Rhinohorn teurer als ein Kilo Gold - Kampf gegen die Zeit
Auf den ersten Blick sieht das Objekt der Begierde fast hässlich aus. Es ist hart, aus dem gleichen Material wie ein Fingernagel und eigentlich kaum mehr als ein Bündel fest zusammengeklebter Haare. Dennoch kostet ein Kilo Rhinohorn mehr als sein Äquivalent in Gold: Bis zu 60000 US-Dollar werden in Südostasien für das vermeintliche Heil- und Potenzmittel gezahlt - mehr als für ein Kilo des gelben Metalls, das "nur" rund 50000 Dollar wert ist.
Kein Wunder, dass der illegale Handel mit dem Horn seit ein paar Jahren floriert. Mehr als 550 Nashörner sind in diesem Jahr in Südafrika bereits gewildert worden, allein sieben davon bei einem grausamen Massaker letzte Woche auf einer Wildfarm 120 km westlich von Johannesburg. Bis zum Jahresende dürfte die Zahl auf weit über 600 steigen - ein einsamer Rekord (2011: 448 Nashörner; 2010: 333). So verheerend ist die Lage inzwischen, dass in der Provinz Nordwest nun die Armee zum Schutz der Dickhäuter mobilisiert werden soll.
Noch stehen die Nashörner zwar nicht direkt vor der Ausrottung. Insgesamt leben in Südafrika noch immer rund 20000 Breitmaulnashörner und fast 5000 Spitzmaulnashörner, überwiegend im Krüger-Nationalpark an der durchlässigen Grenze zu Mosambik. Doch wenn die Entwicklung so weitergeht wie in den letzten sechs Monaten, dann werden bald mehr Tiere getötet als geboren werden beziehungsweise auf natürliche Weise sterben (rund 400 im Jahr). Es ist ein Kampf gegen die Zeit.
Angesichts der besorgniserregenden Lage gibt Südafrika mittlerweile viel Geld für den Kampf gegen die Wilderei aus. Auch haben am Kap die "Hawks", eine Sondereinheit der Polizei zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens, nun alle Ermittlungen im Kampf gegen die Wilderei übernommen. Seitdem ist die Zahl der Verhaftungen leicht gestiegen, auch wenn der Polizei oft nur die kleinen Fische und nur selten die Hintermänner ins Netz gehen.
Vor kurzem erwischten die Ermittler jedoch zumindest einen der Drahtzieher: Der aus Thailand stammende Geschäftsmann Chumling Lemtongthai wurde Mitte November von einem Gericht der Wilderei von Nashörnern und der illegalen Ausfuhr der Hörner für schuldig befunden und zu 40 Jahren Haft verurteilt - die höchste jemals in Südafrika wegen Wilderei verhängte Strafe. Unter anderem konnte dem 44-Jährigen nachgewiesen werden, dass er mehr als 200 Nashörner illegal abschießen ließ. Dafür beantragte er legale Abschusslizenzen - und benutzte dafür die Namen von zuvor aus Thailand eingeflogenen Prostituierten, die von ihm als Growildjägerinnen eingetragen worden waren. Eigentlich ist die Nashornjagd an strenge Auflagen gebunden: Grundsätzlich wird nur eine Lizenz pro Jäger erlaubt, die rund 70000 US-Dollar kostet.
Inzwischen wird immer deutlicher, dass der Handel mit dem Rhinohorn Teil eines weltweiten, illegalen Handelsnetzes mit geschützten Tierarten ist. Zu ihnen gehören auch die sogenannten Perlemoen oder Abalonen, eine an der südafrikanischen Südkste beheimatete Seeschneckenart, die auf Deutsch Seeohren heißt und in China eine begehrte Meeresdelikatesse ist. Vieles deutet darauf hin, dass der Seeohrenschmuggel eine Art Vorläufer für die erst 2008 in Gang gekommene Nashornwilderei war - und die Grundlage für den Handel legte.
