Schicksalhafte Berührung
Zwanzig Jahre Souveränität in Namibia und zwei Jahrzehnte deutsche Einheit (Wiedervereinigung) greifen auf sonderbare Weise ineinander. Für Namibia brachte das Jahr 1990 die Befreiung aus kolonialer Hegemonie und Bevormundung, für Deutschland kam 1990 die Überwindung vier Jahrzehnte schmerzlicher Zweiteilung. In Namibia brachte die Beendigung des Buschkrieges an der zentralen Nordgrenze zudem die Überwindung schmerzlicher und brutaler Kampf- und Terrorerfahrung.
"Schmerzlich" muss allerdings bei diesem Vergleich auf beiden Seiten relativiert werden. Bei privilegierten Weißen und Schwarzen unter südafrikanischer Verwaltung konnte kaum die Rede von Schmerz und Leiden sein, denn sie lebten geschützt und mit Vorrechten. Die Mehrzahl der Schwarzen war jedoch der politischen Bespitzelung ausgesetzt und schwarze Staatsschulen erhielten im Vergleich zu weißen
Schulen pro Schüler lediglich ein Zehntel der bewilligten Bildungsmittel. Unabhängigkeit und Eigenverantwortung haben heute leider noch nicht zur gründlichen Nutzung des Neuanfangs und der politischen Befreiung geführt.
Als "schmerzlich" hat in Deutschland die Teilung auch nur derjenige Bevölkerungsteil erfahren, der direkt von Familienzerstückelung infolge der Flucht von Angehörigen in den Westen betroffen war. Oder der wegen freier, sprich wegen regimekritischer, Aussagen repressive Unterdrückung des SED-Regimes ausgesetzt war. Es waren beherzte politische Führer, die 1990 die Chance der Wiedervereinigung verfolgt haben. Ebenso gab es defätistische, phantasielose deutsche Politiker, die kleinbürgerlich am Status Quo der Teilung festhalten wollten. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass junge deutsche Aktivisten in den Jahrzehnten zuvor sich im Straßenprotest eher gegen den Schah von Persien oder den Krieg der Amerikaner in Vietnam ("dort im fernen Orient") gekümmert haben. Was sich an Menschenrechtsverletzungen im abgetrennten eigenen Land, jenseits der Mauer, abspielte, davon hatten sie keinerlei Ahnung, beziehungsweise haben sie diese "deutsche" Dimension bewusst ausgeblendet.
Die 1989/90 günstige internationale politische Konstellation zwischen US-Präsident Reagan und Sowjetpräsident Gorbatschow hat für Namibia die Beendigung des Stellvertreterkriegs im Nachbarland Angola (Abzug kubanischer Militärs) bewirkt und hat die Hauptspieler Südafrika, Angola und Kuba an den Verhandlungstisch gebracht. Selbige Konstellation hat auch den größeren Rahmen stabilisiert, so dass die starke, friedliche Einheitsbewegung in der DDR nicht niedergeknüppelt wurde.
So hat Namibia heute vor der Kulisse deutscher Kolonialgeschichte zum Glück nur eine deutsche Botschaft. Noch 1990 wollten beide deutsche Staaten unter belastenden ideologischen Vorzeichen in Namibia getrennt vertreten sein, was das ohnehin komplexe Verhältnis zur namibischen Regierung und zur Bevölkerung noch mehr kompliziert hätte.
"Schmerzlich" muss allerdings bei diesem Vergleich auf beiden Seiten relativiert werden. Bei privilegierten Weißen und Schwarzen unter südafrikanischer Verwaltung konnte kaum die Rede von Schmerz und Leiden sein, denn sie lebten geschützt und mit Vorrechten. Die Mehrzahl der Schwarzen war jedoch der politischen Bespitzelung ausgesetzt und schwarze Staatsschulen erhielten im Vergleich zu weißen
Schulen pro Schüler lediglich ein Zehntel der bewilligten Bildungsmittel. Unabhängigkeit und Eigenverantwortung haben heute leider noch nicht zur gründlichen Nutzung des Neuanfangs und der politischen Befreiung geführt.
Als "schmerzlich" hat in Deutschland die Teilung auch nur derjenige Bevölkerungsteil erfahren, der direkt von Familienzerstückelung infolge der Flucht von Angehörigen in den Westen betroffen war. Oder der wegen freier, sprich wegen regimekritischer, Aussagen repressive Unterdrückung des SED-Regimes ausgesetzt war. Es waren beherzte politische Führer, die 1990 die Chance der Wiedervereinigung verfolgt haben. Ebenso gab es defätistische, phantasielose deutsche Politiker, die kleinbürgerlich am Status Quo der Teilung festhalten wollten. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass junge deutsche Aktivisten in den Jahrzehnten zuvor sich im Straßenprotest eher gegen den Schah von Persien oder den Krieg der Amerikaner in Vietnam ("dort im fernen Orient") gekümmert haben. Was sich an Menschenrechtsverletzungen im abgetrennten eigenen Land, jenseits der Mauer, abspielte, davon hatten sie keinerlei Ahnung, beziehungsweise haben sie diese "deutsche" Dimension bewusst ausgeblendet.
Die 1989/90 günstige internationale politische Konstellation zwischen US-Präsident Reagan und Sowjetpräsident Gorbatschow hat für Namibia die Beendigung des Stellvertreterkriegs im Nachbarland Angola (Abzug kubanischer Militärs) bewirkt und hat die Hauptspieler Südafrika, Angola und Kuba an den Verhandlungstisch gebracht. Selbige Konstellation hat auch den größeren Rahmen stabilisiert, so dass die starke, friedliche Einheitsbewegung in der DDR nicht niedergeknüppelt wurde.
So hat Namibia heute vor der Kulisse deutscher Kolonialgeschichte zum Glück nur eine deutsche Botschaft. Noch 1990 wollten beide deutsche Staaten unter belastenden ideologischen Vorzeichen in Namibia getrennt vertreten sein, was das ohnehin komplexe Verhältnis zur namibischen Regierung und zur Bevölkerung noch mehr kompliziert hätte.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen