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Schikane oder politisch motivierte  Willkür im Fall Held und Nekare?
Schikane oder politisch motivierte Willkür im Fall Held und Nekare?

Schikane oder politisch motivierte Willkür im Fall Held und Nekare?

"Ohne die Unterstützung der Farmgemeinschaft Omitaras hätte ich die Zeit von meiner Verhaftung im November vergangenen Jahres bis zum Freispruch vor knapp zwei Wochen nicht durchgestanden. Allein dass so viele Farmer bei jeder Gerichtsverhandlung anwesend waren, gab mir, meiner Familie und Rudolf die Kraft, dies alles durchzustehen", sagte Hartmuth Held in dieser Woche. Der Farmer war am 1. November 2003 auf seiner Farm etwa 120 Kilometer östlich von Windhoek verhaftet worden, nachdem die Polizei angeblich Zeugen gefunden hatte, die behaupteten zu wissen, dass Held und sein Verwalter Rudolf Nekare, den seit zwei Jahren vermissten 90-jährigen senilen Piet Smit ermordet und auf der Farm De Hoop vergraben hätten. Drei verschiedene angebliche Grabstätten wurden von drei Zeugen angezeigt, eine auf einem alten Friedhof mitten im Busch auf der Farm De Hoop. Ein Skelett wurde ausgegraben, welches angeblich die sterblichen Überreste des Gesuchten sein sollten. Es folgte eine emotionsgeladene Gerichtsverhandlung, bevor Held und Nekare am 6. November auf Kaution freigelassen wurden. Beide durften anfangs jedoch nicht auf die Farm Omitara-West und De Hoop zurück und blieben auf einer Farm bei Summerdown, auf der Helds Schwester wohnt.

Piet Smit lebte in dem Squattercamp (illegale Siedlung) in der Nähe von Omitara. 1992 hatten sich die wilden Siedler auf dem staatlichen Gelände unterhalb des Otjivero-Dammes niedergelassen. Seitdem hatten die umliegenden Farmer, darunter Hartmuth Held, dessen Farmen direkt an das Squattercamp grenzen, fast täglich Probleme mit Wilderei, Viehdiebstahl, illegales Holzsammeln und den wilden Siedlern, die ihre Notdurft auf dem Farmgelände verrichteten. Piet Smit wurde oft gesucht, weil der alte Mann sich mitunter auf dem Weg nach oder von dem Ort Omitara verirrte, wo er seine Pension bei dem Postamt abholte. Vor über drei Jahren war er plötzlich verschwunden. Es wurde vermutet, dass sich Smit auf der Farm De Hoop verirrt hatte. Die Polizei vom Hosea Kutako Flughafen, zusammen mit Hartmuth Held, Rudolf Nekare, Farmarbeitern und zahlreichen Einwohnern des Squattercamps starteten eine erfolglose Suche.



Beweismaterial



Einige Monate später wurde das Gerücht im Squattercamp verbreitet, dass Held und Nekare den Vermissten ermordet hätten. Anscheinend stammte diese Behauptung von einem hohen politischen Amtsträger der Omaheke-Region, dem Held und die anderen Farmer schon lange ein Dorn im Auge waren, da sie gerichtlich gegen die wilden Siedler vorgegangen waren.

Zum Erstaunen von Held und Nekare wurde nur die angezeigte, angebliche Grabstätte auf dem alten Friedhof untersucht, nicht aber die anderen beiden Stellen auf der Farm De Hoop, die weiter entfernt lagen. Der alte Friedhof, auf dem Mitglieder der Tjombe-Familie begraben wurden, besteht seit Mitte der 50-er Jahre. Diese Stelle zeigte die Ex-Frau von Rudolf Smit (geborene Tjombe) an. Sehr alte menschliche Knochen und Farbreste eines Holzsarges bargen die Polizisten aus dem Grabe mit üblicher Tiefe. Dies reichte den untersuchenden Beamten Beweis aus, Held und Nekare wegen Mordverdachts zu verhaften. Der ausgegrabene Schädel hatte ein vollständiges Gebiss. Piet Smit fehlten jedoch, wie allgemein bekannt, etliche Zähne. Dies bestätigte die Tochter des Vermissten, die ebenfalls in dem Squattercamp lebte. Keine Erklärungen der wilden Siedler wurden vor Ort eingeholt. Die Polizisten hatten es jedoch eilig mit dem "vorhandenen Beweismaterial" und den Verhafteten nach Gobabis zu gelangen. Hartmuth Held und Rudolf Nekare wurden in getrennte Zellen in Gobabis gesperrt, mit 19 bis 23 weiteren Insassen.

