Schatzsuche in Swakopmund
Swakopmund - Wer etwas von seinen Vorfahren aus dem früheren Deutsch-Südwestafrika (Namibia) erfahren möchte, der ist im Archiv der Sam-Cohen-Bibliothek in Swakopmund bestens aufgehoben. Das Urteil der Besucher, im Jahr immer über 500 mit ständig steigender Tendenz: Eine wahre Schatzkammer. Angelika Flamm-Schneeweiß ist seit zehn Jahren für die Bibliothek verantwortlich.
"Wir unterscheiden zwischen Leuten, die selbst Nachforschungen betreiben, oder sich von uns Information zukommen lassen möchten", erzählt die Chefin. Wichtig sei, so berichtete sie weiter, "dass diese interessierten sogenannten Ahnenforscher auch Zeit und Geduld mitbringen, dann steht ihnen in unserem Haus alles zur Verfügung und fügte sie hinzu, das sogar kostenlos."
Zur Verfügung stehen den Forschern Zeitungen, Literatur, Tagebücher, Landkarten und historische Fotos. Die Leiterin der Bibliothek: "Und sie können solange wühlen (forschen), bis sie fündig geworden sind." Wer allerdings zehn Minuten vor eins komme und keine Zeit mitbringe, und gern Informationen über seinen Großvater haben möchte, der könne auch nicht erwarten, "dass alle seine Wünsche zu seiner vollsten Zufriedenheit erfüllt werden".
Neben Anfragen hier aus dem Land kommen auch telefonische, per Brief oder Fax aus Übersee. Den Leuten aus der hiesigen Region wird empfohlen, selbst zu kommen und zu forschen, das, so Angelika Flamm-Schneeweiß, "ist nicht so teuer, da erheben wir nur ein paar Dollar für Fotokopien."
Wesentlich teurer werde die ganze Angelegenheit, wenn die Menschen alles schriftlich beantwortet haben möchten. In diesem Fall werde dann eine Bearbeitungsgebühr pro Stunde in Höhe von 80 N$ (ca.zehn Euro) erhoben. In der Regel werde den Betreffenden auch ein Kostenvoranschlag zugestellt, denn oft seien solche Nachforschungen mit einem größeren Arbeitsaufwand verbunden. Das Geld müsse dann entweder auf ein hiesiges Bankkonto oder in Deutschland in Düsseldorf bei der Dresdner Bank eingezahlt werden.
Ahnenforschung sei ein Vorgang, bei dem nach einer ganz bestimmten Reihenfolge vorgegangen werde, berichtete die Leiterin der Bibliothek weiter. Wer in der Chronik von Deutsch-Südwestafrika (1898 bis 1905) blättere, habe die besten Chancen etwas zu finden. Als nächstes empfiehlt Angelika Flamm-Schneeweiß, einen Blick in die Schiffs-Passagierlisten (1884 bis 1904) zu werfen. Habe der Gesuchte einen Offiziersrang bekleidet, sei es recht leicht den Namen zu finden, bei einem niedrigen Dienstgrad schon schwieriger. Wenn der Betreffende bei der Schutztruppe gedient habe, gehöre er zu der Gruppe Deutsches Kolonialblatt 1894 bis 1915. Erleichtert werde die Suchaktion dann noch dadurch, wenn er verwundet, ausgemustert oder befördert wurde.
Sei man auf der Suche nach Privatpersonen, könne ein Blick ins Personen- und Sachregister der Deutsch-Südwestafrikanischen Zeitung und auch in die Adressbücher von 1910 bis in die 30er Jahre oft zum Erfolg führen. Es bleibe einem aber manchmal nicht erspart, wenn man in den Tagebüchern des Hauptmann Franke nachschlage, dass Pikantes zu Tage komme, "denn der hat in seiner Ausdrucksweise selten ein Blatt vor den Mund genommen", weiß Flamm-Schneeweiß zu berichten. Die Leiterin der Bibliothek: "Deshalb fragen wir die Leute auch immer, ob sie denn tatsächlich alles über ihre Angehörigen wissen wollen."
Auch Kuriositäten, erst kürzlich passiert, sorgen für Spannung unter den Mitarbeiterinnen. Da flatterte ihnen ein Brief aus Deutschland auf den Tisch. Der Nachkomme plane einen Film über seinen Vorfahren zu drehen. "Natürlich sind wir fündig geworden", schmunzelte Flamm-Schneeweiß, "wir stellten bei unseren Nachforschungen fest, dass der Großonkel hier im Land in einem Gerichtsprozess verwickelt war, der für einiges Aufsehen gesorgt hatte. Dafür gibt es heute sogar noch Zeitzeugen." Die Frage sei nun, ob der Fragesteller, dem dieses Nachforschungsergebnis noch gar nicht vorliege, an weiteren Informationen interessiert sei.
