Rugby-WM 2015: Hammergruppe für England
Windhoek/London - Mitte November dieses Jahres ist die französische Rugby-Nationalmannschaft in der Weltrangliste an England vorbei auf den vierten Rang vorgerückt. Ein Positionswechsel mit weitreichenden Folgen.
Zwar gewann die englische Auswahl ihr letztes Testspiel in diesem Jahr am vergangenen Samstag im heimischen Twickenham-Stadion überraschend mit 38:21 (12:0) gegen den amtierenden Weltmeister Neuseeland. Doch reichte dies letztlich nicht mehr, um in der am Montagvormittag aktualisierten Rangliste des Internationalen Rugby-Verbandes (IRB) den vierten Platz von Frankreich zurückzuerobern.
Die Konsequenz: England war am Nachmittag bei der Auslosung der WM-Vorrunde nicht als Gruppenkopf gesetzt. Dieses Privileg ist den Regularien entsprechend dem zum Zeitpunkt der Auslosung führenden Quartett der IRB-Rangliste (Stand 3. Dezember 2012: Neuseeland, Südafrika, Australien und Frankreich) vorbehalten. Der ambitionierte Gastgeber landete stattdessen gemeinsam mit Irland, Samoa und Argentinien in Lostopf zwei.
Die im Vergleich zur Vorwoche um zwei Positionen auf Platz neun abgerutschten Waliser, die bei der WM 2011 in Neuseeland noch in das Halbfinale marschiert waren, fanden sich ebenso wie Italien, Tonga und Schottland im dritten Topf wieder. Und es kam, wie es kommen musste: England und Wales wurden Australien zugelost - "Das war wohl Schicksal", kommentierte Stuart Lancaster kurz darauf mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen in einem Gespräch mit der BBC die "Todesgruppe A".
Der englische Nationalcoach betonte aber im gleichen Atemzug: "Wenn du Weltmeister werden willst, musst du diese schweren Brocken aus dem Weg räumen." Fünfmal hat England bei WM-Endrunden gegen Australien gespielt, wobei die Europäer drei Siege verbuchen konnten, darunter der Finalerfolg 2003 in Sydney. Das Endspiel 1991 im Twickenham-Stadion hatten dagegen die Wallabies zu ihren Gunsten entschieden.
Im Vergleich mit Wales, das nach den jüngsten Niederlagen gegen Argentinien, Samoa, Neuseeland und Australien in der Weltrangliste an Boden verloren hat, ist die englische WM-Bilanz ausgeglichen. Bei der Premiere 1987 gewannen die Waliser im Viertelfinale mit 16:3. Auf dem Weg zum Titel vor neun Jahren behielten dann die Engländer ebenfalls in der Runde der letzten Acht mit 28:17 die Oberhand.
In der Gruppe B geht Südafrika als klarer Favorit an den Start. Die Hauptrivalen auf dem Weg in das Viertelfinale sind Samoa und Schottland. Der Trainer der Springböcke, Heyneke Meyer, war zufrieden mit der Auslosung: "Unser Ziel war es, im ersten Lostopf zu landen und das ist uns gelungen." Der zweimalige Weltmeister (1995 und 2007) hat sich im Laufe dieses Jahres im IRB-Ranking um zwei Positionen vorgearbeitet und wird nun an zweiter Stelle geführt.
Samoa ist bereits zum vierten Mal in Folge WM-Vorrundengegner der Springböcke, die diese Vergleiche allesamt gewinnen konnten. Die Schotten verloren 1999 in der Gruppenphase mit 29:46 gegen Südafrika und zogen am 17. November auch in einem Testspiel im heimischen Edinburgh mit 10:21 den Kürzeren. Weitere Niederlagen gegen Neuseeland und Tonga sowie der Absturz in der Weltrangliste auf Position zwölf führten in der vergangenen Woche zum Rücktritt von Trainer Andy Robinson.
Im Gegensatz dazu ist der Platz von Steve Hansen auf der Trainerbank Neuseelands durch die Testspiel-Pleite gegen England nicht in Gefahr geraten. Zwar bedeutete das 21:38 in Twickenham das abrupte Ende einer Serie von 20 Spielen ohne Niederlage. Doch die All Blacks führen weiterhin unangefochten die Weltrangliste an und werden auch bei der kommenden WM, die vom 18. September bis 31. Oktober 2015 in England steigt, als Titelverteidiger erneut zu den Top-Favoriten gehören. Es wäre eine Sensation, wenn Argentinien und Tonga den Einzug der Neuseeländer in die K.o.-Runde verhindern könnten.
