Rehoboth, oh Rehoboth !

Das schillernde Thema Rehoboth und seiner Bewohner - und das sind mos nich nur Baster - hat Autoren neben dem Mainstream namibischer Geschichte und Forschung immer wieder aufs Neue beschäftigt- in den Bereichen Politik, Vererbung, Rassenforschung, Zeitgeschichte, Autonomiebestreben, Sprachausprägung, Intrigantentum und Alltagsaffären. Alltagsaffären! Derer gibt´s stief. Darin ähnelt Rehoboth derzeit nochall Omaruru oder eben umgekehrt, woraus leicht ersichtlich wird, dass die Selbstverwaltung einer Kommune mit junger oder alter Tradition gar nich so einfach is. Bei diesen beiden Ortschaften handelt es sich um stief alte Tradition, was aber keinerlei Garantie bietet, dass die jetzigen Dorf- und Kommunalräte dadurch gestärkt oder deshalb besonders verpflichtet wären. Und es handelt sich um Wasserknappheit, ob wegen Fehlplanung, bzw. f´kol Planung, oder um parasitäre Wassernutzer, die net nich zahlen wollen, oder eben um beides … Untersuchungen und Klärung der Missverhältnisse sind in beiden Ortschaften zwar mit Hilfe des Ministeriums angeleiert worden, sind aber wie so oft in unserem Lande der Bravourösen im bürokratischen Filz, im Phlegma oder in der amtlichen Gleichgültigkeit „traak my nie“ stecken geblieben. Aber bleiben wir im Baster-Gebiet. Nachdem der Wasserlieferant NamWater den Rehobothern noch gar nich so lange her Tage lang den Hahn zugedreht hat - sowohl den regeltreuen Monatszahlern als auch den Nich-Zahlern mit stief vrotter Schuld (nach dem Motto: Gott lässt es regnen über Gut und Böse, und die Dürre trifft Gesetzestreue genauso wie Beutelumpen) - also nochmal: Nach der Wassersperre, die durch ein leidliches Arrangement (sprich Arrahngschemang) mit NamWater wieder aufgehoben wurde, herrscht jetzt (wieder) stief Sports im Stadtrat. Der Personal-Chef Willie Swartz wurde gerade bei vollem Gehalt mit allen Vorzügen suspendiert, sprich, in den bezahlten Zwangsurlaub geschickt, während sein Gegenspieler, Stadtdirektor Christoph /Uirab durch Swartz seinereits mit 13 Punkten der Korruption, der sexuellen Belästigung und der Unfähigkeit ange“swartzt“ wird. Hinzu kommt, dass die Rehobother Finanzkraft, die den Haushaltsentwurf der Kommune erstellt hat, wegen Fragen und Zweifel ihrer fachlichen Qualifikation ebenso in der Suspendierung schwebt. Und nog is het einde niet: vor einem Monat wurde auch der Zuständige für Infrastruktur - Wegebau, Kanalisation und Wasserzufuhr usw. -, Ernst de Waal, in den Zwangsurlaub geschickt. In anderen Kommunen wär die Welt bei solchem Zoff und Affären schon huka untergegangen, aber nich in Rehoboth, wo eine, irgendeine Krise eigentlich zum Alltag gehört. Vor wenigen Jahren standen der damalige Stadtdirektor Theo Jankowski und Ratsherr Dax im Kreuzfeuer. Bürger demonstrierten und belagerten die Kommunalbüros. Fragt net nich, um welches Detail es ging. So viel muss genügen: um die Verteilung und die Verwendung der Mittel. So auch diesmal. Swartz treffen Vorwürfe mit 20 Klagen, dass er 13 Mio. N$, die für die Entwicklung des Ortsteils Westridge bewilligt waren, in seine Tasche gesteckt habe. So was is in der Größenordnung nich möglich, aber wie bei Verleumdungsklagen fährt jede Seite der Kontrahenten und Intriganten immens große verbale Geschütze auf, woraus allein schon hervorgeht, dass es sich nach Abzug aller Übertreibungen sowahr nich um Unschuldsengel handelt, ganz egal ob´s Angehörige der Partei sind, die sich für die Größte aller Zeiten hält, oder ob es parmantache Kräfte einer Flenterxhattpartei sind, die im Weinberg Muilikheid machen. Der Stoff für Forschung, Anekdoten, Geskinder und üble Nachrede geht in Rehoboth net nich aus. Erfreulich is festzustellen, dass heut nich nur Freunde und Außenseiter, die vom Gebiet, Land und Leuten, fasziniert sind, darüber schreiben, sondern Baster selbst aus der Kommune oder aus der Diaspora das eigentümliche Leben, die Herkunft, Zeitempfinden und ihre Erwartungen Zeilen zu Papier bringen. Da bietet sich gerade ein Psychogramm der Rehobotherin Ulla Dentlinger „Who am I“ an, das viel eher in Afrikaans als auf Englisch hätte erscheinen sollen. Immerhin is das Werk mit etlichen afrikaansen und einigen deutschen Vokabeln zum historischen und lokalen Kolorit gewürzt. - Eine Rezension muss in dieser Zeitung noch folgen. - Und da stellt sich wieder heraus, dass Rehoboth gerade mit all seinen Eigenarten einen charaktervollen namibischen Mikrokosmos darstellt. Kennzeichnend und unentbehrlich im bravourösen Gesamtbild der Nation.-

Rehoboth, oh Rehoboth !

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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