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Regierung bremst Herzklinik-Projekt

Namibia benötigt dringend eine eigene Klinik für Herz- und Brustoperationen zur Behandlung der zahlreich auf einer Warteliste stehenden Patienten. In den vergangenen Jahren scheiterten zwei Versuche von Privatunternehmungen, solch eine Einrichtung aufzubauen.

Das jüngste Projekt missglückte wegen mangelnder Unterstützung der Regierung, da diese schon seit langem eine eigene Klinik für Staatspatienten gründen möchte. Doch bis heute blieb es nur bei einer Ankündigung. Patienten sind verunsichert, weil vor kurzem bekannt wurde, dass Herzoperationen zukünftig in Kenia, statt wie bisher in Kapstadt vorgenommen werden sollen. Derzeit warten nach Angaben von Dr. Johan Rossouw, Herzspezialist der weltbekannten Panorama-Klinik in Kapstadt, etwa 700 junge Namibier auf eine Behandlung. Eine Herzoperation kostet ca. N$ 85000.


Das Projekt einer Herzklinik wurde erstmals von einem Privatkrankenhaus in Windhoek, der Medi-Clinic, aufgegriffen, wegen Schwierigkeiten jedoch wieder fallengelassen. Laut Graham Snyman, Manager derivatklinik, gab es Befürchtungen, dass die anfallenden Kosten nicht allein durch die Betreuung von Privatpatienten gedeckt werden könnten. Zudem stünde in Namibia nicht ausreichend kompetentes Krankenhauspersonal für solch eine Abteilung zur Verfügung. Snyman erklärte, dass eine Schwester speziell ausgebildet sein müsse, um Patienten vor sowie nach dem Eingriff betreuen zu können. Die Regierung weigere sich jedoch, Arbeitsgenehmigungen an ausländische Fachkräfte auszugeben.


Ein weiterer Grund, warum die Medi-Clinic dieses Projekt nicht im Alleingang beginnen wollte, war, dass es in Namibia keinen Kardiologen sowie speziell ausgebildeten Techniker und Radiologen zur Handhabung der komplizierten Geräte gebe.


Vor einigen Jahren griff dann das Privatunternehmen Namibian Medical Investment (NMI) als Tochtergesellschaft von Trustco Group International die Idee der Errichtung einer Herzklinik auf. Das fortgeschrittene Projekt scheiterte jedoch an der Unterstützung des Ministeriums. NMI hatte zwar die Erlaubnis der Regierung, suchte aber mit dieser ein Abkommen, dass auch Staatspatienten Gebrauch von der neuen Einrichtung machen sollten. Eine Durchführbarkeitsstudie zeigte die Unrentabilität dieses Projekts auf, wenn nur Privatpatienten behandelt werden sollten. "Obwohl wir Staatspatienten zu reduzierten Kosten aufnehmen wollten, entschied das Ministerium, eine eigene Klinik im Staatskrankenhaus mit der Unterstützung von Indien aufzubauen", so Quinton van Rooyen, Geschäftsführer von TrustCo Group, gegenüber der AZ. "Die Gesundheitsministerin hat uns im Juli 2001 gesagt, dass sie innerhalb von sechs Monaten ihre eigene Klinik haben werde. Bis jetzt ist in dieser Sache jedoch nichts unternommen worden."


Die Tragödie daran sei, dass sich in der Zwischenzeit der Wechselkurs dermaßen verschlechtert habe, so dass heute das gleiche Vorhaben 50 Prozent mehr kosten würde. Dieses Projekt sei laut van Rooyen somit völlig unrealistisch geworden. Die technische Ausstattung für die geplante Herzklinik wurde bereits bei Siemens bestellt. Namibia hätte mit einem dieser Geräte die modernste Technik auf dem afrikanischen Kontinent gehabt, sagte Mike Bredenkamp, der für die Anschaffung zuständig war. Heute werden diese Apparaturen in einem südafrikanischen Krankenhaus verwendet. Das Projekt wurde damals mit rund N$ 40 bis 50 Millionen veranschlagt, wobei die Finanzierung durch NMI bereits vollständig arrangiert war. Anstatt der geplanten Herzklinik befinden sich heute etliche Büros im neuen Gebäude in der Robert-Mugabe-Straße.


Derzeit wartet die Windhoeker Medi-Clinic, nachdem diese dem Ministerium ein Angebot zur finanziellen Beteiligung an dem staatlichen Projekt gemacht hat, auf eine Antwort. Zudem würde das Privatkrankenhaus, das der gleichen Gruppe wie die Panorama Medi-Clinic angehört, die Schulung des Personals übernehmen. Als Gegenleistung möchte man die Einrichtungen für Privatpatienten nutzen.


Aus dem Ministerium war auf mehrmaliges Anfragen keine Stellungnahme zu bekommen, außer dass die Ministerin immer noch mit den Vorbereitungen beschäftigt sei und Patienten derzeit noch nach Kapstadt geschickt werden.


Sollte eine Herz-Klinik im Staatskrankenhaus eingerichtet werden, würde das Personal in Kenia geschult werden. (dazu Kommentar)

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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