Reifeprüfung auf "Ländle-Niveau"
Erleichterung herrscht heute bei den 24 Abiturienten der Deutschen Höheren Privatschule (DHPS) in Windhoek. Die Prüfungen sind geschafft. Mit Erfolg, alle Prüflinge haben ihre Hochschulreifeprüfung bestanden. Während die Schüler in der letzten Woche die schriftlichen Prüfungen in den Fächern Mathematik, einer Naturwissenschaft, Deutsch, Englisch und einer zusätzlichen Fremdsprache (Französisch oder Afrikaans) bewältigen mussten, standen am Montag und gestern die mündlichen Prüfungen an. Ging es noch bei manchem der 32 Schüler im vergangenen Jahr bei den mündlichen Prüfungen um Bestehen oder Nichtbestehen, konnten die 24 Abiturienten dieses Jahres in dieser Woche ganz beruhigt vor die Prüfungskommission treten. Laut Ministerialrat Dr. Reinhard Köhler aus Deutschland, Vorsitzender des Bund-Länder-Ausschusses für schulische Arbeit im Ausland, ging es für sie nur noch um "Notenkosmetik". Köhler überwachte die Prüfungen an der DHPS als Vorsitzender der Prüfungskommission. Im AZ-Gespräch mit Anja Wischer erläutert er Hintergründe des Prozederes für Abiturprüfungen nach deutschem Standard im Ausland.
AZ: Warum muss jährlich ein Mitglied des Bund-Länder-Ausschusses für schulische Arbeit im Ausland aus Deutschland anreisen, um als Vorsitzender des Prüfungsausschusses die Abiturprüfungen an der DHPS abzunehmen?
R. Köhler: Meine Aufgabe hier ist sicherzustellen, dass die Abiturprüfungen nicht leichter und nicht schwerer als die Prüfungen in Deutschland sind. Das Abitur muss hier wie dort vergleichbar sein. An der DHPS gehe ich mit den Lehrern die Ergebnisse der schriftlichen Prüfungen durch und berate zusammen mit ihnen, welche Schüler in die mündliche Prüfung gerufen werden sollten.
AZ: Wer erarbeitet die Prüfungsaufgaben?
R. Köhler: Die Aufgaben für die schriftlichen Prüfungen werden von den hiesigen Lehrern erstellt und dann nach Deutschland geschickt. Dort wird geprüft, ob das Niveau dem deutschen Standard entspricht. Landesspezifische Besonderheiten werden angemessen berueksichtigt. Die muendlichen Pruefungsaufgaben werden von mir beurteilt und genehmigt. Nach Anhoerung der beteiligten Lehrer setze ich die Noten fest.
AZ: In Deutschland gibt es immer wieder unter den Bundesländern Unstimmigkeiten über das Niveau des Abiturs. Während das Abitur in Bayern hohe Anforderungen stellen soll, sollen es hessische Schüler bösen Zungen nach "geschenkt bekommen". Wie sichern Sie das Niveau der Prüfungsaufgaben im Ausland?
R. Köhler: Die Schulen im Ausland sind dazu angehalten, sich mit ihrem Lehrplan am Lehrplan eines deutschen Bundeslandes zu orientieren. Die deutschen Schulen im südlichen Afrika und Südamerika beispielsweise unterrichten nach dem Lehrplan des Landes Baden-Württemberg, die Schulen in Südostasien nach dem Lehrplan von Thüringen. Die Lehrpläne von beiden Bundesländern werden als sehr qualitätvoll angesehen.
AZ: In Deutschland gilt das Zentralabitur, wenn also alle Schüler eines Bundeslandes zur gleichen Zeit die gleichen Prüfungsaufgaben vorgelegt bekommen, als "das beste Abitur". In Baden-Württemberg, an dessen Lehrplan sich das südliche Afrika anlehnt, gibt es das Zentralabitur. Im südlichen Afrika können allerdings nicht die gleichen Prüfungsaufgaben gestellt werden, weil die Prüfungen ein halbes Jahr versetzt zu den deutschen Prüfungen stattfinden. Wie hilft man sich aus diesem Dilemma?
R. Köhler: Jede Schule erarbeitet derzeit selbst ihre Prüfungsaufgaben. Allerdings ist es auch denkbar, ein Zentralabitur beispielsweise für die Schulen des südlichen Afrika zu erarbeiten. Das ist allerdings Zukunftsmusik.
AZ: Gibt es trotz der Orientierung an deutschen Lehrplänen länderspezifische Eigenheiten in den Abiturprüfungen?
R. Köhler: Ja, in den Schulen des südlichen Afrika können die Abiturienten als Prüfungsfach zwischen Afrikaans und Französisch wählen. Das ist an deutschen Schulen nicht möglich.
AZ: Können Sie einen Ländervergleich beispielsweise zwischen Namibia und Südafrika aufstellen? Wo gibt es die besseren Abiturienten?
R. Köhler: (lacht) Nein, das geht nicht, denn alle müssen einen Mindeststandard erfüllen. Nur soviel lässt sich sagen: Die DHPS ist die Schule mit der höchsten Abiturentenzahl im südlichen Afrika. In Südafrika kann an jeweils einer Schule in Pretoria, Johannesburg und Kapstadt das deutsche Abitur abgelegt werden. Im vergangenen Jahr waren es in Südafrika insgesamt 59 Schüler, an der DHPS alleine 32 Schüler.
AZ: Vielen Dank für das Gespräch.