"Mich haben die anderen Zelleninsassen freundlich behandelt, es gab keine Probleme", sagte Held. Nekare dagegen sei in seiner Zelle zusammengeschlagen worden. Polizisten waren den Beiden anfangs gegenüber sehr feindlich gesinnt und unfreundlich, aber nach ihren ersten Aussagen im Gericht änderte sich die Atmosphäre drastisch ins Freundliche, sagte Held.

In den ersten Tagen nach der Verhaftung ihres Mannes verboten mit AK 47 bewaffnete Polizisten, teilweise in Zivil, Gisela Held und ihrem Sohn die eigene Farm Omitara-West zu betreten, um Rinder in den Krälen zu füttern und nach dem Wasser für die Tiere zu sehen. Der befehlshabende Offizier weigerte sich, seinen Namen zu nennen oder den angeblichen Auftrag, dass der Familie Zutritt zur eigenen Farm verwehrt sei, schriftlich niederzulegen und zu unterschreiben.

Am Mittwoch, 5. November 2003, erschien eine Gruppe Polizisten wieder auf der Farm De Hoop, um die von den angeblichen Zeugen angezeigten drei "Gräber" zu untersuchen. An allen drei Stellen wurde gegraben, aber nur auf dem alten Friedhof kamen weitere menschliche Knochen und Farbreste zutage. Ein Polizist aus Windhoek, der inzwischen verstorben ist, meinte anscheinend, dass die gefundenen Knochen viel zu alt wären und für den Fall nicht relevant seien. Dies wurde jedoch von seinen Kollegen ignoriert.



Farmverbot



Gisela Held und ihr Sohn durften die Farm De Hoop in den ersten Tagen nach der Verhaftung der beiden Männer überhaupt nicht betreten, obwohl sie in keiner Weise verdächtigt wurden und sich um die Rinder kümmern mussten. Da Farbreste in dem Grab gefunden worden waren, konfiszierten die Polizisten sämtliche weiße Farbe auf der Farm und nahmen Farbproben von den Wänden der Farmgebäude.

Der Kautionsantrag von Held und Nekare wurde vom Staatsankläger heftig angefochten, aber schließlich wurde Held auf N$ 10000 und Nekare auf N$ 1000 freigelassen (Zwei weitere Kautionsanträge in verschiedenen Mordklagen anderer Personen wurde im selbigen Gericht in Gobabis kurz darauf ohne Einspruch des Staatsanklägers stattgegeben. Die Kaution belief sich auf N$ 500 und N$ 1500, berichteten Farmer aus der Omitara-Gegend). Während der ersten Verhandlungstage gab es militante Demonstrationen vor dem Gerichtssaal, die von Regionalrat Kilus Nguvauva angeführt wurden.

Am 4. Dezember 2003 erschien eine Delegation hochrangiger Beamter, darunter Kilus Nguvauva, Rosalia Nghindinua und Katrina Itula, auf der Farm de Hoop, um einen Kranz an dem Grab, aus welchem die sterblichen Überreste entfernt worden waren, niederzulegen. Anscheinend war der Kranz für Piet Smit gedacht, von dem sie annahmen, dass er ermordet und dort vergraben worden sein sollte.

Obwohl Hartmuth Held und Rudolf Nekare am 3. Dezember 2004 freigesprochen wurden, sind die über ein Jahr zuvor aus dem Grab geholten sterblichen Überreste einer bisher unbekannten Person, die nach Untersuchungen dort bereits über 50 Jahre begraben war, nicht wieder dort zur letzten Ruhe gebettet worden. Der bei der Exhumierung zerstörte Zaun um den alten Friedhof ist ebenfalls nicht wieder hergerichtet worden.

In der unsicheren Zeit des Prozesses, der sich bis nach den diesjährigen Wahlen über ein Jahr lang hingezogen hatte, erhielten die Helds eine weitere Hiobsbotschaft. Am Abend des 11. Mai 2004 erhielt die Familie einen Anruf, dass ihnen am folgenden Tag ein Brief der Regierung überreicht werde. Die Farm Omitara-West, die der Großvater Christian Held vor über hundert Jahren von dem Herero-Stammesführer Samuel Maharero gekauft hatte, soll enteignet werden. Die Helds sollen verkaufen, aber sie haben dies in der angegebenen Zeit abgelehnt und bisher noch nichts weiter von staatlicher Seite gehört. Omitara-West ist 4000 Hektar groß und die Farm De Hoop 10000 ha. Hartmuth Held beschäftigt zehn bis 14 Arbeiter, die mit ihren Familien auf den Farmen leben. Ein Teil der Angestellten sind nur zur Sicherheitskontrolle angestellt, denn die Wilderei und Viehdiebstahl haben im vergangenen Jahr zugenommen.

