Schmuckloser Baum verbirgt begehrtes Schönheitselixier
Der in Namibia vorkommende Marula-Baum ist ein unscheinbares Gewächs, obwohl er eine Höhe von bis zu 15 Metern erreicht. Im Gegensatz zu anderen Gehölzen wie Affenbrotbaum, Köcherbaum, Kameldornbaum, Palme oder Schirmakazie, die durch ungewöhnliche Formen, Blätter, oder Blüten auffallen, wird er vor allem von Stadtmenschen deshalb kaum wahrgenommen.
Was diesen Botanik-Laien folglich meist unbekannt ist, gilt unter Einwohnern ländlicher Gebiete als Allgemeinwissen: Hinter dem schlichten Äußeren des Marula-Baums verbirgt sich eine Besonderheit, die den Sclerocarya birrea zu einer der begehrtesten Nutzpflanzen Namibias macht.
Der weibliche Marula-Baum bringt selbst nach geringem Regenfall eine beachtliche Menge goldgelber Früchte von rund 4 cm Größe hervor, die als Obst verzehrt werden können und reich an Vitamin C, Kalium, Kalzium und Magnesium sind. Außer dem Fruchtfleisch ist auch der Samen des pflaumengroßen Steinobsts essbar, der in einem harten Kern eingeschlossen ist und bei vielen einheimischen Völkern als Delikatesse gilt.
Die Samen des Baums sind nicht nur eine beliebte Nahrungsquelle, sondern auch reich an Öl, dem eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben wird und das sich hervorragend zur Zubereitung und Konservierung von Nahrungsmitteln verwenden lässt. Dermatologische Studien haben ferner ergeben, dass das klare, meist gelb-bräunliche Öl natürliche Antioxidantien enthält und sich aufgrund seiner Feuchtigkeit spendenden Eigenschaften bestens zur Behandlung trockener Haut eignet.
Luxus für die HautVon diesem Merkmal ist auch Jutta Harten begeistert."Marula-Öl wird in der Kosmetikindustrie schon bald das Oliven-Öl, Jojoba-Öl oder Mandel-Öl als wichtigstes Naturprodukt ablösen", ist sich die Eigentümerin des Wellness-Center "Health & Aroma" in Swakopmund sicher. Schließlich sei Marula-Öl wie geschaffen dafür, trockene Haut zu glätten und geschmeidiger zu machen.
Angesichts ihrer Biographie kann diese Prognose praktisch als Qualitätsgarantie gelten. Schließlich hat Harten 26 Jahre lang als Bankkauffrau in Frankfurt gearbeitet und damit einen Beruf ausgeübt, bei dem vor allem sachliche Analyse und Pragmatismus gefragt waren. Wer einen solchen Lebenslauf hinter sich hat und derart überschwänglich von einem Präparat schwärmt, der stellt dem Mittel gleichzeitig ein glaubwürdiges Gütesiegel aus.
So scheint es Harten auch rückblickend wie eine Fügung des Schicksals, dass ausgerechnet der hektische Job im Finanzwesen ihr Interesse an Naturkosmetik geweckt und sie schließlich nach Namibia geführt hat.
"Als Investmentbankerin bin ich ständig um die Welt gereist und war großem psychischen Druck ausgesetzt", erinnert sie sich. Die berufliche Belastung habe schließlich zu einer stressbedingten Erkrankung geführt, die sie lange vergeblich behandelt habe.
Erst eine Ayurveda-Anwendung (Indische Öl-Massage) in Deutschland brachte schließlich Linderung und weckte bei Harten zunächst die Neugier auf Naturheilkunde und dann das Fernweh. "Ich begann mich mit alternativen Therapien zu beschäftigen und mir über Fachliteratur und eine zusätzliche Ausbildung als Ayurveda-Masseurin in diesem Bereich eine gewisse Expertise anzueignen", erzählt sie. Mit dem zunehmenden Wissendurst wuchs auch der Wunsch, in diesem Gebiet tätig zu werden und dem rastlosen Alltag in der Großstadt zu entfliehen.
Von Bankerin zur Kosmetikerin"Ich hatte damals schon öfters mit dem Gedanken gespielt, nach Afrika auszuwandern", erklärt sie und ergänzt: "Namibia schien dabei die naheliegende Wahl, weil ich mit meinem Mann dort bereits mehrmals Urlaub gemacht habe und von dem Land begeistert war."
Im Jahre 2003 folgte Harten schließlich ihrer Sehnsucht nach Namibia, wo wenig später ihr als Berufung empfundener Werdegang als Ayurveda-Masseurin beginnen sollte. Inzwischen scheint es ihr, als ob sie für die neue Tätigkeit geradezu prädestiniert war. Schließlich habe sich zu Beginn ihrer Karriere in Namibia von Anfang an alles derart reibungslos ergeben, dass der berufliche Wechsel wie eine Bestimmung auf sie gewirkt habe.
"Ich wollte 2003 eigentlich nur einen Kurzurlaub in Namibia machen und vor Ort sondieren, ob im Wellness-Bereich hierzulande ein Bedarf besteht", erzählt Harten, die den anschließenden Verlauf der Ereignisse als eine "glückliche Verkettung von Zufällen" beschreibt.
