Loading svg Please wait while we translate the article
Präsident Hifikepunye Pohamba redet offen über seine Sorgen
Präsident Hifikepunye Pohamba redet offen über seine Sorgen

Präsident Hifikepunye Pohamba redet offen über seine Sorgen

S. Moldzio: Die erste Frage, Eure Exzellenz: Können Sie bitte Ihre Rolle im Befreiungskampf erläutern.
H. Pohamba: Also meine Rolle war eine große. Ich begann mit der Mobilisierung der Menschen im Land und das war 1960. 1961 reiste ich ins Ausland, um dort gemeinsam mit meinen Kollegen zu mobilisieren. Wir alle standen unter Leitung unseres Präsidenten, Comrade Sam Nujoma, um die Gesellschaft zu mobilisieren - viele Menschen wussten nicht, wo unser Land auf der Karte Afrikas liegt - also begannen wir unser Land bekanntzumachen, zu zeigen, damit die internationale Gesellschaft, verstand und wusste, wo das Land liegt, um dessen Unabhängigkeit wir kämpften. Und danach gingen meine Kollegen zu den Vereinten Nationen, wo ich mich an Aktivitäten der Partei in Ländern wie Sambia und Tansania beteiligte - wir arbeiteten sehr intensiv miteinander.

Meine persönliche Rolle hatte immer eine Verbindung zu der Rolle meiner Kollegen, es war immer eine gemeinsame Rolle.

Als sich die südafrikanische Apartheid-Regierung weigerte, dem Aufruf der internationalen Gemeinschaft und der Bevölkerung Namibias zu folgen, unserem Land Freiheit zu gewähren, beschlossen wir, uns wieder zu treffen unter der Leitung von Comrade Sam Nujoma. Weil die Südafrikaner unsere Forderung und den Aufruf der internationalen Gemeinschaft nicht erfüllen wollten, ließ uns das keine Alternative als Wege zu finden, sie gewaltsam aus dem Land zu verdrängen. Wir mussten uns organisieren und die internationale Gemeinschaft, die Länder mobilisieren, die bereit waren, uns Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Wir fanden Ausrüstung, wir bildeten unsere Leute aus, und wir schickten sie heim, um gegen unseren Feind zu kämpfen. Wegen der Ausrüstung unseres Feindes und weil wir nicht genug hatten, beschlossen wir, unserem Feind die Ausrüstung abzunehmen. Das haben wir sehr wirkungsvoll geschafft. Es dauerte eine lange Zeit, aber letztendlich siegten wir. Die rassistischen Südafrikaner wurden schlussendlich gezwungen, das Land zu verlassen.

Daran war ich also beteiligt und ich betone, das tat ich nicht alleine - es waren wir gemeinsam, als Kollegen. Wir reichten unseren Brüdern und Schwestern die Hand, den Opfern der Apartheid in Südafrika. Das ist, wie wir alle erfolgreich wurden und sie verdrängten. Sie sind nicht mehr da.

S. Moldzio: Wie hat der Freiheitskampf Sie persönlich auf Grund Ihrer eigenen Erlebnisse geformt?
H. Pohamba: Ich weiß nicht, was Sie unter "formen" verstehen - aber ich habe eine Menge gelernt. Ich hatte enge Kollegen, die im Krieg ums Leben kamen. Ich habe Kollegen, die kriegsversehrt sind, die permanent vom Krieg behindert wurden. Ich habe die Zerstörung des Eigentums von unschuldigen Menschen im Norden miterlebt, in den Gebieten, in denen der Befreiungskampf intensiviert wurde. Ich habe die Zerstörung und den Lebensverlust von Bürgern in den Nachbarstaaten gesehen, von denen aus wir operierten, hauptsächlich Sambia und Angola. Ich habe gesehen, wie unsere Mitmenschen in Massengräbern bestattet wurden in Oshatotwe in Sambia, und in Cassinga, in Angola.

Also, ich habe eine Menge gelernt, schlechte Dinge und gute Dinge. Das Gute war, als wir die Flagge am 21. März 1990 zur Unabhängigkeit hissten, und ich den Jubel unserer Bevölkerung erlebte. Dieser Jubel gründete sich auf die schlechte und hässliche Geschichte, in der unsere Mitmenschen vom rassistischen Südafrika getötet worden waren. Und jetzt sind wir hier, wir sind unabhängig. In den vergangenen 22 Jahren haben wir uns auf die soziale und wirtschaftliche Entwicklung konzentriert, oder soll ich sagen, auf den Wiederaufbau der Infrastruktur speziell in den Gebieten, in denen der Krieg gewütet hatte. Und wir haben auch die soziale Infrastruktur aufgebaut, wie den Bau von Schulen, Krankenhäusern und Kliniken. Wir haben auch mit dem Straßenbau begonnen, sogar mit Eisenbahnlinien... Wir haben unser eigenes Parlament. Auf regionalen Ebene haben wir unsere Regionalräte, und wir haben Büros für diese Organisationen gebaut. Wir haben zum Beispiel das Amt des Ombudsmannes, wir haben die Generalstaatsanwaltschaft, wir haben auch Institutionen gegründet, wie die Anti-Korruptionskommission, und vieles mehr. Mit anderen Worten, wir sind jetzt völlig verantwortlich für unsere eigenen Angelegenheiten in unserem eigenen Land.

S. Moldzio: Sie haben jetzt über viele Leistungen gesprochen, war da jedoch in Ihren Augen eine ganz besondere Leistung nach der Unabhängigkeit?

H. Pohamba: Die Unabhängigkeit selbst war ein große Errungenschaft, vielleicht der großartigste Erfolg... Ja, es gibt sie, die ganz besondere Leistung: Lassen Sie uns über Bildung sprechen. Dieses Land hatte nie eine Universität. Heute haben wir eine Universität, die University of Namibia - und wir haben mehrere Fachhochschulen. Wir betrachten Bildung als das Wichtigste, das zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung beitragen kann. Sollten Sie sich nach Katima Mulilo begeben, finden Sie dort eine Zweigstelle der Universität, so auch, wenn sie sich nach Rundu begeben oder nach Ongwediva und anderen Orten. Derzeit sind wir damit beschäftigt, eine weitere Zweigstelle der Universität im Süden unseres Landes einzurichten, damit unsere Mitmenschen, denen Bildung vom Apartheidsystem vorsätzlich verweigert wurde, nun die Gelegenheit erhalten, ihre eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Landesweit werden Oberstufen eingerichtet, um Schüler auf die Universität vorzubereiten. Das ist einer der Erfolge und wenn Sie möchten, dann stimmen Sie mir zu. Krankenhäuser wurden eingerichtet, um unsere Mitmenschen in jeder Region unseres Landes zu versorgen. Wenn Sie in den Bezirken oder Wahlkreisen schauen - es gibt keinen Kreis mehr, der nicht ein Krankenhaus oder eine Klinik hat.

Eine weitere Errungenschaft, die ich als Erfolg betrachte, ist die Versöhnungspolitik. Wir als SWAPO haben begonnen, über Versöhnung zu sprechen, als wir im Ausland waren. Und als wir zurückkehrten, wurde dies von allen akzeptiert. Heute haben wir eine Politik der nationalen Versöhnung. Sie als weiße Dame - während der Apartheidszeit konnte ich kein Interview mit Ihnen führen... Heute sprechen wir miteinander als Gleichberechtigte, Schöpfungen Gottes.

Wenn es jedoch um die Versöhnungspolitik geht, scheint es bei einigen Teilen der namibischen Bevölkerung ein paar Missverständnisse zu geben. Wir können jetzt zusammen speisen, ich bin schwarz, Sie sind weiß. Wir können jetzt im selben Wohngebiet wohnen, schwarz und weiß gemischt, das ist kein Problem. Aber es gibt eine Sache, die die Menschen nicht beachten - Versöhnung auf der Produktionsebene.

Produktionsmittel: Lassen Sie uns über die Landfrage sprechen. Zum Beispiel wurde während der deutschen Kolonialzeit den Einheimischen ihr Grundbesitz gewaltsam entrissen. Die schwarzen Einwohner des Landes wurden sogar fortgejagt. Deshalb leben diese in den Nachbarländern wie Botswana und Südafrika. Die eingewanderten deutschen Kolonisten nahmen den Grund und Boden in Besitz. Und die schwarzen Menschen, die innerhalb der Grenzen dageblieben waren, wurden in die armen Gebiete des Landes abgedrängt.

Als die Deutschen verjagt wurden, nachdem sie den Weltkrieg verloren hatten, kamen die Südafrikaner hierher. Als die ins Land kamen, setzten sie fort, was die Deutschen getan hatten. Tatsächlich weiteten sie das Recht auf Grundbesitz auf die Weißen aus und die Schwarzen wurden begrenzt auf das, was man (Eingeborenen-)Reservate nannte.

1991, ein Jahr nach der Unabhängigkeit, setzten wir uns als namibische Bürger zusammen, um über das Besitzverhältnis von Grund und Boden zu diskutieren. Wir beschlossen, dass die, die Grund und Boden legal besitzen, diesen Grundbesitz behalten sollten. Es sollte jedoch auch begriffen werden - und wir standen unter dem Eindruck, dass eine entsprechende Vereinbarung während der Konferenz getroffen worden war, dass die, die viel Grundbesitz haben, einen Teil ihres Grundbesitzes der Regierung verkaufen würden, damit die Regierung diesen Grund und Boden an Bürger verteilen kann, die keinen besitzen. Und weshalb besitzen sie keinen Grund und Boden? Weil die Vorfahren derer, die jetzt Grundbesitz haben, sie mit Gewehren fortgejagt hatten.

Sprechen wir jetzt von Versöhnung: Lasst uns nun auch in der Landfrage versöhnen. Und diese Versöhnung bedeutet nicht, das Land von denen zu beschlagnahmen, die es derzeit besitzen. Wir sagen: Gebt den Grundbesitz der Regierung - nicht kostenlos. Die Regierung kauft Euch das Land ab, damit sie es an die verteilen kann, die darüber verbittert sind, dass ihre Vorfahren Eigentümer dieses Grund und Bodens waren, der sich nun im Besitz von den Kindern der deutschen Kolonisten und den Kindern südafrikanischer Kolonisten befindet. So können wir Grundbesitz verteilen, um diese zu beruhigen. Dieser Teil der Versöhnung wird nicht verstanden von denen, die die Produktionsmittel besitzen.

Also, als im September diese Frage an mich gerichtet wurde, habe ich von der Wut der Kinder der Bürger gesprochen, die von den Eindringern, den Kolonisten, getötet worden waren. Diese Kinder sind wütend. Sie wollen das Land ihrer Vorfahren wiederhaben. Und wenn man Präsident eines Landes ist, in dem die Einwohner nicht glücklich sind, was erwarten Sie? Diese Menschen können demonstrieren. Sie demonstrieren gegen die, die das Land besitzen. Hätten wir uns an die guten Beschlüsse der Landkonferenz aus dem Jahr 1991 gehalten, dann hätten wir vielleicht die Wut der Bürger mindern können. Als sie am 21. März (1990) so glücklich waren, haben viele von ihnen gesagt: Endlich! Jetzt bekommen wir das Land unserer Vorfahren zurück. Viele von ihnen waren enttäuscht von den Beschlüssen der Landkonferenz im Jahr 1991. Sie hatten erwartet, dass die Landkonferenz zu dem Schluss käme, ihnen die Möglichkeit zu geben, das Land ihrer Vorfahren zurückzubekommen. Aber es wurde beschlossen, "nein, die, die jetzt legal auf dem Land leben, dürfen dort bleiben". Und die, die viel Grundbesitz haben, sollen einen Teil dieses Grundbesitzes an die Regierung verkaufen. Sie erhalten das Geld und die Regierung das Farmland.

Das sind einige der Enttäuschungen, die ich als Präsident dieses Landes und als Präsident der regierenden Partei SWAPO erfahre. Ich bin enttäuscht von den Grundbesitzern, dass sie nicht reagiert haben. Wie kann man die Menschen um Verständnis bitten, wenn eine Person 70000 Hektar besitzt? 70000 Hektar Land im Besitz einer Person oder sogar einer Firma!? Und dann hat man die Personen ohne Grundbesitz. Ich habe gesagt, die Regierung kauft dieses Land im Rahmen der Versöhnungspolitik, um es an die Besitzlosen zu verteilen.

S. Moldzio: Was muss sich in Ihren Augen ändern, damit dies geschehen kann?

H. Pohamba: Sind Sie ein Bürger dieses Landes? Wenn Sie ein Bürger dieses Landes sind, würde ich mich freuen, auch Ihre Meinung zu hören. Es gibt Momente, in denen ich mir überlege: Vielleicht müssten wir die Verfassung ändern, das Grundgesetz, das die Klausel enthält, die besagt, er oder sie, die Besitz haben, sollten keine Einmischung erfahren. Vielleicht sollten wir einige dieser Dinge entfernen und dann sagen, die Regierung sollte das Recht haben, sich denen zu nähern, die zu viel Land besitzen, zum Beispiel jemandem, der 70000 Hektar besitzt und ihm 50000 Hektar abnehmen. Ihm blieben dann 20000 Hektar. Und wir könnten die 50000 Hektar zum Beispiel an 50 Personen verteilen. Nein, lass uns sagen, an 100 Personen. Jeder kann, sagen wir mal, 5000 Hektar erhalten. Das wäre vernünftig, das wäre angemessen, anstatt dass sie ein so großes Stück Land besitzen - und ihre Mitbürger besitzen nichts. Ist das nach Ihrer Meinung?

S. Moldzio: Ich möchte dazu nur sagen, wenn ich darf, Meinungsaustausch muss stattfinden - es ist eines der wichtigsten Dinge, die angepackt werden müssen. Gespräche müssen zwischen Farmern und Regierung stattfinden, um ein engeres Verhältnis zu schaffen.