Mit dem Ende der Apartheid vor 20 Jahren und der Integration des lange Zeit isolierten Apartheidstaates in den Welthandel kam damals das organisierte Verbrechen ans Kap - darunter neben Drogenhändlern und Waffenschiebern auch die chinesische Triade. Oft lief das Geschäft mit den Ländern im Fernen Osten dabei in einer Art Tauschhandel ab: Abalonen aus Südafrika wurden gegen Drogen wie etwa Mandrax-Tabletten aus Ostasien gehandelt, wo die Meeresschnecke, genau wie das zu Pulver gemahlene Rhinohorn, als ein wirkungsvolles Potenzmittel und Aphrodisiakum gilt.
Der Schmuggel von Abalonen hat dabei nach Angaben von Adrian Lackay, einem Sprecher der Finanzbehörde, eine ähnlich große Bedeutung wie der Nashornhandel. Schätzungen zufolge schmuggeln die Banden unter Einsatz modernster Geräte mehr als das Zehnfache der legal exportierten Abalonen nach Ostasien, wo diese anschließend für mehrere hundert Dollar je Kilo weiterverkauft werden. Die Dimension des Handels mit der muschelartigen Schale wird auf einen Schwarzmarktwert von rund eine Milliarde Rand (100 Millionen Euro) im Jahr beziffert. Allerdings ist der Handel wegen der inzwischen weitgehend ausgeplünderten Fischgründe zuletzt hinter den Nashornschmuggel zurückgefallen.
Dank der langjährigen Geschäfte mit Abalone können die Nashornwilderer heute auf ein technisch ausgeklügeltes System zurückgreifen: Es gibt viele Geschäftsleute mit guten Beziehungen zu Speditionen oder den Zollbehörden. Auch gibt es reichlich ausgebildetes Personal, das sich am Schmuggel beteiligt, darunter offenbar im Fall der Nashörner sogar Tierärzte und die Besitzer von Wildfarmen. Schließlich ist die Nachfrage in Asien wegen der dort stark angewachsenen Mittelklasse derart groß und die Kooperationen der Behörden so gering, dass das illegale Geschäft wohl noch lange Zeit boomen wird.
Auch Chinas wirtschaftlicher Ausgriff nach Afrika dürfte dazu beitragen: Die "Times of Zambia" berichtete davon, dass 90 Prozent der zuletzt in dem Binnenstaat bekannt gewordenen Fälle von Wilderei in einem Radius von zehn Kilometer um die Camps der chinesischen Straßenbauer geschahen.
Kein Wunder, dass der illegale Handel mit dem Horn seit ein paar Jahren floriert. Mehr als 550 Nashörner sind in diesem Jahr in Südafrika bereits gewildert worden, allein sieben davon bei einem grausamen Massaker letzte Woche auf einer Wildfarm 120 km westlich von Johannesburg. Bis zum Jahresende dürfte die Zahl auf weit über 600 steigen - ein einsamer Rekord (2011: 448 Nashörner; 2010: 333). So verheerend ist die Lage inzwischen, dass in der Provinz Nordwest nun die Armee zum Schutz der Dickhäuter mobilisiert werden soll.
Noch stehen die Nashörner zwar nicht direkt vor der Ausrottung. Insgesamt leben in Südafrika noch immer rund 20000 Breitmaulnashörner und fast 5000 Spitzmaulnashörner, überwiegend im Krüger-Nationalpark an der durchlässigen Grenze zu Mosambik. Doch wenn die Entwicklung so weitergeht wie in den letzten sechs Monaten, dann werden bald mehr Tiere getötet als geboren werden beziehungsweise auf natürliche Weise sterben (rund 400 im Jahr). Es ist ein Kampf gegen die Zeit.
Angesichts der besorgniserregenden Lage gibt Südafrika mittlerweile viel Geld für den Kampf gegen die Wilderei aus. Auch haben am Kap die "Hawks", eine Sondereinheit der Polizei zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens, nun alle Ermittlungen im Kampf gegen die Wilderei übernommen. Seitdem ist die Zahl der Verhaftungen leicht gestiegen, auch wenn der Polizei oft nur die kleinen Fische und nur selten die Hintermänner ins Netz gehen.
