Schieflage korrigieren
Dabei unterstrich der Minister für Handel und Industrie auch seinen immer wiederkehrenden Standpunkt: Namibia sei „de facto eine Kolonialwirtschaft“. „Unsere Abhängigkeit vom primären Sektor und dem Export von Rohstoffen macht das Land nur anfällig für externe Wirtschaftsschocks, während die Länder, die unsere Ressourcen einführen, Arbeitsplätze schaffen und in Wohlstand leben können“, sagte Schlettwein in seiner Rede auf dem diesjährigen Unternehmergipfel der namibischen Industrie- und Handelskammer (Namibia Chamber of Commerce and Industry, NCCI).
Laut dem Minister kann Namibia das notwendige Niveau an Wirtschaftswachstum und -entwicklung erreichen, wenn es weiterhin Rohstoffe exportiert sowie Konsumgüter importiert und dabei keinen Einfluss auf die Preise hat. „Wir brauchen wir ein Paradigmenwechsel - eine Transformation der Wirtschaft, die zurzeit größtenteils produziert, was sie nicht konsumiert und konsumiert, was sie nicht produziert“, so der Minister für Handel und Industrie. Ihm zufolge verlangen das konsequente Einkommensgefälle, die starke Armut und die hohe Arbeitslosigkeit nach einem konkreten, koordinierten Handeln der Regierung, des Privatsektors und anderen Schlüsselakteuren.
„Erstens wollen wir den Dialog und die Koordination mit dem Privatsektor verstärken“, kündigte der deutschsprachige Minister an. An zweiter Stelle wolle man daran arbeiten, die Geschäftstätigkeiten in Namibia zu vereinfachen. Ein weiterer wichtiger Aspekt sei der Ausbau der industriellen und angebotsorientierten Kapazität. Darunter fallen auch Maßnahmen wie der Schutz junger Industriezweige (Infant Industry Protection, IIP), Anreize durch Abgabenfreiheit (non-tax based incentives) und Exportsteuer auf Rohstoffe. Zudem wolle man auch die Unternehmensgründer und den Sektor kleiner und mittelerer Firmen (SME) unterstützen. „Ich will auch mehr Einzel- und Großhändler sehen, die Produkte aus namibischer Herstellung kaufen, auf Vorrat halten und vertreiben“, so Schlettwein.
Ebenso von Bedeutung sei das Handelswesen: „Wir brauchen für unsere Produkte Zugang zu ausländischen Märkten“, erklärte der Minister. Vor diesem Hintergrund habe die Regierung bereits begonnen, in anderen Märkten wie Angola, der Republik Kongo (Kongo-Brazzaville) und der Demokratischen Republik Kongo (DRC) Lagerhallen und Handelszentren zu errichten, um den Einstieg namibischer Produkte zu erleichtern. Doch Schlettwein sei sich auch der Bedenken bewusst, dass es mit Märkten Schwierigkeiten gebe, wo bereits Handelsabkommen bestünden, und zwar wegen strenger und unnötiger Hindernisse, die über die Exportkosten hinausgehen.
Von Clemens von Alten, Windhoek
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Allgemeine Zeitung
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