H. Pohamba: Sollen wir etwa vor diesen Leuten in die Knie gehen? Wir haben mit ihnen gesprochen. Der Mann, der hier mit Ihnen spricht, war 'mal Minister für Landfragen und die, die seine Nachfolger wurden, die Minister dieses Ministeriums, haben den Dialog mit diesen Menschen fortgeführt. Vielleicht möchten Sie sagen, in die Knie vor ihnen zu gehen, ist möglicherweise zu viel verlangt, speziell wenn Sie die Geschichte dieses Landes in Betracht ziehen. Vor etwa 120 Jahren, wem gehörte das Land, das sich jetzt in Privatbesitz befindet, mit einer Größe von 70000 Hektar, wem gehörte das? Wenn man sich auf die Geschichte beruft, dann wird man feststellen, dass dieses den schwarzen Menschen dieses Landes gehörte. Jetzt haben sie es nicht mehr. Sie schmachten jetzt dort, wo sie von den deutschen Kolonisten hin vertrieben wurden, sie schmachten dort, wo sie von den südafrikanischen Rassisten festgehalten wurden.

Und die Leute kommen zu mir und sagen, Mr. Präsident, dieses Land ist nun frei. Das Land unserer Vorfahren befindet sich noch immer im Besitz der Kinder derer, die kamen, um uns zu kolonisieren. Es befindet sich im Besitz der Kinder derer, die kamen und unsere Vorfahren nach Botswana vertrieben, unsere Vorväter und -mütter nach Südafrika. Und sie sagen, wir akzeptieren das nicht, weil die Landkonferenz nicht zu unseren Gunsten war - sie war zu Gunsten der Kinder derer, die unseren Vorfahren das Land abgenommen haben. Das ist die Antwort, die ich erhalte. Und ich bin besorgt und beunruhigt und ich mache mir Gedanken als Staatsoberhaupt, als Führer, der Frieden und Stabilität in diesem Land sehen will. Man kann nicht für längere Zeit fortwährenden Frieden und Stabilität erwarten, wenn man eine Reihe von Bürgern hat, die nicht glücklich sind. Wir haben gekämpft, weil wir nicht zufrieden waren, wir haben gekämpft, weil wir nicht glücklich waren mit der Apartheid und wie wir behandelt wurden. Wir verloren Brüder und Schwestern in diesem Krieg. Sie starben und es wurde keine Wiedergutmachung für ihren Lebensverlust gezahlt - sie sind nicht mehr unter uns. Jetzt und hier ist das die Lage: Du führst eine Gruppe Menschen, die kämpfte, die ohne Grundbesitz blieb, Du wendest Dich an die, die Land besitzen und versuchst deren Verständnis zu wecken, aber sie wollen nicht verstehen.

S. Moldzio: Also mit anderen Worten, das ist etwas, was sich noch ändern muss in Ihrer Amtszeit als Präsident?

H. Pohamba: Für wie viele weitere Jahre! Wir sprechen von 22 Jahren! Die Menschen sind geduldig geblieben. Sie sind geduldig geblieben und sie sagen jetzt: Warum folgen wir nicht dem Vorbild, das die ZANU-PF in Simbabwe in Zusammenhang mit der Landfrage gestellt hat? Und dann sage ich: Nein, nein, wir müssen uns an das Grundgesetz halten. He! Dieses Grundgesetz könnte eines Tages von wütenden Bürgern gestrichen werden. Und ich habe Angst davor. Aber - kann ich das verhindern? Ich kann es nur verhindern, wenn der Gentleman mit 70000 Hektar es in seinen Kopf bekommt, dass er einen Teil dieses Grundbesitzes der Regierung zum Kauf anbieten sollte, damit dieser Teil an die unzufriedenen Menschen dieses Landes verteilt werden kann. Sehen Sie, als Führer dieses Landes werden sie mit dieser Lage konfrontiert. Es ist so, sie sind nicht nur Führer dieses Landes, sondern sie waren auch Teil des Befreiungskampfes, in dem viele Menschen ums Leben kamen. Nun sagen die, die gekämpft haben: Der ist gefühllos geworden, etwas fehlt diesem Mann. Wir haben gekämpft, um das Land zu befreien. Wenn man über ein Land spricht, dann meint man Grund und Boden. Das Land ist jetzt befreit und der Mann lässt es zu, dass wir noch immer keinen Grund und Boden haben, um den wir gekämpft haben, für den unsere Kameraden ums Leben kamen. Das ist Politik, und die Versöhnungspolitik ist eine gute Politik, aber sie wird nicht buchstabengetreu umgesetzt. Und einige Menschen - mir scheint es so, die beobachten, wie wir miteinander sprechen - werden sagen, er konfrontierte die Weißen, er ist anti-weiß geworden.

