Rand klettert auf höchstes Niveau der letzten sechs Jahre
Wer ein Ohr für Sprachen hat, wird dieses Jahr in den Touristenhochburgen von Nordamerika und Europa wohl öfter einen südafrikanischen Akzent vernehmen. Der starke Rand macht Überseereisen für Südafrikaner wieder attraktiv.
Nachdem die Währung der Kaprepublik bereits 2002 und 2003 Zugewinne von mehr als 60 Prozent gegenüber dem Dollar und 40 Prozent gegenüber Euro und Franken verbuchen konnte, hat sie sich auch in der ersten Hälfte dieses Jahres unerwartet stabil gezeigt.
Überrascht hat Experten vor allem, dass der Rand in den letzten sechs Wochen sogar die Währungen anderer Rohstoffländer wie Australien oder Kanada, die sich für gewöhnlich im Einklang mit dem Rand entwickeln, um durchschnittlich 11,5 Prozent übertroffen hat. Weltweit war der Rand in den letzten zwölf Monaten sogar vor dem britischen Pfund die stärkste Währung gegenüber dem US-Dollar. Erst letzte Woche näherte er sich mit 6,22 R/$ und 7,55 R/Euro neuen Jahreshochs.
Selbst die ominöse Ankündigung der südafrikanischen Regierung, ihr Privatisierungsprogramm auf Eis zu legen und den Immobilienbesitz von Ausländern womöglich zu beschränken, hatte keine Auswirkungen auf seine Stabilität. Wenn man die höhere Inflation am Kap berücksichtigt, befindet sich der Rand nach Berechnungen des Johannesburger Volkswirts Mike Schussler inzwischen sogar auf seinem höchsten Niveau in den letzten sechs Jahren.
Experten sind angesichts der Randstärke ratlos. Alte Erklärungsmuster scheinen nicht mehr zu greifen. Sicher ist: Südafrika hat im letzten Jahr wie andere Bergbauländer massiv von den hohen Rohstoffpreisen profitiert, die rund 40 Prozent seiner Exporterlöse ausmachen. Aber der dadurch bedingten Stützung der Währung wurde spätestens mit dem Abflauen der Rohstoffnachfrage in China zu Jahresbeginn der Boden entzogen.
Eine andere Erklärung für den starken Rand liefern die im Weltvergleich hohen Zinsen am Kap. Der südafrikanische Realzins von vier Prozent hat in den letzten beiden Jahren viele kurzfristige Anlagegelder angelockt. Noch immer können sich zum Beispiel US-Investoren Dollar für wenig mehr als ein Prozent am Markt borgen und damit Anlagen am Kap finanzieren, die bis zu 8,5 Prozent Rendite abwerfen - zumindest solange der Rand stabil bleibt. Bei einer Inflationsrate von derzeit 4,4 Prozent bleibt eine Gewinnmarge von etwa vier Prozent.
Als Erklärung für die Währungsstärke reichen aber auch die hohen Zinsen nicht aus. Angesichts des vermutlich kurz bevorstehenden Zinsanstiegs in den USA sind in den letzten Monaten massiv Gelder aus den Schwellenmärkten abgezogen worden, ohne dass der Rand den ihm dadurch prophezeiten Einbruch erlitten hätte. Dies deutet darauf hin, dass die Rand-Entwicklung möglicherweise weniger stark an externe Zuflüsse gekoppelt ist als Experten zunächst vermuteten - und stärker auf internen Faktoren gründet. Marissa Fassler von der Johannesburger Niederlassung der Investmentbank JP Morgan glaubt jedenfalls, dass die letzten beiden Monate wegen des massiven Abzugs von Investmentgeldern aus Schwellenmärkten ein echter Härtestest für den Rand gewesen wären, den dieser mit Bravour bestanden hätte. ?Wenn kurzfristige Anlagen aus dem Ausland tatsächlich so hoch sind wie einige Experten meinen, hätte man weit stärkere Fluktuationen der Randwährung erwarten müssen?, resümiert Fassler.
Der Währungsexperte Peter Brooke führt die anhaltende Randstärke vor allem auf eine Neubewertung Südafrikas daheim und im Ausland zurück. Zum einen seien im Zuge eines Immobilienbooms in den letzten Monaten größere Geldsummen von Exilsüdafrikanern ans Kap repatriiert worden; zum anderen hätte eine im Februar ausgelaufene Steueramnestie für illegal im Ausland angelegte Gelder zur Stabilisierung des Rands beigetragen. Im Gegensatz zu vielen anderen Schwellenländern hat Südafrika noch immer eine Reihe von Kapitalexportkontrollen. Positiv hätten sich aber auch so genannte ?soft factors? wie die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2010 an Südafrika sowie der friedliche Verlauf der Wahlen im April ausgewirkt.
