Regime aus Marmor
Immerhin hat Präsident Sam Nujoma gestern bei der Einweihung des kolossalen Heldendenkmals von Windhoek eingeräumt, dass die Bürger die Stätte und ihre Gestaltung "mit gemischten Gefühlen" empfangen haben. "In einer Demokratie ist dies zu erwarten. Es ist ein integraler Teil (Engl.: part and parcel) der Freiheit der Menschen und ihrer Rechte, sich auf verschiedene Weise auszudrücken", so der Präsident.
Er beeilt sich hinzuzufügen, dass es gut sei, dass "die wahre Mehrheit unserer Patrioten ihre Stimme für den Bau dieses Nationalmonuments erhoben hat". Namibia hat somit einen Monumentalbau erhalten, der vielleicht am Rande an die afrikanische Ahnenverehrung und an das Totengedenken anknüpft, der jedoch in der Hauptsache dem Triumph der Selbstdarstellung des Regimes Nujoma dient. Damit ist es ein steinernes und ehernes Dokument geworden, das den Zeitgeist, den Geschmack (oder auch den Mangel dessen) für die Nachwelt dokumentiert.
Im Übrigen lässt sich am Denkmal selbst wenig Namibisches erkennen, es sei denn, es ließen sich in der hergebrachten soziopolitischen Volkskultur in ihrer reichen Vielfalt tatsächlich imperiale und totalitäre Traditionen belegen. Insofern handelt es sich um ein Erinnerungsbauwerk mit importiertem Gepräge, das man in beliebigen Variationen nachbestellen kann, sofern das Bedürfnis der Selbstdarstellung groß genug ist und die Mittel ausreichend sind.
Letztendlich möchte der Präsident im Denkmal "eines jener konkreten Aussagen unserer nationalen Aussöhnungspolitik, unserer Souveränität und Einheit der Nation" sehen. Schon an dieser Stelle setzt jedoch die politisch selektive Exklusivität ein. Die Namen, die jetzt an der Stätte "ewigen Ruhms" eingetragen werden, stehen momentan allein als ausschlaggebende Bildner der Geschichte da. Der Fortgang der Geschichte hat es jedoch an sich, dass er fortwährend den Bezugsrahmen verschiebt, so dass Denkmäler später häufig ziemlich "verlassen" dastehen, wenn sie über ihre streng zeitgebundene Aussage hinaus sich nicht wenigstens durch ihren Design und ihre Ästhetik retten können. Denkmäler, die nach konflikt- und blutreichen Jahrzehnten den Konsens beigelegten Streits und also wahre Versöhnung feiern, sind selten. Die Geschichte - und im Falle Namibias die Beendigung des Unabhängigkeitskampfes mit dem Konsens der Versöhnung und des Aufbaus der neuen Nation - ist jeweils das Ergebnis vieler Kräfte. Der Heldenacker feiert exklusive Zugehörigkeit. Die Versöhnung, die er laut Präsident Nujoma bewirken soll, wird woanders besser hergestellt, wo die Angehörigen der Nation in ihrer Vielfalt gleichberechtigt und selbstkritisch zur Geltung kommen. Wahre Aussöhnung kann stets nur inklusiv und daher nicht exklusiv sein.
Das Bedürfnis der Stunde ist vorerst der aufwallende Patriotismus, den man auch als "national-emotionales Bad" zu verstehen hat. Zunächst müssen wir jedoch mit der landesfremden Überdimensionalität fertig werden.
Er beeilt sich hinzuzufügen, dass es gut sei, dass "die wahre Mehrheit unserer Patrioten ihre Stimme für den Bau dieses Nationalmonuments erhoben hat". Namibia hat somit einen Monumentalbau erhalten, der vielleicht am Rande an die afrikanische Ahnenverehrung und an das Totengedenken anknüpft, der jedoch in der Hauptsache dem Triumph der Selbstdarstellung des Regimes Nujoma dient. Damit ist es ein steinernes und ehernes Dokument geworden, das den Zeitgeist, den Geschmack (oder auch den Mangel dessen) für die Nachwelt dokumentiert.
Im Übrigen lässt sich am Denkmal selbst wenig Namibisches erkennen, es sei denn, es ließen sich in der hergebrachten soziopolitischen Volkskultur in ihrer reichen Vielfalt tatsächlich imperiale und totalitäre Traditionen belegen. Insofern handelt es sich um ein Erinnerungsbauwerk mit importiertem Gepräge, das man in beliebigen Variationen nachbestellen kann, sofern das Bedürfnis der Selbstdarstellung groß genug ist und die Mittel ausreichend sind.
Letztendlich möchte der Präsident im Denkmal "eines jener konkreten Aussagen unserer nationalen Aussöhnungspolitik, unserer Souveränität und Einheit der Nation" sehen. Schon an dieser Stelle setzt jedoch die politisch selektive Exklusivität ein. Die Namen, die jetzt an der Stätte "ewigen Ruhms" eingetragen werden, stehen momentan allein als ausschlaggebende Bildner der Geschichte da. Der Fortgang der Geschichte hat es jedoch an sich, dass er fortwährend den Bezugsrahmen verschiebt, so dass Denkmäler später häufig ziemlich "verlassen" dastehen, wenn sie über ihre streng zeitgebundene Aussage hinaus sich nicht wenigstens durch ihren Design und ihre Ästhetik retten können. Denkmäler, die nach konflikt- und blutreichen Jahrzehnten den Konsens beigelegten Streits und also wahre Versöhnung feiern, sind selten. Die Geschichte - und im Falle Namibias die Beendigung des Unabhängigkeitskampfes mit dem Konsens der Versöhnung und des Aufbaus der neuen Nation - ist jeweils das Ergebnis vieler Kräfte. Der Heldenacker feiert exklusive Zugehörigkeit. Die Versöhnung, die er laut Präsident Nujoma bewirken soll, wird woanders besser hergestellt, wo die Angehörigen der Nation in ihrer Vielfalt gleichberechtigt und selbstkritisch zur Geltung kommen. Wahre Aussöhnung kann stets nur inklusiv und daher nicht exklusiv sein.
Das Bedürfnis der Stunde ist vorerst der aufwallende Patriotismus, den man auch als "national-emotionales Bad" zu verstehen hat. Zunächst müssen wir jedoch mit der landesfremden Überdimensionalität fertig werden.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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