Das bin ich NICHT, ich versuche nur die Wahrheit zu sagen. Als Staatsoberhaupt werde ich damit von denen in eine schwierige Lage gebracht, die das Land nicht teilen möchten mit den Mitmenschen, die kämpften um das Land zu befreien, mit den Menschen, deren Vorväter von den Deutschen und den Südafrikanern aus dem Land gejagt wurden. Übrigens, wenn ich von den Südafrikanern spreche, dann beziehe ich mich auf die weißen Südafrikaner. Sie scheinen nicht zu überlegen. Sie scheinen zu glauben, das sind noch immer schwarze "Donders", die nicht denken können. Wir haben diesen Abschnitt durch Opfer hinter uns gelassen. Warum, warum, warum, WARUM überlegen sich das die Weißen dieses Landes nicht?

S. Moldzio: Könnte es sich hierbei nicht um Unterschiede in den Mentalitäten handeln, einem Konflikt dieser Mentalitäten?

H. Pohamba:: Wollen Sie behaupten, das sei die weiße Mentalität?

S. Moldzio: Ein Unterschied in der Denkweise?

H. Pohamba: Well, well, well, das ist sehr bedauernswert. Und ich bin enttäuscht von diesen Leuten. Vor ein paar Tagen habe ich eine Geflügelfabrik eröffnet. Ich habe mich geschämt zu sehen, dass diese voller Weißer ist, keine Schwarzen.

S. Moldzio: Wo waren Sie?

H. Pohamba: Hier außerhalb von Windhoek. Weil das Projekt von Geld, von Immobilien spricht, also kamen sie in großer Zahl dorthin, ich habe mich geschämt. Wenn ich das gewusst hätte, dann wäre ich vielleicht nicht dorthin gekommen. Aber ich war sehr froh, die Investoren kennenzulernen, die in das Land investieren. Ich schäme mich, ich weiß nicht, wie Sie sich fühlen, als Namibierin aus der weißen Gemeinschaft. Ich glaube die Zeit ist gekommen, dass die Menschen die Versöhnungspolitik umsetzen, nicht nur auf einer Seite, dass wir in denselben Wohnvierteln leben können. Lasst uns das Land teilen, das Land ist das Produktionsmittel, der Lebensunterhalt eines Menschen. Ich bin enttäuscht, aber ich bin zufällig einer von den Vätern und Müttern, die das Grundgesetz der Republik erstellt haben, und ich habe nicht vor, dagegen zu verstoßen. Ich hab das nicht vor. Aber ich denke, meine namibischen Mitbürger aus der weißen Gemeinschaft haben mich enttäuscht, speziell hinsichtlich des Grundbesitzes. Ich habe von 70000 Hektar gesprochen, 70000. Wie viele gibt es, die 10000 besitzen, wie viele gibt es, die 20000 besitzen, es gibt viele. Es gibt viele, und diese sagen, das ist unser Eigentum. Lasst uns die Produktionsmittel dieses Landes untereinander teilen. Sie kamen in Scharen zur Geflügelfarm, weil es dort um Grundbesitz geht. Kommen sie zu anderen sozialen Veranstaltungen? Nein. Sie kommen nicht. Ihr Interesse gilt nur dem Besitz. Das ist ihr Interesse, das sie nicht mit anderen teilen wollen. Ich sage als Staatsoberhaupt, dass ich enttäuscht bin.

S. Moldzio: Also das muss sich noch ändern, wie Sie gesagt haben. Darf ich Ihnen eine ganz andere Frage stellen, wenn das mit Ihnen in Ordnung ist?

H. Pohamba: Ja, Sie dürfen.

S. Moldzio: Wer ist ihr persönlicher Held, Herr Präsident?

H. Pohamba: Meine persönlichen Helden sind die Menschen, die von den deutschen Kolonialisten und der südafrikanischen Apartheid getötet wurden. Das sind meine Helden. Meine Helden sind die Kameraden, die im Krieg gegen das Apartheidsystem ums Leben kamen und die, die noch leben. Sam Nujoma, Andimba Toivo ya Toivo, Sam Kaukunga und viele andere. Die Witboois, die Mahareros und viele andere - das sind meine Helden. Meine Helden sind die Opfer des deutschen Kolonialismus, meine Helden sind die Opfer des Apartheid-Kolonialismus, das sind meine Helden. Vergiss nicht, die Kinder meiner Helden haben keinen Grundbesitz.

S. Moldzio: Während ihrer Kindheit, Herr Präsident - haben Sie je davon geträumt, Präsident zu werden?

H. Pohamba: Niemals.

S. Moldzio: Niemals? Also was war Ihr Traum?

H. Pohamba: Mein Traum war, meinem Großvater und meinem Vater nachzufolgen. Sie waren Persönlichkeiten in den Gemeinden, in denen sie lebten. Und sie besaßen viele Rinder, Ziegen, viele Frauen, und ihr Gehöft sah aus wie ein Dorf. Viele Menschen, nicht nur Verwandte, viele Menschen kamen dorthin und lebten dort mit ihnen. Ich erwartete, dass ich das erben würde. Und in der Zeit wollte ich wie mein Vater werden. Ich habe meinen Vater nie nur mit einer Frau gesehen. Er hatte mehrere Frauen, mein Großvater hatte mehr als 30 Frauen, und ich habe mir das angeschaut und mir gedacht: Oh! Mein Vater hat 80 Frauen, mein Großvater hatte mehr als 30 Frauen, vielleicht sollte ich in der Ansammlung von Frauen in der Mitte zwischen meinem Vater und Großvater liegen. Das hatte ich mir überlegt. Ich habe die Rinder meines Vaters gehütet, und während ich sie betrachtete, habe ich gedacht: Die sollten sich stärker vermehren, damit wir mehr Rinder haben für die Bedürfnisse der Einwohner des Gehöftes - das ist also das, wonach ich strebte. Aber dann, so wie die Zeit verging, wurde ich zunächst ein Christ. Als ich ein Christ war, fühlte ich: Nein, ich muss der christlichen Lebensart folgen. Warum mehr als eine Frau haben? Als überzeugter Christ beschloss ich, nicht meinem Vater und meinem Großvater nachzuahmen. Aber dennoch, wenn Sie mein Dorf besuchen und mein Gehöft, da waren nie nur zwölf Menschen, sondern 25 bis 30, aber keine Weißen. Also, das, wonach ist strebte, fand ich nicht in der traditionellen Lebensweise. Deswegen änderte ich mich und ich danke dem Christentum, weil es mich veränderte. Und so habe ich eine Frau und ich ermutige andere, nur eine Frau zu haben. Es ist gut, weil ich an Gleichberechtigung glaube. Ich möchte, dass viele diesem Bespiel folgen.

S. Moldzio: Was sind in Ihren Augen die wichtigsten Eigenschaften eines Helden?

H. Pohamba: Das ist eine Person, die sich um das Wohlergehen, die Lebensverhältnisse seiner Mitmenschen/seines Volks sorgt. Eine Person, die so weit geht, sich für seine Mitmenschen zu opfern. Das sind die wichtigsten Charakterzüge. Ja, man hat Helden, die unterschiedliche Eigenschaften haben. Seit kurzem haben wir Johanna Benson. Ihr Heroismus begann erst vor ein paar Monaten. Einige von ihnen sind Erfinder von Dingen, die wir nun nutzen, sie sind Helden. Aber für mich persönlich, vielleicht weil ich Teil des Befreiungskampfes dieses Landes war, meine Helden sind die Menschen, die uns inspiriert haben. Das sind die Witboois, die Mahareros, Jacob Morenga, Mandume Ndemufayo, Nehare N'dem-kim-kama. Menschen, die sich opferten. Wir sagten, wenn unsere Vorväter das tun konnten, warum nicht wir? Lasst uns das machen.

S. Moldzio: Eure Exzellenz, was uns stark interessieren würde: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Wie beginnt er?

H. Pohamba: Ein Teil ist da für Interviews. Die Zeit teilt sich zwischen Sitzungen mit Mitgliedern der Gemeinde, mit Führern aus anderen Teilen des Landes, die mir Berichte bringen. Zum Beispiel: Haben die Menschen Lebensmittel? Gibt es Überschwemmungen? Einige kommen und berichten über Brände, die die Farmen vernichten. Die Tiere haben kein Futter, und manche kommen und sagen, was die Regierung tun könnte. Einige sind Farmer und erkundigen sich danach, wie weit wir mit der Unterzeichnung des Abkommens zwischen der EU und Namibia sind. Dann setzt du dich mit ihnen hin und schaust, was deren Interesse ist. Einige sagen, wir brauchen Geld, wir wollen unsere Tiere verkaufen. Wir hören ihnen zu. Andere kommen und sprechen über ihre Geliebten, die verstorben sind, manche kommen und sagen, sie hätten keine Unterkunft in ihrem Wohnviertel. Manche kommen mit Beschwerden, ich habe kein Haus aber ich habe für dieses Land gekämpft. Und die, gegen die ich kämpfte, die leben in Klein-Windhoek . Und du bleibst still und sie machen dir Vorwürfe. Natürlich gibt es auch solche, die mich loben, und sagen: Oh, die Regierung hat jetzt eine Straße gebaut, die unser Dorf mit dem anderen Dorf verbindet, und nun geht es uns in dieser Hinsicht gut. Das ist Teil meines Tagesablaufs. Die Arbeiter kommen und sagen, sie würden ausgebeutet von denen, denen der Grund und Boden gehört, ihre Gehälter seien "Peanuts".