Auf eine wahre Schatzkammer stößt man beim Betreten des Archivs, das seit über zehn Jahren von der 84jähigen Margarete Kreutzberger, die seit 1937 im Land lebt, geleitet wird. Sie selbst sagt in aller Bescheidenheit: "Ich bin nicht allwissend, aber ich weiß, wen ich fragen muss." Mit viel Enthusiasmus hat sie entscheidend am Aufbau des Archivs, dem inzwischen ihr ganzes Herz gehört, mitgewirkt.
Auch Margarete Kreutzberger kann über so manche Kuriosität berichten: "Auf meinem Schreibtisch stapeln sich viele Briefe, Dokumente und Zeitungen. Plötzlich fiel mir ein 230 Jahre alter Brief des berühmten Naturforschers Karl von Linne, einem Schweden, in die Hände, der sich auch Linnus nannte." Die Archivleiterin gab sich aber damit nicht zufrieden, sie wollte von Experten die Echtheit dieses einmaligen Dokumentes bestätigt haben. Das Landesmuseum in Hannover bescheinigte: Der Brief ist echt.
Heute liegt das Original in Deutschland, die Fotokopie in Swakopmund. "Aber wir haben dafür Geld bekommen, das wir für unsere Arbeit bitter nötig haben, strahlte Margarete Kreutzberger, die bedauerte, das der Brief keine Unterschrift getragen habe, "denn dann hätten wir einige hundert Euro mehr dafür bekommen", meint sie.
Der ganze Stolz der 84jährigen in ihrem Archiv: Die 105 alten Tagebücher, Erinnerungen und Briefe. So sind hier zum Beispiel die Military Art & Science der Schutztruppe in Kartons geordnet und in Untertiteln schön übersichtlich gelagert. Wer etwas über den Dienstbetrieb bei der Schutztruppe, Kriegsführung, Uniformen, Personalstärke, Ranglisten, Logistik, Transportlisten, Sanitätsdienst oder Bewaffnung und Ehrenzeichen wissen möchte, der kann das hier in allen Einzelheiten erfahren. "Ganz stolz sind wir darauf", so berichtete Angelika Flamm-Schneeweiß abschließend der AZ, "dass nachmittags viele Schüler für ihre Projektarbeiten Nachforschungen über heimische Tiere, Volksgruppen und Naturpflanzen betreiben und immer fündig werden." Die Sam-Cohen-Bibliothek führt extra ein Besucherbuch für Schüler. Im übrigen feiert die Bibliothek am 3. Dezember dieses Jahres ihren 25. Geburtstag.
"Wir unterscheiden zwischen Leuten, die selbst Nachforschungen betreiben, oder sich von uns Information zukommen lassen möchten", erzählt die Chefin. Wichtig sei, so berichtete sie weiter, "dass diese interessierten sogenannten Ahnenforscher auch Zeit und Geduld mitbringen, dann steht ihnen in unserem Haus alles zur Verfügung und fügte sie hinzu, das sogar kostenlos."
Zur Verfügung stehen den Forschern Zeitungen, Literatur, Tagebücher, Landkarten und historische Fotos. Die Leiterin der Bibliothek: "Und sie können solange wühlen (forschen), bis sie fündig geworden sind." Wer allerdings zehn Minuten vor eins komme und keine Zeit mitbringe, und gern Informationen über seinen Großvater haben möchte, der könne auch nicht erwarten, "dass alle seine Wünsche zu seiner vollsten Zufriedenheit erfüllt werden".
Neben Anfragen hier aus dem Land kommen auch telefonische, per Brief oder Fax aus Übersee. Den Leuten aus der hiesigen Region wird empfohlen, selbst zu kommen und zu forschen, das, so Angelika Flamm-Schneeweiß, "ist nicht so teuer, da erheben wir nur ein paar Dollar für Fotokopien."
Wesentlich teurer werde die ganze Angelegenheit, wenn die Menschen alles schriftlich beantwortet haben möchten. In diesem Fall werde dann eine Bearbeitungsgebühr pro Stunde in Höhe von 80 N$ (ca.zehn Euro) erhoben. In der Regel werde den Betreffenden auch ein Kostenvoranschlag zugestellt, denn oft seien solche Nachforschungen mit einem größeren Arbeitsaufwand verbunden. Das Geld müsse dann entweder auf ein hiesiges Bankkonto oder in Deutschland in Düsseldorf bei der Dresdner Bank eingezahlt werden.
