Schlecht beraten
Oje, das klingt nicht gut! Mit dem Wort Revolution hab ich so meine Probleme. Deutschland hatte zwei Revolutionen und beide stürzten es ins Chaos: Einmal die Rote Revolution, die 1918 den 1. Weltkrieg "beendete". In den 30er Jahren gab es dann die Braune Revolution mit bekanntem Ergebnis.
Kampf ist immer ein Kampf um Ressourcen. Diese sind überall auf der Welt unterschiedlich verteilt, im Großen wie im Kleinen. Man kann, salopp gesagt, ein Zwergenland wie Luxemburg nehmen - agrarisch auf der einen, Hochfinanz auf der anderen Seite; oder Südamerika - mit Rinderfilet im Süden und Öl, so billig wie Mineralwasser, im Norden.
Die westlich geprägten Demokratien sind nicht ganz unschuldig daran, dass es, wieder im Großen wie im Kleinen, derzeit drunter und drüber geht. Von ihnen gingen die gegenwärtige wie die vergangenen Finanzkrisen der letzten zehn Jahre aus, die sich in alle Bereiche des Lebens der Menschheit auswirken - sei es der Taxifahrer in Bangkok, der Farmer in Namibia, der Bankangestellte in Nikaragua oder der Fischer auf den Philippinen.
Sicher, die potenten Industrieländer werden Mittel und Wege, aus der Krise finden, aber es dauert seine Zeit. Diese Länder haben auch die Zeit, einen Ausweg zu finden. Manche Schwellen- und alle Drittweltländer haben die Zeit nicht. Bleibt in Mitteleuropa mal ein Sommer trocken, dann wird zwar das Brot teurer, aber niemand hungert. Und die Gewerkschaften des satten Nordens schrauben in der nächsten Tarifrunde ihre Forderungen auf 8,5%, die Arbeitgeber bieten 1,5%, man trifft sich im arithmetischen Mittel bei 5% - Luxusprobleme!
Namibia liegt vielen Europäern am Herzen. Europäer haben enorme Fehler begangen und, ehrlich gesagt, ich weiß nicht, welche schlimmer wiegen: Ein unfertiges Land mit willkürlich gezogenen Grenzen in die Unabhängigkeit zu entlassen oder aus falsch verstandener Scham Millionen und Milliarden Euros oder Pfund mit der Puderdose zu verteilen, wohl wissend, dass wenige fette Bäuche noch fetter, deren dicke Limousinen dicker, aber die, die es bekommen sollten, leer ausgehen werden.
Pohamba ist schlecht beraten, gegen die zu agitieren, die für das gebeutelte Staatssäckel noch Steuern einspülen, weitere beschäftigen und den Motor am Laufen halten. Schlecht beraten ist aber auch der weiße Wutbürger in Namibia, das Wort Revolution zu führen, denn ich habe gesehen, auf welche Elite sich die SWAPO stützt, als ich zu den Jubiläumsfeierlichkeiten vor zwei Jahren in Windhoek war.
Stefan Dobrick, Frankfurt (Oder)
Anm. der Red.: Der Leserbrief wurde gekürzt.
Kampf ist immer ein Kampf um Ressourcen. Diese sind überall auf der Welt unterschiedlich verteilt, im Großen wie im Kleinen. Man kann, salopp gesagt, ein Zwergenland wie Luxemburg nehmen - agrarisch auf der einen, Hochfinanz auf der anderen Seite; oder Südamerika - mit Rinderfilet im Süden und Öl, so billig wie Mineralwasser, im Norden.
Die westlich geprägten Demokratien sind nicht ganz unschuldig daran, dass es, wieder im Großen wie im Kleinen, derzeit drunter und drüber geht. Von ihnen gingen die gegenwärtige wie die vergangenen Finanzkrisen der letzten zehn Jahre aus, die sich in alle Bereiche des Lebens der Menschheit auswirken - sei es der Taxifahrer in Bangkok, der Farmer in Namibia, der Bankangestellte in Nikaragua oder der Fischer auf den Philippinen.
Sicher, die potenten Industrieländer werden Mittel und Wege, aus der Krise finden, aber es dauert seine Zeit. Diese Länder haben auch die Zeit, einen Ausweg zu finden. Manche Schwellen- und alle Drittweltländer haben die Zeit nicht. Bleibt in Mitteleuropa mal ein Sommer trocken, dann wird zwar das Brot teurer, aber niemand hungert. Und die Gewerkschaften des satten Nordens schrauben in der nächsten Tarifrunde ihre Forderungen auf 8,5%, die Arbeitgeber bieten 1,5%, man trifft sich im arithmetischen Mittel bei 5% - Luxusprobleme!
Namibia liegt vielen Europäern am Herzen. Europäer haben enorme Fehler begangen und, ehrlich gesagt, ich weiß nicht, welche schlimmer wiegen: Ein unfertiges Land mit willkürlich gezogenen Grenzen in die Unabhängigkeit zu entlassen oder aus falsch verstandener Scham Millionen und Milliarden Euros oder Pfund mit der Puderdose zu verteilen, wohl wissend, dass wenige fette Bäuche noch fetter, deren dicke Limousinen dicker, aber die, die es bekommen sollten, leer ausgehen werden.
Pohamba ist schlecht beraten, gegen die zu agitieren, die für das gebeutelte Staatssäckel noch Steuern einspülen, weitere beschäftigen und den Motor am Laufen halten. Schlecht beraten ist aber auch der weiße Wutbürger in Namibia, das Wort Revolution zu führen, denn ich habe gesehen, auf welche Elite sich die SWAPO stützt, als ich zu den Jubiläumsfeierlichkeiten vor zwei Jahren in Windhoek war.
Stefan Dobrick, Frankfurt (Oder)
Anm. der Red.: Der Leserbrief wurde gekürzt.
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Allgemeine Zeitung
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