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Robinsonade mit Gittern
Robinsonade mit Gittern

Robinsonade mit Gittern

Vor 40 Jahren sangen junge (weiße) Leute in Kapstadt in Anlehnung an eine bekannte englische Volksweise when you sail across the sea to Robben Island ... Nicht genehme Mitmenschen wurden in der Umgangssprache am Kap halb im Scherz, halb im Ernst grob eingeteilt, wo sie "eigentlich hingehören". Da gab es drei Möglichkeiten. Die nich ganz lekker waren im Kopp gehörten nach Valkenburg (Psycho-Anstalt); die wegen Suff, Raub und Frauenbelästigung auffielen, sollten in der Roeland-Straat (sprich Ruland) hinter Gitter kommen, dem alten Zentralgefängnis nahe District Six, dem legendären Mischviertel, das das Apartheidsregime dann - wie Mugabe heute in seinen Squattervierteln vorgeht - dem Erdboden gleich gemacht hat (mit dem kleinen Unterschied, dass die zwangsumgesiedelten Leute auf den Cape Flats schlichte neue Behausungen erhielten). Wir müssen verstehen, dass Boppa Mugabe bei seiner Manie, zwangsweise möglichst viele Obdachlose unter seinem Volk zu haben, mos nich dem Apartheidsmodell folgen kann, wonach den unfreiwillig Verjagten dennoch eine alternative Bleibe verordnet wurde).

Als dritter, häufig aber auch als erster Verbleib noch vor Roeland Straat und Valkenburg, kam Robben Island ins Gespräch. Politische Abweichler "gehörten" eben dort hin.

In ihrer 350-jährigen neueren Geschichte hat die Insel vielseitige Verwendung gefunden, musste aber vor allem Menschen festhalten und "sicher" aus der Gesellschaft ausgrenzen: Aussätzige, deren getrennte Kirche heute noch zu bewundern ist, sowie kriminelle und politische Strafgefangene. Die Leprakranken und alle Häftlinge sind verschwunden. Aber die Gefängnisfestung mit den Kollektivquartieren sowie den Einzelzellen, bisschen größer als eine Besenkammer, für die "Anführer" wie Mandela, Toivo ya Toivo und Walter Sisulu ist mit Schlössern und Riegeln derart funktionsfähig, dass man sie heute wieder als solche nutzen könnte. Hat es hier einen sensationellen Ausbruch gegeben? Das war unmöglich, auch wenn jemand die Gefängnismauer überwunden hatte, denn Häftlinge sind keine Kanalschwimmer (wie etwa die Rekordschwimmer im Ärmelkanal). Aber zweimal haben Khoi-Khoin-Gefangene unter den Holländern wohl ein Dinghy geklaut und sind rüber nach Blauuwbergstrand gerudert. So vor 200 Jahren.

Genutzt wird die Insel als politischer Wallfahrtsort mit Gruselerlebnis hinter Gefängnismauern, wenn der ehemalige Häftling, jetzt Mitte siebzig, krachend den Riegel aufzieht, um den Blick auf den Gefangenenalltag frei zu machen. In wenigen Minuten und Beleuchtungssekunden ist der Besuch vorbei. Wie lange dauern dagegen 17 (Toivo) oder 27 (Mandela) Jahre ? - Mandela wurde die letzten Jahre dann hinter Gittern auf dem Festland untergebracht. Der Fremdenführer fragt bei der Busrundfahrt - die Insel beschlägt 575 Hektar - wer aus welchen Ländern kommt. Ob jemand aus Namibia dabei ist, will er gleich zu Anfang wissen.

Hier gibt es keine Hunde und Katzen. Seevögel nisten zwei Schritt neben der Teerstraße am Boden und gründen Brutkolonien im Port Jackson-Gebüsch. Auf der offenen Weide tummeln sich ein paar Blessböcke und anderes Wild. Auf strategischen Anhöhen trotzen Betongemäuer von Geschützstellungen der Witterung. Im 2. Weltkrieg sollte der deutsche Feind von hier Feuer erhalten. Südafrikaner hatten in Nordafrika Rommel kennen gelernt. Der hätte sich ja genauso für das Kap interessieren können. Nachts suchten starke Scheinwerfer von Robben Island die Dünung nach Periskopen oder gar auftauchenden U-Booten ab. Der Feind kam nie, zumindest nicht zum Gefecht. Die Südafrikaner ließen sich also Zeit. Ihre größte Kanone installierten sie erst zwei Jahre nach Kriegsende.

Der letzte Feind, der das Kap besetzt hat, war vor genau 200 Jahren der Engländer. Im Gefecht von Blauuwbergstrand, eben gar nicht weit von Robben Island, konnte sich der holländische Kommandeur mit seinem bunten Haufe niederländischer Soldaten, deutscher Söldner und rekrutierter Hottentotten/Khoi-Khoin nicht gegen die Briten behaupten, die mit über 40 (vierzig!) Schiffen nördlich von Kapstadt vor Anker lagen. Durch die von Napoleon besetzten Niederlande war das holländische Kap zum Feindesland geworden.

Die neue Besatzungsmacht hat alles intakt übernommen, Robben Island behielt seinen Namen, nur leicht anglifiziert.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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