Scharfe Selbstkritik gefordert
Auf der Suche nach einem gültigen Medienkodex sollen die Redakteure des südlichen Afrika die Mentalität der regierenden Politiker samt ihrem Befreiungsdenken abstreifen, fordert Dr. Joseph Diescho.
Windhoek - Der politische Analytiker hat gestern zur Jahreshauptversammlung des Medieninstituts des Südlichen Afrika, MISA, chronische Hinderungsfaktoren aufgezeigt, die als Erfolgs-hemmend gelten und die bei der Erstellung eines Medienkodex beachtet werden sollten. Das Institut hat zu seinem Treffen noch Medienakademiker wie Prof. Guy Berger von Grahamstown und Franz Krüger von der Universität von Witwatersrand eingeladen, die mit den Redakteuren an einem Kodex arbeiten.
Diescho bemängelt, dass die postkoloniale herrschende Klasse nicht über ihr antikoloniales Denken hinausgekommen sei. "Viele afrikanische Präsidenten sind aus dem antikolonialen Kampf durch die UNO zu Herrschern gekrönt worden." Ohne das Kolonialsystem wären sie nie an die Macht gekommen, weil das Volk sie ansonsten nicht gewählt hätte. Das Befreiungsdenken bezeichnet Diescho als "limitiert und parochial". Sie hätten sich für die Unabhängigkeit aber nicht für Demokratie eingesetzt. "Der bisherige Verlauf ist eine Schande, weil sie die Pädagogik der Unterdrückung (von ihren Kolonialherren) übernommen haben."
Diescho kritisierte auch Präsident Hifikepunye Pohambas Antrittsrede (von März 2005), wovon die Hälfte auf die Befreiungskämpfer entfallen sei. "Wir mögen das Leiden und wollen den Schmerz nicht vergessen. Dabei ist der Kampf schon 15 Jahre vorbei. Warum hat er nicht die Zeit nach der Unabhängigkeit behandelt?" Der Referent bemängelt, dass die herrschende Klasse diesen Kampf stets mystifiziert, anstatt sich den heutigen Problemen zu widmen und vor allem die Frage zu stellen "wer sind wir" anstatt beim "wer waren wir" stehen zu bleiben. Damit blieben die politischen Führer im eigenen Kolonialschema stecken und seien schlecht für die Gegenwart gerüstet. Die Kolonialherren hätten ihnen das Redeverbot auferlegt, aber nach der Unabhängigkeit redeten sie nur noch ihrem Präsidenten nach. An die Journalisten gewandt sagte Diescho: "Auch ihr seid Opfer der Pornographie der Macht geworden." Dann nahm er das extreme Geltungsbedürfnis der Machthaber aufs Korn. Namibia mit weniger als zwei Millionen Menschen leistet sich 27 Minister, Deutschland mit über 80 Millionen Seelen kommt mit 13 aus.
Er mahnte die Medien, durch ihren Kodex und nach Grundsätzen streng auf das nationale Interesse zu achten. Viele Minister wüssten nicht, was der Nation von Nutzen sei. "Sie wissen nur, was der Präsident will." Diescho fordert, dass jede Generation ihre eigene Mission formulieren müsse. "Der Unabhängigkeitskampf liegt hinter uns." Die Herausforderung besteht für ihn im Kampf gegen das Analphabetentum, gegen Krankheiten, Armut und Fremdenhass.
Windhoek - Der politische Analytiker hat gestern zur Jahreshauptversammlung des Medieninstituts des Südlichen Afrika, MISA, chronische Hinderungsfaktoren aufgezeigt, die als Erfolgs-hemmend gelten und die bei der Erstellung eines Medienkodex beachtet werden sollten. Das Institut hat zu seinem Treffen noch Medienakademiker wie Prof. Guy Berger von Grahamstown und Franz Krüger von der Universität von Witwatersrand eingeladen, die mit den Redakteuren an einem Kodex arbeiten.
Diescho bemängelt, dass die postkoloniale herrschende Klasse nicht über ihr antikoloniales Denken hinausgekommen sei. "Viele afrikanische Präsidenten sind aus dem antikolonialen Kampf durch die UNO zu Herrschern gekrönt worden." Ohne das Kolonialsystem wären sie nie an die Macht gekommen, weil das Volk sie ansonsten nicht gewählt hätte. Das Befreiungsdenken bezeichnet Diescho als "limitiert und parochial". Sie hätten sich für die Unabhängigkeit aber nicht für Demokratie eingesetzt. "Der bisherige Verlauf ist eine Schande, weil sie die Pädagogik der Unterdrückung (von ihren Kolonialherren) übernommen haben."
Diescho kritisierte auch Präsident Hifikepunye Pohambas Antrittsrede (von März 2005), wovon die Hälfte auf die Befreiungskämpfer entfallen sei. "Wir mögen das Leiden und wollen den Schmerz nicht vergessen. Dabei ist der Kampf schon 15 Jahre vorbei. Warum hat er nicht die Zeit nach der Unabhängigkeit behandelt?" Der Referent bemängelt, dass die herrschende Klasse diesen Kampf stets mystifiziert, anstatt sich den heutigen Problemen zu widmen und vor allem die Frage zu stellen "wer sind wir" anstatt beim "wer waren wir" stehen zu bleiben. Damit blieben die politischen Führer im eigenen Kolonialschema stecken und seien schlecht für die Gegenwart gerüstet. Die Kolonialherren hätten ihnen das Redeverbot auferlegt, aber nach der Unabhängigkeit redeten sie nur noch ihrem Präsidenten nach. An die Journalisten gewandt sagte Diescho: "Auch ihr seid Opfer der Pornographie der Macht geworden." Dann nahm er das extreme Geltungsbedürfnis der Machthaber aufs Korn. Namibia mit weniger als zwei Millionen Menschen leistet sich 27 Minister, Deutschland mit über 80 Millionen Seelen kommt mit 13 aus.
Er mahnte die Medien, durch ihren Kodex und nach Grundsätzen streng auf das nationale Interesse zu achten. Viele Minister wüssten nicht, was der Nation von Nutzen sei. "Sie wissen nur, was der Präsident will." Diescho fordert, dass jede Generation ihre eigene Mission formulieren müsse. "Der Unabhängigkeitskampf liegt hinter uns." Die Herausforderung besteht für ihn im Kampf gegen das Analphabetentum, gegen Krankheiten, Armut und Fremdenhass.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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