Reise in die Kindheit von Etoscha
"Brigitte und Martin machen das, was wir uns aus finanziellen Gründen niemals leisten könnten", sagt der namibische Geologe Roy Miller, der die beiden ausländischen Gäste am Mittwochabend im Geological Survey willkommen hieß. Seit 1991 kommen die beiden französischen Wissenschaftler jedes Jahr nach Namibia und suchen im Diamantsperrgebiet, im Kaokoveld und in der Etoscha-Pfanne nach Versteinerungen und Knochen. Ihre Funde können sich sehen lassen: Unter den Fossilien finden sich Skelette von ausgestorbenen Nashorn-Arten, die bis zu 15 Prozent größer waren als das Weiße Nashorn, sowie das älteste bislang bekannte Löwen-Skelett.
Einen Teil ihrer Funde nehmen Senut und Pickford jedes Jahr mit nach Frankreich, zum Nationalen Museum für Naturgeschichte in Paris. Dort säubern sie die Fossilien mit modernsten Methoden und legen sie in Röntgenapparate, die normalerweise für das Scannen von Gehirnen benutzt werden. Zwei dicke wissenschaftliche Abhandlungen über die Fossilienfunde haben sie bereits verfasst, eine über das Diamantsperrgebiet und eine über die Etoscha-Pfanne. "Und sie finden immer noch mehr", sagt Roy Miller mit einem bewundernden Kopfschütteln.
"Die Fossilienfunde verraten uns, wie die Landschaft in Namibia früher einmal ausgesehen hat", sagt Martin Pickford. So waren etwa Teile des Südwestens des Landes vor Millionen von Jahren einmal von Meer bedeckt. In den Sanddünen um Lüderitzbucht finden sich daher heute versteinerte Gräten von Haien und urzeitlichen Meeresfischen. Etwas weiter im Landesinneren entblößt der Sand ab und an die Skelette von Krokodilen, die vor Hunderttausenden von Jahren in schon lange vertrockneten Wasserläufen gelebt haben.
Aus wissenschaftlicher Sicht sind jedoch die Fossilien am interessantesten, die Pickford und Senut im nördlichen Teil der Etoscha-Pfanne gefunden haben. "Für die Epoche zwischen 8 und 4 Millionen Jahren vor unserer Zeit ist dies die Fundstätte im südlichen Afrika mit den meisten unterschiedlichen Fossilien", sagt Pickford. Senut und er haben dort die versteinerten Gräten von hunderten Welsen aufgetan; Darüber hinaus fanden die Franzosen fossile Schildkrötenpanzer, Muscheln und Schnecken, die viel über die Geschichte der Etoscha-Pfanne verraten. "Die Arten, die wir im Norden von Etoscha entdeckt haben, leben ausschließlich in frischem Wasser, das gut mit Sauerstoff versorgt ist", erklärt Pickford. "Also muss die Etoscha-Pfanne früher einmal zu großen Teilen mit Wasser aus Flüssen gefüllt gewesen sein."
Die Erklärung liegt auf der Landkarte: Das Gebiet des heutigen Etoscha-Nationalparks war von jeher einer der tiefsten Punkte im Umkreis von mehreren hundert Kilometern. Das urzeitliche Becken bildete daher die Auffangschlüssel für die Ausflüsse aus drei prähistorischen Becken im Hochland im Süden Angolas: die sogenannte Okavango-Megapfanne, die Kunene-Megapfanne und das etwas später entstandene Cuvelai-Kanalsystem füllten nach und nach das Etoscha-Becken, bis es zu einem prähistorischen See geworden war. Für einige hunderttausend Jahre hielten sich Verdunstung und Zufluss die Waage und die Füllhöhe blieb bestehen, in dieser Zeit bildeten sich die Verkrustungen aus Weißkalk, die die Tierskelette bis heute konservieren. Dann änderte sich auf einmal das globale Klima, über Angola regnete es nicht mehr so häufig und die großen Flüsse führten weniger Wasser: Die Etoscha-Pfanne trocknete nach und nach aus.
Aber ist die Etoscha-Pfanne in ihrer heutigen Gestalt tatsächlich lediglich ein ausgetrockneter Urzeitsee? Oder wurde sie, nachdem der See ausgetrocknet war, noch tiefer ausgehölt? "Einiges spricht inzwischen für diese zweite Theorie", sagt Pickford. Schließlich ließen die weichenden Wassermassen eine bis zu 50 Meter dicke Schicht aus Lehm und Trümmergesteinen zurück, die die Flüsse aus der nördlichen Kalahari-Wüste angespült hatten. An einigen hohen Stellen wie etwa dem Poacher's Point und Pelican Island ist die Schichtung der verschiedenen Kalk- und Sandsteinsedimente heute noch zu erkennen.
"Ein Großteil des Windes in der Region kommt aus östlicher Richtung", erklärt Pickford. "Die zum Teil heftigen Stürme haben den Nord- und Ostrand der Pfanne immer weiter ausgehöhlt und die Sedimente nach Westen getragen, wo sie sich heute zu Dünen auftürmen." Das erkläre auch, warum der Osten der Pfanne deutlich tiefer sei als der Westen, und sich, wenn es heute zu einem Anschwellen der Flüsse im Norden kommt, zuerst der Ostrand der Pfanne mit Wasser fülle.