S. Moldzio: Mit anderen Worten: Es ist nicht ein Bürostunden-Job, sondern eine 24-Stunden-Aufgabe.

H. Pohamba: Ich würde nicht sagen, dass es eine 24-Stunden-Aufgabe ist, aber natürlich ist es keine Acht-Stunden-Aufgabe, es ist mehr als das. Und deshalb sehe ich als Familienvater meine Familie kaum, bis auf meine Frau, die das Schlafzimmer mit mir teilt. Die Kinder, die sehe ich nicht. Sie gehen früh morgens zur Schule und wenn sie zurückkommen, dann bin ich bei der Arbeit, ich komme vielleicht um 11 Uhr abends nach Hause, wenn sie schon schlafen, und das ist das Leben, von dem ich manchmal sage, dass ich es nicht genieße. Speziell mit Bezug auf die Familie. Man möchte manchmal bei ihr sein. Es ist eine Aufgabe, die keinen Feiertag/Urlaub kennt - es ist eine Aufgabe, die keine Wochenenden kennt. Ich muss sagen, es ist nicht einfach. Sonntags, als Christ ist es schwer. Manchmal gehen Monate vorbei, ohne dass ich an einem Gottesdienst teilnehmen kann, weil ich mich um andere Probleme kümmern muss, damit ich diese nicht alle in der kommenden Woche wiederfinde, weil ich nicht vor Ort war. Deshalb erledige ich diese am Sonntag. Die Verantwortung konzentriert sich nicht nur auf Windhoek. Manchmal muss man nach Katima Mulilo, tausend Kilometer von Windhoek entfernt, man muss nach Keetmanshoop, mehr als 400 Kilometer außerhalb Windhoeks.

S. Moldzio: Eine alltägliche Situation...

H. Pohamba: Das ist die alltägliche Lage. Aber von 24 Stunden zu sprechen: Ich schlafe auch - aber es gibt Zeiten, dann geht man ins Bett und überlegt sich, wie wirst du eine bestimmte Situation morgen anpacken? Man ist allein im Bett, aber man kann fast nicht schlafen, weil man überlegt, wie man die Lage anpackt, mit der man sich am kommenden Tag befassen muss, beim Termin um 9 Uhr - so ist das.

S. Moldzio: Wenn Sie die Chance hätten, irgendwohin zu reisen, wo Sie noch nicht waren, wohin würden Sie reisen - irgendwo auf der Welt oder sogar im Universum?

H. Pohamba: Ich möchte auf den Mond.
S. Moldzio: Auf den Mond? (Lachen) Was möchten Sie dort oben machen?

H. Pohamba: Nun, um den Mond zu sehen! Die einzige Frage, die ich mir stelle: Wie komme ich dahin? Und wie komme ich zurück? Armstrong war wohl da oben - und es gibt Zeiten, da sage ich zu mir, wenn Armstrong dort war, dann möchte ich auch den Mond besuchen.

S. Moldzio: Was machen Sie in Ihrer Freizeit oder was würden Sie in Ihrer Freizeit gern machen?

H. Pohamba: Ich habe gerade beschrieben, wie beschäftigt ich bin. Nun sprechen Sie über Mußezeit. Sie können nicht das eine mit dem anderen verbinden, das ist nicht möglich. Meine Kollegen im Büro meinen jetzt sicherlich, der Präsident hat jetzt Muße, weil er sich mit einer Journalistin unterhält. Ich weiß es nicht - das ist was sie denken. Die dort in den Büros sitzen, sagen sicherlich, der sitzt jetzt nur hier und hier bei uns liegen die Ordner - jetzt unterhält er sich dort mit ein paar hübschen Damen. Er ist ein alter Mann, weshalb unterhält er sich so lange mit diesen jungen Damen? Ist dies Muße für ihn oder was? Also, Sie und ich betrachten das so, aber andere Leute denken, ich sitze nur hier und mache Ihnen gegenüber Geräusche (Lachen).

S. Moldzio: Deshalb möchte ich wissen, Herr Präsident, was sich hinter der Person in diesem Amt verbirgt - was für ein Mensch sind Sie: Sind Sie ruhig, tatkräftig, gesprächswillig, welche Charakterzüge haben Sie?

Präsident: Ich bin tatkräftig, aber es gibt Zeiten, da sagt das System - so tatkräftig man auch sein mag -, nein, nein, nicht mehr. Da ist der Körper am Rande seiner persönlichen Kräfte. Ich gehe jetzt auf 78 Jahre zu. Früher bin ich rauf- und runtergelaufen, das fällt mir heutzutage schwer, und man befindet sich in der Lage, man fühlt sich tatkräftig im Geiste, aber der Container, der dein Leben birgt, zeigt Verschleiß. So tatkräftig wie man sich fühlt im Geiste, der Container, den man Körper nennt, weigert sich, den Hügel zu besteigen, wie man es ehedem gemacht hat. Das sind einige Probleme, die Kräfte der Natur.

