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Schüler auf das andere Leben vorbereiten

Ach, was muss man oft von bösen Büchern hören oder lesen, wie zum Beispiel hier von diesem, das sich "Abschied von den Eltern" nannte - derzeit Unterrichtsstoff in unserer ehrwürdigen DHPS und damit Anlass für einen flammenden Aufschrei einer Schüler-Mami: Das Buch muss verschwinden, wettert Mutter Simoni lauthals. Aber Frau Simoni, das hatten wir doch schon mal alles vor 73 Jahren, als die bösen Nazis Bücher verbrannten - und sie wollen sich doch bestimmt nicht mit diesen assoziieren?

Aber wenn wir schon in die Vergangenheit durch Ihren, nennen wir es einen Ausrutscher hineingestolpert sind, etwas zum "Innenleben" der DHPS zur Auffrischung. 1. Diese Schule wird zum größten Teil von der Bundesrepublik unterhalten und der Lehrkörper in den höheren Klassen ist eine Leihgabe, eben von dieser Bundesrepublik. Ergo: Dessen Brot ich ess'... 2. Die DHPS ging in den 70er Jahren durch eine schwere Zeit. Auf der einen Seite der Druck der BRD, die Schule zu öffnen, und auf der anderen Seite der Druck der Südafrikaner. In einem wahren Drahtseilakt verstand es der legendäre Advokat Berker, zu dieser Zeit Vorsitzender des Schulvereins, die Schule "durchzumogeln". Und er stellte die Schule unter das wegweisende Motto der kritischen Bewusstseinsweckung. Daraus resultierend stellt sich die Frage: Warum schicken wir unsere Kinder trotzdem zur DHPS? Antwort: Die Mehrzahl wird nach dem Abi in die Bundesrepublik gehen, um dort zu studieren oder zu leben. Und damit stehen die Eltern und die Schule in der Pflicht, sie auf das andere Leben, das Leben in der BRD, vorzubereiten - und dazu gehört eben auch der "Abschied von den Eltern", bundesrepublikanischer Zeitgeist per excellence.

Die Zeit, in der die sexuelle Aufklärung über das liebe Bienchen, das von Blüte zu Blüte fliegt und die Stempel bestäubt, wie Sie es in Ihrem Leserbrief unterschwellig andeuten, liebe Mami Simoni, sollte endgültig der Vergangenheit angehören, auch hier in Namibia. Und Kindererziehung auf christlicher Basis, wie sie es fordern, entfremdet unsere Kinder vom vorherrschenden Realismus. Du sollst deine Kinder ehren und sie deshalb mit Gott in Frieden lassen. Hat das Christentum nicht einen gerechten Anteil an Völkermorden, Scheiterhaufen, Sklaverei, Rassismus und sexueller Unterdrückung?

Wie war das doch noch mit der kritischen Bewusstseinsweckung? DHPS-Zeitschrift Nr. 27 / Nov. 1975: "Von Büchner und Brecht über Dürrenmatt und Frisch zum realistischen Sozialismus". Soweit so gut. Deutsch-Thema: Historische Ereignisse in dichterischer Darstellung; Brecht: "Mutter Courage", Weiss: "Die Verfolgung und Ermordung des Jean Paul Marat", Büchner: "Dantons Tod". Aufgabe: Vergleichen Sie Büchners Ansichten über den Dramatiker mit Gehalt und Tendenz von Brechts "Mutter Courage" und Weiss' "Verfolgung des Jean-Paul Marat". Thematik: Auf Seite 75 des o.g. Heftes steht ein ausgezeichneter Gedankenabriss von Jasmin Kötting, damalige DHPS-Schülerin, der kennzeichnend ist für die elitäre Ausnahmestellung eben dieser Schule und den Sie, liebe Frau Simoni, über ihren Protest stellen sollten: "Unseren Lesern soll bewiesen werden, wie vielseitig die muttersprachliche Erziehung an der DHPS ist. Wir dürfen wohl ohne Übertreibung und falschen Stolz behaupten, dass keine Schule im südlichen Afrika ein ähnlich reichhaltiges Angebot im Fach Deutsch aufweisen kann." Aber wie las man in Meissners "Traumland Südwest" so schön die Bemerkung des Piloten des ladenden Flugzeuges: "Meine Damen und Herren, wir landen in wenigen Minuten in Windhoek. Bitte stellen Sie Ihre Uhren um 100 Jahre zurück."

Klaus Unger, Windhoek

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-25

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