Dr. Reinhard Köhler
Der 55-jährige Diplom-Lehrer für Biologie und Chemie arbeitet als Ministerialrat im Kultusministerium Thüringen und ist derzeit Vorsitzender des Bund-Länder-Ausschusses für schulische Arbeit im Ausland. Die Ausschussmitglieder beaufsichtigen die Schulabschlussprüfungen im Ausland, die nach deutschem Standard abgelegt werden. Weltweit gibt es 117 Schulen, an denen Schüler deutsche Abschlüsse machen können. Die Betreuung der Schulen ist geografisch unter den 16 Ausschussmitgliedern aufgeteilt, die Zuständigkeit wechselt im Drei-Jahres-Rhythmus. Reinhard Köhler beispielsweise hat bereits deutsche Schulen in Südostasien oder Mittel- und Südamerika betreut, bevor er die Zuständigkeit für die Schulen des südlichen Afrika erhielt.
AZ: Warum muss jährlich ein Mitglied des Bund-Länder-Ausschusses für schulische Arbeit im Ausland aus Deutschland anreisen, um als Vorsitzender des Prüfungsausschusses die Abiturprüfungen an der DHPS abzunehmen?
R. Köhler: Meine Aufgabe hier ist sicherzustellen, dass die Abiturprüfungen nicht leichter und nicht schwerer als die Prüfungen in Deutschland sind. Das Abitur muss hier wie dort vergleichbar sein. An der DHPS gehe ich mit den Lehrern die Ergebnisse der schriftlichen Prüfungen durch und berate zusammen mit ihnen, welche Schüler in die mündliche Prüfung gerufen werden sollten.
AZ: Wer erarbeitet die Prüfungsaufgaben?
R. Köhler: Die Aufgaben für die schriftlichen Prüfungen werden von den hiesigen Lehrern erstellt und dann nach Deutschland geschickt. Dort wird geprüft, ob das Niveau dem deutschen Standard entspricht. Landesspezifische Besonderheiten werden angemessen berueksichtigt. Die muendlichen Pruefungsaufgaben werden von mir beurteilt und genehmigt. Nach Anhoerung der beteiligten Lehrer setze ich die Noten fest.
AZ: In Deutschland gibt es immer wieder unter den Bundesländern Unstimmigkeiten über das Niveau des Abiturs. Während das Abitur in Bayern hohe Anforderungen stellen soll, sollen es hessische Schüler bösen Zungen nach "geschenkt bekommen". Wie sichern Sie das Niveau der Prüfungsaufgaben im Ausland?
R. Köhler: Die Schulen im Ausland sind dazu angehalten, sich mit ihrem Lehrplan am Lehrplan eines deutschen Bundeslandes zu orientieren. Die deutschen Schulen im südlichen Afrika und Südamerika beispielsweise unterrichten nach dem Lehrplan des Landes Baden-Württemberg, die Schulen in Südostasien nach dem Lehrplan von Thüringen. Die Lehrpläne von beiden Bundesländern werden als sehr qualitätvoll angesehen.
AZ: In Deutschland gilt das Zentralabitur, wenn also alle Schüler eines Bundeslandes zur gleichen Zeit die gleichen Prüfungsaufgaben vorgelegt bekommen, als "das beste Abitur". In Baden-Württemberg, an dessen Lehrplan sich das südliche Afrika anlehnt, gibt es das Zentralabitur. Im südlichen Afrika können allerdings nicht die gleichen Prüfungsaufgaben gestellt werden, weil die Prüfungen ein halbes Jahr versetzt zu den deutschen Prüfungen stattfinden. Wie hilft man sich aus diesem Dilemma?
R. Köhler: Jede Schule erarbeitet derzeit selbst ihre Prüfungsaufgaben. Allerdings ist es auch denkbar, ein Zentralabitur beispielsweise für die Schulen des südlichen Afrika zu erarbeiten. Das ist allerdings Zukunftsmusik.
AZ: Gibt es trotz der Orientierung an deutschen Lehrplänen länderspezifische Eigenheiten in den Abiturprüfungen?
R. Köhler: Ja, in den Schulen des südlichen Afrika können die Abiturienten als Prüfungsfach zwischen Afrikaans und Französisch wählen. Das ist an deutschen Schulen nicht möglich.
AZ: Können Sie einen Ländervergleich beispielsweise zwischen Namibia und Südafrika aufstellen? Wo gibt es die besseren Abiturienten?
R. Köhler: (lacht) Nein, das geht nicht, denn alle müssen einen Mindeststandard erfüllen. Nur soviel lässt sich sagen: Die DHPS ist die Schule mit der höchsten Abiturentenzahl im südlichen Afrika. In Südafrika kann an jeweils einer Schule in Pretoria, Johannesburg und Kapstadt das deutsche Abitur abgelegt werden. Im vergangenen Jahr waren es in Südafrika insgesamt 59 Schüler, an der DHPS alleine 32 Schüler.
AZ: Vielen Dank für das Gespräch.
Dr. Reinhard Köhler
Der 55-jährige Diplom-Lehrer für Biologie und Chemie arbeitet als Ministerialrat im Kultusministerium Thüringen und ist derzeit Vorsitzender des Bund-Länder-Ausschusses für schulische Arbeit im Ausland. Die Ausschussmitglieder beaufsichtigen die Schulabschlussprüfungen im Ausland, die nach deutschem Standard abgelegt werden. Weltweit gibt es 117 Schulen, an denen Schüler deutsche Abschlüsse machen können. Die Betreuung der Schulen ist geografisch unter den 16 Ausschussmitgliedern aufgeteilt, die Zuständigkeit wechselt im Drei-Jahres-Rhythmus. Reinhard Köhler beispielsweise hat bereits deutsche Schulen in Südostasien oder Mittel- und Südamerika betreut, bevor er die Zuständigkeit für die Schulen des südlichen Afrika erhielt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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