Ahnenforschung sei ein Vorgang, bei dem nach einer ganz bestimmten Reihenfolge vorgegangen werde, berichtete die Leiterin der Bibliothek weiter. Wer in der Chronik von Deutsch-Südwestafrika (1898 bis 1905) blättere, habe die besten Chancen etwas zu finden. Als nächstes empfiehlt Angelika Flamm-Schneeweiß, einen Blick in die Schiffs-Passagierlisten (1884 bis 1904) zu werfen. Habe der Gesuchte einen Offiziersrang bekleidet, sei es recht leicht den Namen zu finden, bei einem niedrigen Dienstgrad schon schwieriger. Wenn der Betreffende bei der Schutztruppe gedient habe, gehöre er zu der Gruppe Deutsches Kolonialblatt 1894 bis 1915. Erleichtert werde die Suchaktion dann noch dadurch, wenn er verwundet, ausgemustert oder befördert wurde.
Sei man auf der Suche nach Privatpersonen, könne ein Blick ins Personen- und Sachregister der Deutsch-Südwestafrikanischen Zeitung und auch in die Adressbücher von 1910 bis in die 30er Jahre oft zum Erfolg führen. Es bleibe einem aber manchmal nicht erspart, wenn man in den Tagebüchern des Hauptmann Franke nachschlage, dass Pikantes zu Tage komme, "denn der hat in seiner Ausdrucksweise selten ein Blatt vor den Mund genommen", weiß Flamm-Schneeweiß zu berichten. Die Leiterin der Bibliothek: "Deshalb fragen wir die Leute auch immer, ob sie denn tatsächlich alles über ihre Angehörigen wissen wollen."
Auch Kuriositäten, erst kürzlich passiert, sorgen für Spannung unter den Mitarbeiterinnen. Da flatterte ihnen ein Brief aus Deutschland auf den Tisch. Der Nachkomme plane einen Film über seinen Vorfahren zu drehen. "Natürlich sind wir fündig geworden", schmunzelte Flamm-Schneeweiß, "wir stellten bei unseren Nachforschungen fest, dass der Großonkel hier im Land in einem Gerichtsprozess verwickelt war, der für einiges Aufsehen gesorgt hatte. Dafür gibt es heute sogar noch Zeitzeugen." Die Frage sei nun, ob der Fragesteller, dem dieses Nachforschungsergebnis noch gar nicht vorliege, an weiteren Informationen interessiert sei.
Auf eine wahre Schatzkammer stößt man beim Betreten des Archivs, das seit über zehn Jahren von der 84jähigen Margarete Kreutzberger, die seit 1937 im Land lebt, geleitet wird. Sie selbst sagt in aller Bescheidenheit: "Ich bin nicht allwissend, aber ich weiß, wen ich fragen muss." Mit viel Enthusiasmus hat sie entscheidend am Aufbau des Archivs, dem inzwischen ihr ganzes Herz gehört, mitgewirkt.
Auch Margarete Kreutzberger kann über so manche Kuriosität berichten: "Auf meinem Schreibtisch stapeln sich viele Briefe, Dokumente und Zeitungen. Plötzlich fiel mir ein 230 Jahre alter Brief des berühmten Naturforschers Karl von Linne, einem Schweden, in die Hände, der sich auch Linnus nannte." Die Archivleiterin gab sich aber damit nicht zufrieden, sie wollte von Experten die Echtheit dieses einmaligen Dokumentes bestätigt haben. Das Landesmuseum in Hannover bescheinigte: Der Brief ist echt.
Heute liegt das Original in Deutschland, die Fotokopie in Swakopmund. "Aber wir haben dafür Geld bekommen, das wir für unsere Arbeit bitter nötig haben, strahlte Margarete Kreutzberger, die bedauerte, das der Brief keine Unterschrift getragen habe, "denn dann hätten wir einige hundert Euro mehr dafür bekommen", meint sie.
Der ganze Stolz der 84jährigen in ihrem Archiv: Die 105 alten Tagebücher, Erinnerungen und Briefe. So sind hier zum Beispiel die Military Art & Science der Schutztruppe in Kartons geordnet und in Untertiteln schön übersichtlich gelagert. Wer etwas über den Dienstbetrieb bei der Schutztruppe, Kriegsführung, Uniformen, Personalstärke, Ranglisten, Logistik, Transportlisten, Sanitätsdienst oder Bewaffnung und Ehrenzeichen wissen möchte, der kann das hier in allen Einzelheiten erfahren. "Ganz stolz sind wir darauf", so berichtete Angelika Flamm-Schneeweiß abschließend der AZ, "dass nachmittags viele Schüler für ihre Projektarbeiten Nachforschungen über heimische Tiere, Volksgruppen und Naturpflanzen betreiben und immer fündig werden." Die Sam-Cohen-Bibliothek führt extra ein Besucherbuch für Schüler. Im übrigen feiert die Bibliothek am 3. Dezember dieses Jahres ihren 25. Geburtstag.
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Allgemeine Zeitung
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