In fast allen Fällen bemühte sich die Polizei in Omitara unter Befehl von Sergeant Griffith kaum, um die verdächtigen Viehdiebe oder Wilderer festzunehmen, sagte Held. Oft kam die Polizei sehr spät, konnte angeblich keine Spuren entdecken oder ging auf die Hinweise des Farmers und seiner Angestellten kaum ein.



Weitere Klage



Als Hartmuth Held in der Zelle in Gobabis saß, sagte einer der Zelleninsassen zu dem weißen Farmer, dass "dieser seine Arbeiter loswerden sollte". Nach der Festnahme wegen angeblichen Mordes haben Held die meisten Angestellten freiwillig verlassen, von denen die meisten Kontakte zu dem Squattercamp hatten. Rudolf Nekare dagegen wurde bedroht und inzwischen ist auf Anraten von Held Nekares Familie aus der Kavango-Region auf die Farm De Hoop gezogen.

Held und Nekare haben inzwischen gegen den Staat eine Klage wegen widerrechtlicher Verhaftung eingereicht. Weitere Klagen werden erwogen, wie gegen die Personen, die wegen ihrer falschen Behauptungen die beiden Männer und ihre Familien in enorme Schwierigkeiten gebracht haben. Um Held und Nekare zu unterstützen, wurde ein Sonderfonds (First National Bank Gobabis. Kode 280372, Konto 620 3332 5318) eingerichtet, welcher von dem Rechtsanwalt Bennie Venter in Gobabis verwaltet wird. Zahlreiche Farmer und Geschäftleute haben bereits ihre Unterstützung zugesagt. Aus dem Fonds sollen die bisherigen Rechtskosten sowie weitere gedeckt werden. Sollten Gelder übrig bleiben, werden diese für Personen in ähnlichen Fällen genutzt.



Dirk Heinrich



Wilderei und Viehdiebstahl



Eine mit einem Assegai getötete Oryxantilope wurde am 6. Dezember 2003 gefunden. Eine weitere Oryxantilope am 19. Dezember und die Spuren von fünf Personen, die mit Hunden die Antilope gestellt hatten. Ein Warzenschein fiel den Wilderern mit ihren Hunden am 23. Dezember zum Opfer. Spuren von zwei Personen mit Hunden wurden bei einer geschlachteten Oryxantilope am 31. Dezember hinter dem Maisfeld entdeckt und einen Tag später wurde einer der mutmaßlichen Wilderer mit Stichwunden bei der Klinik in Omitara behandelt. Vier Personen mit Hunden erlegten am 29. Januar 2004 eine Oryxantilope und eine weitere wurde am 20. Februar gewildert. Den Spuren nach waren fünf Personen mit Hunden beteiligt. Hundegebell wurde am 5. Mai gehört und kurz darauf eine geschlachtete Oryxantilope gefunden. Am 23. Mai wurden Hunde entdeckt und kurz darauf ein gewildertes Warzenschein gefunden. Fünf Tage später verschwanden fünf Ziegen von der Farm. Zwei Wochen später wieder vier Ziegen und die Spuren führten bis zum Squattercamp. Die Polizei fand jedoch keine Spuren. In allen Fällen wurde die Polizei in Omitara benachrichtigt, aber nie eine Person verhaftet. Zwei Ziegen verschwanden dann am 24. Juni und zwei Tage später jagten Hunde auf der De Hoop und wurde das Fell eines frisch geschlachteten Kudus gefunden. Das Fell eines in der Nacht zuvor geschlachteten Jungbullen entdeckten die Arbeiter am 27. Juni und einen Tag später führten die Spuren von acht Personen, die elf Ziegen gestohlen hatten direkt in den Squattercamp. In einem Topf kochten die Köpfe von zwei Ziegen. Assegais und eine geschlachtete Oryxantilope sowie ein Warzenschein wurden am 1. Juli im Busch entdeckt. Am 15. Juli wurde eine tragende Oryxantilopenkuh gewildert. Hartmuth Held entdeckte am 23. Juli vier Personen knapp 400 Meter von einem Posten entfernt, die darauf gewartet hatten, dass die Rinder zum Wasser kamen. Die Flüchtigen ließen Wäsche und Assegais zurück. Vier Tage später versuchten vier Personen eine Oryxantilope zu wildern. Ein Absatzkalb fiel am 30. Juli den Spuren nach vier bis fünf Viehdieben zum Opfer. Am 11. August stellte Rudolf Nekare sechs Personen die eine Oryxantilope mit ihren selbst hergestellten Eisenspeeren (Assegais) verletzt hatten. Nekare wurde von den Wilderern mit Assegais bedroht. Mit Hilfe der Polizei aus Witvlei und Omitara konnten schließlich zwei Personen festgenommen werden. Ein Warzenschein wurde am 1. Oktober gewildert.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-16

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