Zeitgleich mit ihrem Aufenthalt in Swakopmund stand nämlich der Laden "Health & Aroma" zum Verkauf und Harten zögerte keinen Moment. "Nach Rücksprache mit meinem Mann haben wir uns sofort entschlossen, das Geschäft zu übernehmen und nach Namibia auszuwandern", berichtet Harten, die ihre mutige Entscheidung seitdem "keinen Moment bereut hat".
Nach der Emigration im Jahre 2004 begann sie das Sortiment des Ladens zu erweitern und zusätzliches Personal anzulernen. Die Ausbildung von fünf weiteren Angestellten reichte von Massage-Techniken über Anatomie-Unterricht und Training in Hygienevorschriften bis hin zu Schulungen in Kundenumgang und Aroma-Therapie. Heute beschäftigt das Wellness-Center zur Hochsaison drei Kosmetikerinnen und fünf Masseurinnen, die sieben Tage die Woche - 365 Tage im Jahr - verschiedene Anwendungen anbieten.
Jungbrunnen Marula-FruchtHarten selbst hat sich im Mai vergangenen Jahres aus der aktiven Mitarbeit im Wellness-Center etwas zurückgezogen, um sich ihrer eigentlichen Leidenschaft zu widmen: Der Herstellung von Seifen und anderen Pflegeprodukten.
Geweckt wurde ihr Interesse durch Kontakte mit dem "Katutura Arts Projekt", von dem Harten die in Swakopmund begehrten Marula-Öl-Seifen bezog und in ihrem Laden verkaufte. Als die Organisation die Seifenproduktion 2007 einstellte, beschloss sie die Herstellung selbst weiterzuführen.
Mit den ersten Experimenten wuchs ihre Begeisterung für die "Wissenschaft" der Seifenfertigung, die sie als "sehr aufwendig" und "nicht ganz ungefährlich" beschreibt. Schließlich kämen bei der Herstellung auch ätzende Laugen zum Einsatz, weshalb sie bei der Mischung der Inhaltsstoffe Mundschutz, Handschuhe und Schutzbrille tragen müsse.
Die richtige Komposition der Zusatzstoffe hat Harten in mühsamer Kleinarbeit in ihrer kleinen Werkstatt in Vineta erprobt. Hier hat sie über einen langen Zeitraum die Zusammensetzung von 14 Seifenarten perfektioniert, darunter Zitrone, Lemongras, Rooibosch, Schokolade, Lavendel und Mango.
Die Seifen, die sie als ihre "Kinder" beschreibt, enthalten reine Pflanzenöle und -fette wie Sheabutter und Cacaobutter. Bei der speziellen Herstellungsart von Harten bleibt das hautpflegende Glyzerin enthalten, was den Seifen in Kombination mit ätherischen Duftstoffen (keine Seifenparfums) eine weiche, cremige Konsistenz verleiht und sie auch für Allergiker und Menschen mit empfindlicher Haut besonders verträglich macht.
Der wichtigste Bestandteil der Seifen ist gleichzeitig der wertvollste: Marula-Öl. Um ihre Versorgung mit dem kostbaren Rohstoff zu sichern, hat Harten im zentralen Norden Namibias, wo Marula-Bäume am häufigsten vorkommen, ein einzigartiges Projekt ins Leben gerufen.
Ländliche ArbeitsbeschaffungIn geographisch günstig gelegenen Ortschaften wie Eenhana, Oshikango und Odibo begann sie 2008 unter den Ovambo einige Frauen zu rekrutieren, die Marula-Kerne zur späteren Weiterverarbeitung sammelten. Um die Öl-Gewinnung zu beschleunigen nutzte Harten das Fachwissen ihres Mannes Karsten Krauss, der vorübergehend im Maschinenbau tätig war.
Auf der Grundlage seines Entwurfs ließ das Ehepaar fünf Geräte anfertigen, mit denen sich das kostbare Öl aus der Saat des Marula-Baums pressen lässt. Inzwischen wird jede der Pressen von rund 40 Frauen genutzt, die gemäß der gelieferten Anzahl Marula-Kerne bzw. der daraus erzeugten Öl-Menge bezahlt werden und damit ein geregeltes Einkommen haben.
Die Öl-Gewinnung ist mühsam. "Zunächst muss das Fruchtfleisch von dem Stein gelöst und dieser einzeln per Hand aufgeschlagen werden", sagt Harten. Dann werden die zwei bis drei Gramm Nussmark aus dem Kern ausgeschält. Für einen Liter Öl müssen etwa sieben Kilogramm Nussmark ausgepresst werden. Mit etwas Übung kann eine der beteiligten Frauen pro Tag etwa so viele Marula-Kerne ausschälen, wie für 125 Milliliter Öl benötigt werden.
Die kostbare Substanz wird vor allem in Europa immer populärer. Das große Potenzial dieses Marktes hat Harten selbst vor zwei Jahren bei einem Besuch der "Beautyworld"-Messe in Frankfurt erkannt. "Den meisten Leuten war Marula-Öl damals unbekannt. Heute sind sie verrückt danach", sagt sie.
