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Rassisten eine Diskussionsgrundlage geben
Rassisten eine Diskussionsgrundlage geben

Rassisten eine Diskussionsgrundlage geben

Betr.: Der Mythos ist dehnbar (AZ, 8.4.20)
Wiebke Schmidt
Sehr geehrter Herr Vogt,

was Sie hier so leger als „betreute Sammellager“ beschreiben, waren eindeutig Konzentrationslager, wenn nicht sogar eher Vernichtungslager, in denen, wie im Fall von Shark Island, mehr als 75 Prozent der Kriegsgefangenen starben, durch aktive Vernachlässigung (kein ausreichendes Essen, keine angemessene Unterbringung oder Schutz vor Wetter) und Zwangsarbeit der deutschen Kolonialherren. Sie, als promovierter Wissenschaftler, verfallen in Ihrer Sprache immer wieder dem Populismus, in dem Sie die Situation der Herero (und scheinbar auch Nama) extrem subjektiv beschreiben. Sie reden von einem großen „Eigenanteil an ihrer eigenen mißlichen Lage“, auf Grund ihrer „Begierde“ nach Kosumgütern. Somit unterstützen Sie keinen wissenschaftlichen Diskurs, sondern geben Rechtsnationalen und Rassisten nur eine Diskussionsgrundlage. Und nach der UN-Definition von Genozid handelt es sich bei Ihrer sogenannten (und wohl auch von den deutschen Militärs damals so genannten) Strafexpedition um einen Völkermord (siehe https://www.un.org/en/genocideprevention/genocide.shtml), wie auch der Großteil der geschichtlichen Forschung bereits anerkannt hat (Siehe: J. Kreienbaum, „Ein trauriges Fiasko“. Koloniale Konzentrationslager im südlichen Afrika 1900-1908 (Hamburg 2015)/H. Melber, Genozid und Gedenken. Namibisch-deutsche Geschichte und Gegenwart (Frankfurt am Main 2005)) Denn wenn Lothar von Trotha schreibt: „Sie haben gemordet und gestohlen (…) wollen jetzt aus Feigheit nicht mehr kämpfen. (…) Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volk zurück, oder lasse auf sie schießen. Das sind meine Worte an das Volk der Herero“. (Proklamation Lothar von Trothas, 2.10.1904, Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde, Reichskolonialamt (R1001)/2089, Bl.7) Und somit die einzige Möglichkeit einer gesamten Volksgruppe dazu macht, entweder ohne jeden Besitz in die Wüste zu fliehen und dort zu verdursten oder von deutschen Soldaten erschossen zu werden, hat dies nichts mehr mit einer angemessenen Strafverfolgung, als Gegenschlag für 125 getötete Deutsche zu tun. Denn dafür mussten über 60000 Menschen sterben und jahrelang unter Unterdrückung weißer Männer leben. Doch Sie, Herr Vogt, loben bis heute nur den Einfluss der Deutschen, sprechen vom „besten Menschenmaterials“ des Landes. (A. Vogt, Ausgewiesen! Die Liste repatriierter Deutscher aus dem ehemaligen Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrika des Jahres1919. (Windhoek 2015) (https://www.namibiana.de/namibia-information/literaturauszuege/titel/ausgewiesen-andreas-vogt-9789991689142-978-99916-891-4-2.html). Dass die Südwester-Deutschen sich, nach langer Karriere innerhalb des Apartheidssystem, dem Namibia noch bis Ende der 80er unterlag, heute noch als bestes Menschenmaterial des Landes sehen, ist wohl auch der Hauptgrund warum sie wohl niemals zustimmen werden, dass ihre so hochgeschätzten Vorfahren eine so schreckliche Schandtat verübt haben.

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Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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