Ein spannender Kampf um die Viertelfinaltickets zeichnet sich in der Gruppe D ab. Mit Frankreich, Irland und Italien werden hier drei der fünf europäischen Top-10-Nationen gegeneinander antreten und um den Gruppensieg kämpfen, denn als Zweiter droht bereits in der Runde der letzten Acht ein Duell mit den All Blacks.
Rugby-Weltrangliste
Top 30, veröffentlicht am 3. Dezember 2012:
1. (1.) Neuseeland 90,08*
2. (2.) Südafrika 86,94
3. (3.) Australien 86,87
4. (4.) Frankreich 85,07
5. (5.) England 83,90
6. (6.) Irland 80,22
7. (8.) Samoa 78,71
8. (9.) Argentinien 78,71
9. (7.) Wales 78,39
10. (10.) Italien 76,24
11. (11.) Tonga 76,10
12. (12.) Schottland 75,83
13. (13.) Fidschi 71,52
14. (14.) Kanada 71,41
15. (15.) Japan 70,09
16. (16.) USA 68,32
17. Georgien (17.) 65,83
18. (18.) Spanien 63,09
19. (19.) Rumänien 62,12
20. (20.) Russland 61,49
21. (21.) Portugal 59,63
22. (22.) Uruguay 59,37
23. (23.) Belgien 59,17
24. (24.) Namibia 58,45
25. (25.) Chile 57,02
26. (26.) Polen 56,91
27. (27.) Südkorea 56,72
28. (28.) Hong Kong 55,49
29. (29.) Deutschland 54,52
30. (30.) Simbabwe 54,03
* Position (der Vorwoche), Verband, Punkte
Rugby-WM 2015
Auslosung der Vorrundengruppen:
Gruppe A
Australien
England
Wales
Ozeanien 1
Play-Off-Sieger
Gruppe B
Südafrika
Samoa
Schottland
Asien 1
Amerika 2
Gruppe C
Neuseeland
Argentinien
Tonga
Europa 1
Afrika 1
Gruppe D
Frankreich
Irland
Italien
Amerika 1
Europa 2
Viertelfinale:
Sieger Gruppe B - Zweiter Gruppe A
Sieger Gruppe C - Zweiter Gruppe D
Sieger Gruppe A - Zweiter Gruppe B
Sieger Gruppe D - Zweiter Gruppe C
Zwar gewann die englische Auswahl ihr letztes Testspiel in diesem Jahr am vergangenen Samstag im heimischen Twickenham-Stadion überraschend mit 38:21 (12:0) gegen den amtierenden Weltmeister Neuseeland. Doch reichte dies letztlich nicht mehr, um in der am Montagvormittag aktualisierten Rangliste des Internationalen Rugby-Verbandes (IRB) den vierten Platz von Frankreich zurückzuerobern.
Die Konsequenz: England war am Nachmittag bei der Auslosung der WM-Vorrunde nicht als Gruppenkopf gesetzt. Dieses Privileg ist den Regularien entsprechend dem zum Zeitpunkt der Auslosung führenden Quartett der IRB-Rangliste (Stand 3. Dezember 2012: Neuseeland, Südafrika, Australien und Frankreich) vorbehalten. Der ambitionierte Gastgeber landete stattdessen gemeinsam mit Irland, Samoa und Argentinien in Lostopf zwei.
Die im Vergleich zur Vorwoche um zwei Positionen auf Platz neun abgerutschten Waliser, die bei der WM 2011 in Neuseeland noch in das Halbfinale marschiert waren, fanden sich ebenso wie Italien, Tonga und Schottland im dritten Topf wieder. Und es kam, wie es kommen musste: England und Wales wurden Australien zugelost - "Das war wohl Schicksal", kommentierte Stuart Lancaster kurz darauf mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen in einem Gespräch mit der BBC die "Todesgruppe A".
Der englische Nationalcoach betonte aber im gleichen Atemzug: "Wenn du Weltmeister werden willst, musst du diese schweren Brocken aus dem Weg räumen." Fünfmal hat England bei WM-Endrunden gegen Australien gespielt, wobei die Europäer drei Siege verbuchen konnten, darunter der Finalerfolg 2003 in Sydney. Das Endspiel 1991 im Twickenham-Stadion hatten dagegen die Wallabies zu ihren Gunsten entschieden.
