Rehobother greifen Stadtrat an

Rehoboth - Um 9 Uhr sind etwa 200 Einwohner der Kommune mit Protestplakaten durch die Straßen marschiert, um dem Stadtrat eine Bittschrift mit fünf Forderungen zu überreichen, die auf eine gründliche Untersuchung der politischen Amtsträger des SWAPO-dominierten Stadtrates drängen. Der Bürger Edgar Dan hat die Petition dem Stadtdirektor Jankowski überreicht, der den Demonstranten versprochen hat, die Schrift zuständigen Instanzen zu überreichen. Von den sieben Stadtratsmitgliedern stand lediglich David Richter auf der sicheren Seite des Zaunes. Nur Edgar Dan und Baster-Kaptein John McNab wurden auf dem Stadtverwaltungsgelände zugelassen. Die Demonstranten durften das Rathausgrundstück nicht betreten und blieben durch starke Polizeipräsenz auf der Straße ausgesperrt. Die Demonstration ist friedlich verlaufen.

Die Petition ist an das Ministerium für Kommunal- und Regionalverwaltung sowie an die Anti-Korruptionskommission gerichtet, denn die Demonstranten haben ihr Vertrauen in den gesamten Stadtrat verloren. Der Sprecher des Kommunalministeriums, Frans Nghitila, hat gestern bestätigt, dass der zuständige Staatssekretär Erastus Negonga gerade im Süden sei und nunmehr das zweite Mal nach Rehoboth komme, um eine erste Untersuchung einzuleiten. Nach seinem ersten Besuch musste Negonga unverrichteter Dinge abreisen, denn der Ratsvorsitzende Bürgermeister Georg Dax hatte seinen Stadtdirektor kurzerhand in den Zwangsurlaub geschickt und dessen Büro durch Austausch des Türschlosses verrammelt, damit Staatssekretär Negonga keine direkte Auskunft einholen konnte.

Stadtdirektor Jankowski, steht implizit auf Seiten der Demonstranten, denn er hat bereits im April dieses Jahres dem Staatssekretär Negonga, eine vierseitige Denkschrift mit Indizien korrupter Amtshandlungen des Rehobother Stadtrates unterbreitet. Inzwischen sind noch mehr Klagen der Bürger hinzugekommen, die häufig von der Stadtkasse abgewiesen werden, wenn sie ihre Monatsrechnung bezahlen wollen, weil "die Computer nicht gehen".

Der traditionelle Führer, Baster-Kaptein John McNab, mischte sich unter die Demonstranten. Er hatte die volle Aufmerksamkeit der Demonstranten, der städtischen Arbeiter sowie der Polizei. "Dieses Gebäude (das Rathaus von Rehoboth) stammt von der südafrikanischen Regierung für die Baster, und nun dürfen wir das Gelände nicht betreten!" An den größtenteils abwesenden Stadtrat gerichtet sagte er: "Ihr habt uns wie Hunde behandelt. Aber wir sind zivilisiert. Das nächste Mal werden wir das Tor niederbrechen und die unerwünschten Ratsmitglieder rausschleppen", drohte McNab unter lautem Jubel der ausgesperrten Bürger. Der Kaptein lehnt den Stadtrat ab. Die Ratsmitglieder könnten sich nicht "für heilige Kühe" halten und sie seien auch nicht unantastbar. "Das (Rehobother) Gebiet und auch dieses Gelände gehören uns."

Die Bittsteller verlangen eine Untersuchung der Aktivitäten aller sieben Ratsmitglieder sowie der Anstellung von Personal, ob dieses denn qualifiziert sei. Die Ratsmitglieder sollen beim geringsten Verdacht sofort in den unbezahlten Urlaub geschickt werden, bis die Untersuchung abgeschlossen ist. "Es darf keine politischen Zugeständnisse geben."