Vor kurzem erwischten die Ermittler jedoch zumindest einen der Drahtzieher: Der aus Thailand stammende Geschäftsmann Chumling Lemtongthai wurde Mitte November von einem Gericht der Wilderei von Nashörnern und der illegalen Ausfuhr der Hörner für schuldig befunden und zu 40 Jahren Haft verurteilt - die höchste jemals in Südafrika wegen Wilderei verhängte Strafe. Unter anderem konnte dem 44-Jährigen nachgewiesen werden, dass er mehr als 200 Nashörner illegal abschießen ließ. Dafür beantragte er legale Abschusslizenzen - und benutzte dafür die Namen von zuvor aus Thailand eingeflogenen Prostituierten, die von ihm als Growildjägerinnen eingetragen worden waren. Eigentlich ist die Nashornjagd an strenge Auflagen gebunden: Grundsätzlich wird nur eine Lizenz pro Jäger erlaubt, die rund 70000 US-Dollar kostet.
Inzwischen wird immer deutlicher, dass der Handel mit dem Rhinohorn Teil eines weltweiten, illegalen Handelsnetzes mit geschützten Tierarten ist. Zu ihnen gehören auch die sogenannten Perlemoen oder Abalonen, eine an der südafrikanischen Südkste beheimatete Seeschneckenart, die auf Deutsch Seeohren heißt und in China eine begehrte Meeresdelikatesse ist. Vieles deutet darauf hin, dass der Seeohrenschmuggel eine Art Vorläufer für die erst 2008 in Gang gekommene Nashornwilderei war - und die Grundlage für den Handel legte.
Mit dem Ende der Apartheid vor 20 Jahren und der Integration des lange Zeit isolierten Apartheidstaates in den Welthandel kam damals das organisierte Verbrechen ans Kap - darunter neben Drogenhändlern und Waffenschiebern auch die chinesische Triade. Oft lief das Geschäft mit den Ländern im Fernen Osten dabei in einer Art Tauschhandel ab: Abalonen aus Südafrika wurden gegen Drogen wie etwa Mandrax-Tabletten aus Ostasien gehandelt, wo die Meeresschnecke, genau wie das zu Pulver gemahlene Rhinohorn, als ein wirkungsvolles Potenzmittel und Aphrodisiakum gilt.
Der Schmuggel von Abalonen hat dabei nach Angaben von Adrian Lackay, einem Sprecher der Finanzbehörde, eine ähnlich große Bedeutung wie der Nashornhandel. Schätzungen zufolge schmuggeln die Banden unter Einsatz modernster Geräte mehr als das Zehnfache der legal exportierten Abalonen nach Ostasien, wo diese anschließend für mehrere hundert Dollar je Kilo weiterverkauft werden. Die Dimension des Handels mit der muschelartigen Schale wird auf einen Schwarzmarktwert von rund eine Milliarde Rand (100 Millionen Euro) im Jahr beziffert. Allerdings ist der Handel wegen der inzwischen weitgehend ausgeplünderten Fischgründe zuletzt hinter den Nashornschmuggel zurückgefallen.
Dank der langjährigen Geschäfte mit Abalone können die Nashornwilderer heute auf ein technisch ausgeklügeltes System zurückgreifen: Es gibt viele Geschäftsleute mit guten Beziehungen zu Speditionen oder den Zollbehörden. Auch gibt es reichlich ausgebildetes Personal, das sich am Schmuggel beteiligt, darunter offenbar im Fall der Nashörner sogar Tierärzte und die Besitzer von Wildfarmen. Schließlich ist die Nachfrage in Asien wegen der dort stark angewachsenen Mittelklasse derart groß und die Kooperationen der Behörden so gering, dass das illegale Geschäft wohl noch lange Zeit boomen wird.
Auch Chinas wirtschaftlicher Ausgriff nach Afrika dürfte dazu beitragen: Die "Times of Zambia" berichtete davon, dass 90 Prozent der zuletzt in dem Binnenstaat bekannt gewordenen Fälle von Wilderei in einem Radius von zehn Kilometer um die Camps der chinesischen Straßenbauer geschahen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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