Obwohl vor allem die Exporteure über die starke Währung klagen, hat die starke Währung für Südafrika auch Vorteile. So sind zum Beispiel die Investitionen der Unternehmen in Sachanlagen im ersten Quartal auf Rekordstände geschnellt, da der Import von Maschinen und Ersatzteilen derzeit äußerst günstig ist. Zudem hat der starke Rand viele Konzerne, die sich auf einen permanent schwachen Rand verlassen hatten, zu einer Steigerung der Effizienz gezwungen. Auch sind einzelne Monopolindustrien, zum Beispiel im Papier- und Brauereisektor, wegen der billigeren Importe zuletzt unter Druck geraten.
Dennoch bleibt Vorsicht geboten. Zwei stärkere Rückschläge des Rands im Dezember 2003 und im Januar dieses Jahres lassen ein Potenzial für eine Kurskorrektur nach unten erkennen. Nico Czypionka von der Johannesburger Beratungsfirma Global Dimension ist davon überzeugt, dass der Rand nach seinem Höhenflug in den letzten 30 Monaten zurzeit stärker als je zuvor überbewertet ist - und die Folgen für die Minenindustrie und den Tourismussektor immer dramatischer würden. Ein Indikator dafür ist die Johannesburger Börse (JSE), die wegen des starken Rands seit Jahresbeginn all ihre Zugewinne wieder verloren hat.
Schwer gebeutelt hat der starke Rand vor allem die Goldindustrie, deren Unternehmen ihre Erlöse in (schwachen) Dollar erhalten, aber ihre Kosten gleichzeitig in (starken) Rand abrechnen. Erst letzte Woche kündigte das Management der über 100 Jahre alten ERPM-Mine an, den Betrieb unter Tage innerhalb von zehn Monaten einzustellen - 2600 Arbeitern droht nun die Entlassung. Symptomatisch ist aber auch die Lage beim weltweit fünftgrößten Goldproduzenten Harmony, der, anders als die unmittelbare Konkurrenz, fast sein gesamtes Gold am Kap fördert. Sein Kurs fiel letzte Woche auf ein Zweijahrestief. Weniger hart betroffen ist hingegen Anglogold, der nach dem US-Konzern Newmont weltweit zweitgrößte Produzent des gelben Metalls. Anders als Harmony schürft Anglogold nach der erfolgreichen Fusion mit dem ghanaischen Konzern Ashanti inzwischen mehr als 50 Prozent seines Goldes außerhalb von Südafrika - und leidet deshalb vergleichsweise weniger stark unter dem starken Rand.
Nachdem die Währung der Kaprepublik bereits 2002 und 2003 Zugewinne von mehr als 60 Prozent gegenüber dem Dollar und 40 Prozent gegenüber Euro und Franken verbuchen konnte, hat sie sich auch in der ersten Hälfte dieses Jahres unerwartet stabil gezeigt.
Überrascht hat Experten vor allem, dass der Rand in den letzten sechs Wochen sogar die Währungen anderer Rohstoffländer wie Australien oder Kanada, die sich für gewöhnlich im Einklang mit dem Rand entwickeln, um durchschnittlich 11,5 Prozent übertroffen hat. Weltweit war der Rand in den letzten zwölf Monaten sogar vor dem britischen Pfund die stärkste Währung gegenüber dem US-Dollar. Erst letzte Woche näherte er sich mit 6,22 R/$ und 7,55 R/Euro neuen Jahreshochs.
Selbst die ominöse Ankündigung der südafrikanischen Regierung, ihr Privatisierungsprogramm auf Eis zu legen und den Immobilienbesitz von Ausländern womöglich zu beschränken, hatte keine Auswirkungen auf seine Stabilität. Wenn man die höhere Inflation am Kap berücksichtigt, befindet sich der Rand nach Berechnungen des Johannesburger Volkswirts Mike Schussler inzwischen sogar auf seinem höchsten Niveau in den letzten sechs Jahren.
Experten sind angesichts der Randstärke ratlos. Alte Erklärungsmuster scheinen nicht mehr zu greifen. Sicher ist: Südafrika hat im letzten Jahr wie andere Bergbauländer massiv von den hohen Rohstoffpreisen profitiert, die rund 40 Prozent seiner Exporterlöse ausmachen. Aber der dadurch bedingten Stützung der Währung wurde spätestens mit dem Abflauen der Rohstoffnachfrage in China zu Jahresbeginn der Boden entzogen.
Eine andere Erklärung für den starken Rand liefern die im Weltvergleich hohen Zinsen am Kap. Der südafrikanische Realzins von vier Prozent hat in den letzten beiden Jahren viele kurzfristige Anlagegelder angelockt. Noch immer können sich zum Beispiel US-Investoren Dollar für wenig mehr als ein Prozent am Markt borgen und damit Anlagen am Kap finanzieren, die bis zu 8,5 Prozent Rendite abwerfen - zumindest solange der Rand stabil bleibt. Bei einer Inflationsrate von derzeit 4,4 Prozent bleibt eine Gewinnmarge von etwa vier Prozent.
