Richter als Angeklagter vor Magistrat

Windhoek - Der Berufungsrichter Pio Teek - Richter am Obersten Gericht Namibias - muss sich heute Morgen im Magistratsgericht in der Lüderitzstraße von Windhoek den Anklagen sexueller Vergehen an minderjährigen Mädchen stellen. Diesen Termin mit entweder Magistrat Sarel Jacobs oder Peter Kuugongelwa hat Polizeiinspektor Hieronymus Goreseb gestern mitgeteilt und bestätigt, dass sich Teek noch in Polizeigewahrsam befinde. Er wollte nicht sagen, ob damit auch die Psychiatrie des Staatskrankenhauses gemeint sei.

Mit Pio Teek hat die Polizei am Montagmittag eine der höchsten Justizpersonen Namibias verhaftet. Die Anklagen, wie schon kurz nach seiner Verhaftung von der amtlichen Justizkommission belegt, lauten auf Vergewaltigung, versuchte Vergewaltigung, Entführung, unsittliche Belästigung sowie Verführung Minderjähriger zum Genuss alkoholischer Getränke. Teek hat am Freitagabend angeblich zwei Mädchen im Alter von neun und zehn Jahren in Katutura bei den Einzelquartieren gekidnappt, in seinen Mercedes eingeladen und sie zu seiner Wohnung nördlich von Brakwater gefahren. Am Samstagmorgen hat er sie angeblich wieder in Katutura abgeladen. Die Mutter eines der Mädchen hatte bei der Polizei jedoch schon eine Vermisstenanzeige erstattet.

"Die Kommission macht darauf aufmerksam, dass Richter gegen strafrechtliche Verfolgung nicht immun sind und das Gesetz seinen normalen Verlauf nehmen muss", lautet die Erklärung von Oberrichter Peter Shivute, der auch Vorsitzender der Namibischen Justizkommission - Judicial Service Commission - ist.

Teek hatte bis gestern Mittag Zeit, der Kommission seine schriftliche Stellungnahme zu den Anklagen vorzulegen. Die Kommission schlägt auf Grund polizeilicher Ermittlung, nach Gerichtsverhandlungen und nach eigener Vernehmung dem Präsidenten Nujoma Empfehlungen vor. Laut Verfassung ist der Präsident allein nach Anleitung der Justizkommission befugt, Richter einzusetzen oder ihres Amtes zu entheben. Derzeit empfiehlt die Kommission, dass der Präsident den Richter aus seinem Amt entfernt.

Das Sekretariat der Justizkommission teilte gestern der AZ mit, dass sich die Kommission erst am 8. Februar 2005 wieder mit dem Fall befassen wird, da Oberrichter Peter Shivute bis dahin außer Landes sei.