"Das Abtragen der Sedimente durch den Ostwind ist auch die Erklärung dafür, warum das Etoscha-Becken im Laufe der Jahrmillionen immer weiter nach Osten gewandert ist", sagt Pickford. Und sehr wahrscheinlich tue die Etoscha-Pfanne dies immer noch - wenn auch kaum messbare wenige Millimeter im Jahr.
Einen Teil ihrer Funde nehmen Senut und Pickford jedes Jahr mit nach Frankreich, zum Nationalen Museum für Naturgeschichte in Paris. Dort säubern sie die Fossilien mit modernsten Methoden und legen sie in Röntgenapparate, die normalerweise für das Scannen von Gehirnen benutzt werden. Zwei dicke wissenschaftliche Abhandlungen über die Fossilienfunde haben sie bereits verfasst, eine über das Diamantsperrgebiet und eine über die Etoscha-Pfanne. "Und sie finden immer noch mehr", sagt Roy Miller mit einem bewundernden Kopfschütteln.
"Die Fossilienfunde verraten uns, wie die Landschaft in Namibia früher einmal ausgesehen hat", sagt Martin Pickford. So waren etwa Teile des Südwestens des Landes vor Millionen von Jahren einmal von Meer bedeckt. In den Sanddünen um Lüderitzbucht finden sich daher heute versteinerte Gräten von Haien und urzeitlichen Meeresfischen. Etwas weiter im Landesinneren entblößt der Sand ab und an die Skelette von Krokodilen, die vor Hunderttausenden von Jahren in schon lange vertrockneten Wasserläufen gelebt haben.
Aus wissenschaftlicher Sicht sind jedoch die Fossilien am interessantesten, die Pickford und Senut im nördlichen Teil der Etoscha-Pfanne gefunden haben. "Für die Epoche zwischen 8 und 4 Millionen Jahren vor unserer Zeit ist dies die Fundstätte im südlichen Afrika mit den meisten unterschiedlichen Fossilien", sagt Pickford. Senut und er haben dort die versteinerten Gräten von hunderten Welsen aufgetan; Darüber hinaus fanden die Franzosen fossile Schildkrötenpanzer, Muscheln und Schnecken, die viel über die Geschichte der Etoscha-Pfanne verraten. "Die Arten, die wir im Norden von Etoscha entdeckt haben, leben ausschließlich in frischem Wasser, das gut mit Sauerstoff versorgt ist", erklärt Pickford. "Also muss die Etoscha-Pfanne früher einmal zu großen Teilen mit Wasser aus Flüssen gefüllt gewesen sein."
Die Erklärung liegt auf der Landkarte: Das Gebiet des heutigen Etoscha-Nationalparks war von jeher einer der tiefsten Punkte im Umkreis von mehreren hundert Kilometern. Das urzeitliche Becken bildete daher die Auffangschlüssel für die Ausflüsse aus drei prähistorischen Becken im Hochland im Süden Angolas: die sogenannte Okavango-Megapfanne, die Kunene-Megapfanne und das etwas später entstandene Cuvelai-Kanalsystem füllten nach und nach das Etoscha-Becken, bis es zu einem prähistorischen See geworden war. Für einige hunderttausend Jahre hielten sich Verdunstung und Zufluss die Waage und die Füllhöhe blieb bestehen, in dieser Zeit bildeten sich die Verkrustungen aus Weißkalk, die die Tierskelette bis heute konservieren. Dann änderte sich auf einmal das globale Klima, über Angola regnete es nicht mehr so häufig und die großen Flüsse führten weniger Wasser: Die Etoscha-Pfanne trocknete nach und nach aus.
Aber ist die Etoscha-Pfanne in ihrer heutigen Gestalt tatsächlich lediglich ein ausgetrockneter Urzeitsee? Oder wurde sie, nachdem der See ausgetrocknet war, noch tiefer ausgehölt? "Einiges spricht inzwischen für diese zweite Theorie", sagt Pickford. Schließlich ließen die weichenden Wassermassen eine bis zu 50 Meter dicke Schicht aus Lehm und Trümmergesteinen zurück, die die Flüsse aus der nördlichen Kalahari-Wüste angespült hatten. An einigen hohen Stellen wie etwa dem Poacher's Point und Pelican Island ist die Schichtung der verschiedenen Kalk- und Sandsteinsedimente heute noch zu erkennen.
"Ein Großteil des Windes in der Region kommt aus östlicher Richtung", erklärt Pickford. "Die zum Teil heftigen Stürme haben den Nord- und Ostrand der Pfanne immer weiter ausgehöhlt und die Sedimente nach Westen getragen, wo sie sich heute zu Dünen auftürmen." Das erkläre auch, warum der Osten der Pfanne deutlich tiefer sei als der Westen, und sich, wenn es heute zu einem Anschwellen der Flüsse im Norden kommt, zuerst der Ostrand der Pfanne mit Wasser fülle.
"Das Abtragen der Sedimente durch den Ostwind ist auch die Erklärung dafür, warum das Etoscha-Becken im Laufe der Jahrmillionen immer weiter nach Osten gewandert ist", sagt Pickford. Und sehr wahrscheinlich tue die Etoscha-Pfanne dies immer noch - wenn auch kaum messbare wenige Millimeter im Jahr.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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