichen dafür geeigneten Länder abgelehnt worden sei, weshalb es keine Erfahrungswerte über die Folgen eines solchen Vorgehens gebe.
Aus diesem Grunde sei grundsätzlich „größte Vorsicht“ geboten, weil „wir nicht wissen, welche Auswirkungen ein Phosphat-Abbau auf die Ökologie des Ozeans hat, da sich die damit verbundenen Folgen vermutlich erst nach Jahren zeigen würden“. Es bestehe folglich die Gefahr, dass Schäden erst dann sichtbar würden, „wenn sie sich nicht mehr rückgängig machen lassen“. Schließlich könne „der zuvor extrahierte Meeresboden nicht mehr an Ort und Stelle zurückgebracht werden, wenn wir erkennen, was wir angerichtet haben“.
Ökologischer Blindflug
Diese Gefahr sei in aktuellem Fall besonders ausgeprägt, weil die von NMP angestrebte Freigabe für einen Zeitraum von 20 Jahren gelten würde und in dieser Zeit „irreversible Schäden“ an der sensiblen Meeresökologie angerichtet würden. So sei beispielsweise relativ sicher, dass durch die Phosphat-Gewinnung große Mengen an Sedimenten vom Meeresboden aufgewühlt und dadurch Fische aus dem Gebiet vertrieben würden.
Da das von NMP identifizierte Areal vielen kommerziell genutzten Fischarten als Laichgebiet diene, müsse mit einer drastischen Abnahme dieser Spezies gerechnet werden. Dies werde zu einem Verlust der Artenvielfalt bzw. einem Rückgang der Bestände führen und die namibische Fischereiindustrie beeinträchtigen, die nicht nur tausende Arbeitsplätze schaffe, sondern auch wesentlich zum Bruttoinlandsprodukt beitrage.
Maritime Kettenreaktion
„Selbst NMP kann nicht mit Gewissheit sagen, was die Freisetzung von Schwebstoffen und Mineralien für Folgen für Plankton und andere die Organismen im Ozean haben wird, die von Nährstoffen im Meeresboden abhängen und Fischen als Nahrungsquelle dienen“, erklärte Katjipuka und ergänzte: „Sollten diese Organismen verschwinden, würden Fische ihrer Nahrungsquelle beraubt und wäre das der Beginn einer fatalen Kettenreaktion.“ Solange die Folgen der Phosphat-Gewinnung folglich nicht absehbar seien, dürfe sich Namibia auch im Interesse künftiger Generationen nicht zum „Testlabor“ einer unerprobten Technologie machen lassen.
Demnach riet Katjipuka dringend dazu, unter Beteiligung von Wissenschaftlern, Naturschützern und Meeresbiologen weitere Forschung zu unternehmen, bevor über die Freigabe eines Phosphat-Abbaus entschieden werde. Bis dahin solle eine Phosphat-Gewinnung am Meeresboden untersagt oder nur an Land genehmigt werden, „weil selbst NMP nicht zu sagen vermag, wie sie die ökologischen Folgen der Phosphat-Gewinnung im Ozean minimieren wollen“.
NMP kontert Kritik
Der für NMP auftretende Anwalt Deon Obbes widersprach dieser Darstellung mit Hinweis darauf, seine Mandanten hätten unter großem finanziellen Aufwand eine umfangreiche Umweltstudie erstellt, die von unabhängigen Experten „in höchsten Tönen gelobt“ worden sei. Diese Sachverständigen seien unter Berufung auf die Forschungsergebnisse von NMP zu dem Ergebnis gelangt, dass die von seinen Klienten geplante Phosphat-Gewinnung „keine negativen Folgen für die Meeresökologie“ haben werde.
Die Argumentation der Umweltaktivisten hingegen stütze sich nicht auf wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auf „vage Vermutungen, Mutmaßungen und Spekulationen“. Dementsprechend hätten die Gegner eines Phosphat-Abbaus keinerlei empirische Belege dafür vorgebracht, dass ein Phosphat-Abbau am Meeresboden der maritimen Ökologie nachhaltig schaden würde und deshalb verboten werden müsse. Folglich seien die auf „Hörensagen, Panikmache und Emotion“ beruhenden Einwände weitgehend irrelevant, weil „es kein Gebot ist, dass etwas, dass noch nie gemacht wurde, auch in Zukunft nicht gemacht werden darf“.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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