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Schlaga erkennt Alternative
Schlaga erkennt Alternative

Schlaga erkennt Alternative

Informationstechnologie als möglicher Entwicklungskatalysator
Frank Steffen
Von Frank Steffen, Namibia

Gestern Nachmittag verabschiedete sich der deutsche Botschafter in Namibia, Christian Matthias Schlaga, vom namibischen Präsidenten Hage Geingob. In einem Gespräch mit der AZ, hatte sich Schlaga am vergangenen Freitag etwas näher über die Schwierigkeiten ausgelassen, mit denen ein deutscher Botschafter zu tun bekommt, der sich in der Zeit der Genozid-Verhandlungen zwischen Namibia und Deutschland im Kreuzfeuer der verschiedenen Parteien wiederfindet (AZ berichtete). Er unterhielt sich aber auch über Wirtschaftsentwicklung und -Möglichkeiten.

„Ich bin natürlich vorbelastet“, warnte der Botschafter mit einem wissenden Lächeln und fuhr fort: „Es gibt keinen Grund, warum Namibia sich nicht genau wie ich es in Estland erlebt habe, als eine Art ‚Silicon Valley‘ etablieren könnte. Es gibt genügend junge und intelligente Menschen in Namibia, die es verdient hätten, sich selbst zu beschäftigen. Es muss eine Art gefunden werden, wie dies in einem weitläufigen und von wiederkehrender Trockenheit geplagten Land möglich ist und die sogenannte ICT, oder zu Deutsch Informations- und Kommunikationstechnik (IKT), könnte dabei helfen.“

Als konkretes Beispiel wies er auf die Gründer (Schwede Niklas Zennström und Däne Janus Friis) der Skype Technologies, die als IKT-Pioniere gemeinsam mit den Esten Ahti Heinla, Priit Kasesalu und Jaan Tallinn, Estland in der Zeit nach 2013 in das moderne Zeitalter katapultieret hatten. „Heute steht Estland in der IKT-Entwicklung meines Wissens nach an zweiter Stelle nach dem amerikanischen Silicone Valley, weil die Leute ihr Geld wieder in diese Entwicklung reinvestiert haben, nachdem sie Skype an Microsoft verkauft hatten“, führte Schlaga aus.

Laut dem scheidenden Botschafter bedarf es aber des politischen Willens sich auf ein derartiges Projekt einzulassen, zumal es nicht ohne zusätzliche Bildung und Bildungsstätten klappen wird. „Es kann ja nicht jeder zum Farmer werden und stecken die Zukunftschancen ja nicht ausschließlich in der Zucht von Rindern. Das wirkliche Wachstum könnte aber in der IKT stecken, zumal diese Entwicklungen und Anwendungen in der heutigen Zeit grenzübergreifend stattfinden. Somit könnte Namibia zu einem Dienstzentrum für das südliche Afrika werden. Das ist nicht so undenkbar, wie es sich mancher vorstellen mag“, bemerkte Schlaga und erinnerte sich an eine Zeit, in der ein solcher Gedanke in Estland auch als Unsinn abgetan worden war.

Estland habe mit seinen 1,3 Mio. Einwohnern mit demselben Problem gekämpft wie Namibia mit seinen 2, Mio. Einwohnern: die Voraussetzungen für die Herstellung und den Export von Gütern sei nicht ideal gewesen. Von daher erkenne er beispielsweise „keine Arbeitsbeschaffung in der Errichtung eines Nuklearreaktors oder durch die Erschließung von Öl oder Gas“. Diese Ansätze dürften zwar nicht ignoriert werden, doch würden solche Entwicklungen zu lang dauern, während die Entwicklung von IKT-Kapazitäten schneller gehe. Außerdem dränge die Zeit, wenn Namibia nicht den Anschluss verpassen wolle.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-25

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