Als Erklärung für die Währungsstärke reichen aber auch die hohen Zinsen nicht aus. Angesichts des vermutlich kurz bevorstehenden Zinsanstiegs in den USA sind in den letzten Monaten massiv Gelder aus den Schwellenmärkten abgezogen worden, ohne dass der Rand den ihm dadurch prophezeiten Einbruch erlitten hätte. Dies deutet darauf hin, dass die Rand-Entwicklung möglicherweise weniger stark an externe Zuflüsse gekoppelt ist als Experten zunächst vermuteten - und stärker auf internen Faktoren gründet. Marissa Fassler von der Johannesburger Niederlassung der Investmentbank JP Morgan glaubt jedenfalls, dass die letzten beiden Monate wegen des massiven Abzugs von Investmentgeldern aus Schwellenmärkten ein echter Härtestest für den Rand gewesen wären, den dieser mit Bravour bestanden hätte. ?Wenn kurzfristige Anlagen aus dem Ausland tatsächlich so hoch sind wie einige Experten meinen, hätte man weit stärkere Fluktuationen der Randwährung erwarten müssen?, resümiert Fassler.
Der Währungsexperte Peter Brooke führt die anhaltende Randstärke vor allem auf eine Neubewertung Südafrikas daheim und im Ausland zurück. Zum einen seien im Zuge eines Immobilienbooms in den letzten Monaten größere Geldsummen von Exilsüdafrikanern ans Kap repatriiert worden; zum anderen hätte eine im Februar ausgelaufene Steueramnestie für illegal im Ausland angelegte Gelder zur Stabilisierung des Rands beigetragen. Im Gegensatz zu vielen anderen Schwellenländern hat Südafrika noch immer eine Reihe von Kapitalexportkontrollen. Positiv hätten sich aber auch so genannte ?soft factors? wie die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2010 an Südafrika sowie der friedliche Verlauf der Wahlen im April ausgewirkt.
Obwohl vor allem die Exporteure über die starke Währung klagen, hat die starke Währung für Südafrika auch Vorteile. So sind zum Beispiel die Investitionen der Unternehmen in Sachanlagen im ersten Quartal auf Rekordstände geschnellt, da der Import von Maschinen und Ersatzteilen derzeit äußerst günstig ist. Zudem hat der starke Rand viele Konzerne, die sich auf einen permanent schwachen Rand verlassen hatten, zu einer Steigerung der Effizienz gezwungen. Auch sind einzelne Monopolindustrien, zum Beispiel im Papier- und Brauereisektor, wegen der billigeren Importe zuletzt unter Druck geraten.
Dennoch bleibt Vorsicht geboten. Zwei stärkere Rückschläge des Rands im Dezember 2003 und im Januar dieses Jahres lassen ein Potenzial für eine Kurskorrektur nach unten erkennen. Nico Czypionka von der Johannesburger Beratungsfirma Global Dimension ist davon überzeugt, dass der Rand nach seinem Höhenflug in den letzten 30 Monaten zurzeit stärker als je zuvor überbewertet ist - und die Folgen für die Minenindustrie und den Tourismussektor immer dramatischer würden. Ein Indikator dafür ist die Johannesburger Börse (JSE), die wegen des starken Rands seit Jahresbeginn all ihre Zugewinne wieder verloren hat.
Schwer gebeutelt hat der starke Rand vor allem die Goldindustrie, deren Unternehmen ihre Erlöse in (schwachen) Dollar erhalten, aber ihre Kosten gleichzeitig in (starken) Rand abrechnen. Erst letzte Woche kündigte das Management der über 100 Jahre alten ERPM-Mine an, den Betrieb unter Tage innerhalb von zehn Monaten einzustellen - 2600 Arbeitern droht nun die Entlassung. Symptomatisch ist aber auch die Lage beim weltweit fünftgrößten Goldproduzenten Harmony, der, anders als die unmittelbare Konkurrenz, fast sein gesamtes Gold am Kap fördert. Sein Kurs fiel letzte Woche auf ein Zweijahrestief. Weniger hart betroffen ist hingegen Anglogold, der nach dem US-Konzern Newmont weltweit zweitgrößte Produzent des gelben Metalls. Anders als Harmony schürft Anglogold nach der erfolgreichen Fusion mit dem ghanaischen Konzern Ashanti inzwischen mehr als 50 Prozent seines Goldes außerhalb von Südafrika - und leidet deshalb vergleichsweise weniger stark unter dem starken Rand.
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Allgemeine Zeitung
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