S. Moldzio: Mit denen Sie sich auseinandersetzen müssen. Herr Präsident, eine letzte Frage, wenn ich darf, was ist Ihre persönliche Botschaft an die deutschprachige Gemeinde - wir haben darüber schon gesprochen, haben Sie einen anregenden Satz für sie, was lässt uns zusammenstehen und zusammenarbeiten?

H. Pohamba: Ich sage: Lasst uns zusammenstehen und zusammenarbeiten. Dieses Land gehört uns allen. Lasst uns auch Mitgefühl für die anderen entfalten, wenn es zu den Produktionsmitteln kommt, damit wir Frieden im Land bewahren, das ist wenn alle Einwohner glücklich sind, und wenn man Bürger hat, die unglücklich sind, dann kann man nicht garantieren, dass es friedlich im Land bleibt, weil das Volk unzufrieden ist. Ich bitte die Deutschsprachigen, mit der Regierung zusammenzuarbeiten, als Bürger dieses Landes. Wenn es um Grundbesitz geht: Die Deutschsprachigen besitzen ausgedehnte Teile des Landes - können sie bitte einige Teile ihres Grundbesitzes verkaufen? Ich sage nicht, sie sollen ihren ganzen Grundbesitz verkaufen. Nein! Sie sollen welchen behalten, sie sollen welchen der Regierung überlassen, damit wir einen Teil des Grundbesitzes an unsere Brüder und Schwestern verteilen können, die keinen Grund und Boden besitzen, die sich an eine sehr, sehr hässliche Geschichte erinnern. Sie sollten das tun. Und wenn sie das nicht tun, dann könnte der Frieden in unserem schönen Land gestört werden. Und wenn es Unfrieden gibt, dann wird sich das auf die, die haben, und die, die nichts haben, auswirken. Es wird sich auf uns alle auswirken.

Warum können wir das nicht verhindern? Die Regierung wird Grundbesitz nicht als Staatsgrundbesitz behalten, das Land wird verteilt an die Kinder derer, die Opfer waren von jeweils deutscher und südafrikanischer Verwaltung. Sie müssen sich das überlegen. Diesen Menschen wurde Bildung von jeweils der deutschen und südafrikanischen Apartheidverwaltung vorenthalten. Jetzt haben sie eine Universität. Und wenn sie an einer Universität sind, dann entwickeln sie andere Ansichten.

Ich appelliere an die Deutsprachigen, mit der Regierung zusammenzuarbeiten, um den Frieden im Land zu wahren, und die, die Grundbesitz haben, bitte ich, einen Teil an ihre Mitmenschen abzugeben. Die Menschen, die schwarzen Menschen in diesem Land, sind nicht glücklich. Sie sehen das nicht, weil sie nicht in Katutura sind. Es wird Zeit, dass sie sehen, wie ihre Mitbürger leben. Sie können nicht nur in Ludwigsdorf wohnen und wie die anderen Orte heißen. Sie sollten sich alles ansehen und zwar physisch. Ich weiß, sie schauen sich das im Fernsehen an. Die Lage ist schwanger mit ungewünschten Taten, die den Frieden in unserem Land stören könnten. Das ist meine Bitte.

S. Moldzio: Danke, Herr Präsident.

H. Pohamba: Ich hoffe, Sie werden das verstehen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Katima Mulilo: 23° | 38° Rundu: 24° | 35° Eenhana: 23° | 35° Oshakati: 25° | 34° Ruacana: 24° | 35° Tsumeb: 22° | 33° Otjiwarongo: 20° | 32° Omaruru: 22° | 36° Windhoek: 21° | 33° Gobabis: 23° | 34° Henties Bay: 15° | 19° Swakopmund: 15° | 16° Walvis Bay: 14° | 23° Rehoboth: 21° | 34° Mariental: 21° | 36° Keetmanshoop: 18° | 36° Aranos: 22° | 36° Lüderitz: 15° | 26° Ariamsvlei: 18° | 36° Oranjemund: 14° | 22° Luanda: 24° | 25° Gaborone: 22° | 36° Lubumbashi: 17° | 34° Mbabane: 18° | 32° Maseru: 15° | 32° Antananarivo: 17° | 29° Lilongwe: 22° | 35° Maputo: 22° | 36° Windhoek: 21° | 33° Cape Town: 16° | 23° Durban: 20° | 26° Johannesburg: 18° | 33° Dar es Salaam: 26° | 32° Lusaka: 22° | 36° Harare: 20° | 31° #REF! #REF!