Im Vergleich mit Wales, das nach den jüngsten Niederlagen gegen Argentinien, Samoa, Neuseeland und Australien in der Weltrangliste an Boden verloren hat, ist die englische WM-Bilanz ausgeglichen. Bei der Premiere 1987 gewannen die Waliser im Viertelfinale mit 16:3. Auf dem Weg zum Titel vor neun Jahren behielten dann die Engländer ebenfalls in der Runde der letzten Acht mit 28:17 die Oberhand.
In der Gruppe B geht Südafrika als klarer Favorit an den Start. Die Hauptrivalen auf dem Weg in das Viertelfinale sind Samoa und Schottland. Der Trainer der Springböcke, Heyneke Meyer, war zufrieden mit der Auslosung: "Unser Ziel war es, im ersten Lostopf zu landen und das ist uns gelungen." Der zweimalige Weltmeister (1995 und 2007) hat sich im Laufe dieses Jahres im IRB-Ranking um zwei Positionen vorgearbeitet und wird nun an zweiter Stelle geführt.
Samoa ist bereits zum vierten Mal in Folge WM-Vorrundengegner der Springböcke, die diese Vergleiche allesamt gewinnen konnten. Die Schotten verloren 1999 in der Gruppenphase mit 29:46 gegen Südafrika und zogen am 17. November auch in einem Testspiel im heimischen Edinburgh mit 10:21 den Kürzeren. Weitere Niederlagen gegen Neuseeland und Tonga sowie der Absturz in der Weltrangliste auf Position zwölf führten in der vergangenen Woche zum Rücktritt von Trainer Andy Robinson.
Im Gegensatz dazu ist der Platz von Steve Hansen auf der Trainerbank Neuseelands durch die Testspiel-Pleite gegen England nicht in Gefahr geraten. Zwar bedeutete das 21:38 in Twickenham das abrupte Ende einer Serie von 20 Spielen ohne Niederlage. Doch die All Blacks führen weiterhin unangefochten die Weltrangliste an und werden auch bei der kommenden WM, die vom 18. September bis 31. Oktober 2015 in England steigt, als Titelverteidiger erneut zu den Top-Favoriten gehören. Es wäre eine Sensation, wenn Argentinien und Tonga den Einzug der Neuseeländer in die K.o.-Runde verhindern könnten.
Ein spannender Kampf um die Viertelfinaltickets zeichnet sich in der Gruppe D ab. Mit Frankreich, Irland und Italien werden hier drei der fünf europäischen Top-10-Nationen gegeneinander antreten und um den Gruppensieg kämpfen, denn als Zweiter droht bereits in der Runde der letzten Acht ein Duell mit den All Blacks.
Rugby-Weltrangliste
Top 30, veröffentlicht am 3. Dezember 2012:
1. (1.) Neuseeland 90,08*
2. (2.) Südafrika 86,94
3. (3.) Australien 86,87
4. (4.) Frankreich 85,07
5. (5.) England 83,90
6. (6.) Irland 80,22
7. (8.) Samoa 78,71
8. (9.) Argentinien 78,71
9. (7.) Wales 78,39
10. (10.) Italien 76,24
11. (11.) Tonga 76,10
12. (12.) Schottland 75,83
13. (13.) Fidschi 71,52
14. (14.) Kanada 71,41
15. (15.) Japan 70,09
16. (16.) USA 68,32
17. Georgien (17.) 65,83
18. (18.) Spanien 63,09
19. (19.) Rumänien 62,12
20. (20.) Russland 61,49
21. (21.) Portugal 59,63
22. (22.) Uruguay 59,37
23. (23.) Belgien 59,17
24. (24.) Namibia 58,45
25. (25.) Chile 57,02
26. (26.) Polen 56,91
27. (27.) Südkorea 56,72
28. (28.) Hong Kong 55,49
29. (29.) Deutschland 54,52
30. (30.) Simbabwe 54,03
* Position (der Vorwoche), Verband, Punkte
Rugby-WM 2015
Auslosung der Vorrundengruppen:
Gruppe A
Australien
England
Wales
Ozeanien 1
Play-Off-Sieger
Gruppe B
Südafrika
Samoa
Schottland
Asien 1
Amerika 2
Gruppe C
Neuseeland
Argentinien
Tonga
Europa 1
Afrika 1
Gruppe D
Frankreich
Irland
Italien
Amerika 1
Europa 2
Viertelfinale:
Sieger Gruppe B - Zweiter Gruppe A
Sieger Gruppe C - Zweiter Gruppe D
Sieger Gruppe A - Zweiter Gruppe B
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Allgemeine Zeitung
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