Angesichts der großen Nachfrage versucht sie sich in Deutschland ein zweites Standbein aufzubauen und hat dort im Jahre 2008 zusammen mit ihrem Schweizer Geschäftspartner Klaus Schritt die Firma "Harritts" gegründet. (www.harritts.com)
Export nach DeutschlandDer Weg dorthin war lang und steinig. "Ich musste sämtliche Produkte im Labor testen lassen, die ich dort anbieten wollte", erinnert sie sich und denkt mit Schrecken an den damit verbundenen Behördenaufwand zurück. Zwei Jahre und unzählige Testreihen, Datenblätter und Eingaben später war es endlich soweit: "Harritts" bekam die Zulassung für den Verkauf von drei Seifenarten (Lemongras, Vanille mit Sandelholz, Marula und Rooibusch) in Deutschland.
Trotz der hohen Nachfrage will Harten den deutschen Markt auch in Zukunft nur mit einer begrenzten Anzahl Seifen und Flaschenöle versorgen und ihrem Mantra "Verführung durch Qualität" treu bleiben. Abgesehen davon, dass ihre momentane Kapazität nur für die Herstellung von etwa 200 bis 300 Seifen am Tag reicht, will sie damit auch verhindern, "dass meine Kinder von handgefertigten Luxus-Seifen zu Massenprodukten werden".
"Aufgrund des großen Aufwands bei der Gewinnung von Marula-Öl können wir gar nicht die Stückzahlen produzieren, die zum Beispiel eine große Drogerie-Kette wie Douglas benötigen würde", erklärt Harten. Vielmehr will sie gewährleisten, dass ihre Seifen auch künftig ein hochwertiges Exklusivprodukt bleiben, dass sich weiterhin für Namibia-Touristen als besonderes Souvenir eignet.
Neben der Qualität ist Harten dabei vor allem wichtig, dass ihre Seifen als namibisches Produkt erkennbar bleiben. Deshalb hat sie die Schirmakazie als Logo von "Harritts" gewählt, das auch auf jeder ihrer Seifen und Ölflaschen sichtbar ist.
"Die Schirmakazie ist gemeinhin als Symbol eines exotischen Afrikas bekannt", sagt sie. Nach längerem Nachdenken führt sie dann etwas verlegen hinzu: "Und leider gibt die markante Silhouette der Schirmakazie einfach mehr her, als die des etwas unauffälligen Marula-Baums. n
Mehr Infos unter:
Health & Aroma, Shop 2,
The Arcade, Moltke Street
Telefone: 064-40-4850, Fax: 064-46-4072
Was diesen Botanik-Laien folglich meist unbekannt ist, gilt unter Einwohnern ländlicher Gebiete als Allgemeinwissen: Hinter dem schlichten Äußeren des Marula-Baums verbirgt sich eine Besonderheit, die den Sclerocarya birrea zu einer der begehrtesten Nutzpflanzen Namibias macht.
Der weibliche Marula-Baum bringt selbst nach geringem Regenfall eine beachtliche Menge goldgelber Früchte von rund 4 cm Größe hervor, die als Obst verzehrt werden können und reich an Vitamin C, Kalium, Kalzium und Magnesium sind. Außer dem Fruchtfleisch ist auch der Samen des pflaumengroßen Steinobsts essbar, der in einem harten Kern eingeschlossen ist und bei vielen einheimischen Völkern als Delikatesse gilt.
Die Samen des Baums sind nicht nur eine beliebte Nahrungsquelle, sondern auch reich an Öl, dem eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben wird und das sich hervorragend zur Zubereitung und Konservierung von Nahrungsmitteln verwenden lässt. Dermatologische Studien haben ferner ergeben, dass das klare, meist gelb-bräunliche Öl natürliche Antioxidantien enthält und sich aufgrund seiner Feuchtigkeit spendenden Eigenschaften bestens zur Behandlung trockener Haut eignet.
Luxus für die HautVon diesem Merkmal ist auch Jutta Harten begeistert."Marula-Öl wird in der Kosmetikindustrie schon bald das Oliven-Öl, Jojoba-Öl oder Mandel-Öl als wichtigstes Naturprodukt ablösen", ist sich die Eigentümerin des Wellness-Center "Health & Aroma" in Swakopmund sicher. Schließlich sei Marula-Öl wie geschaffen dafür, trockene Haut zu glätten und geschmeidiger zu machen.
Angesichts ihrer Biographie kann diese Prognose praktisch als Qualitätsgarantie gelten. Schließlich hat Harten 26 Jahre lang als Bankkauffrau in Frankfurt gearbeitet und damit einen Beruf ausgeübt, bei dem vor allem sachliche Analyse und Pragmatismus gefragt waren. Wer einen solchen Lebenslauf hinter sich hat und derart überschwänglich von einem Präparat schwärmt, der stellt dem Mittel gleichzeitig ein glaubwürdiges Gütesiegel aus.
So scheint es Harten auch rückblickend wie eine Fügung des Schicksals, dass ausgerechnet der hektische Job im Finanzwesen ihr Interesse an Naturkosmetik geweckt und sie schließlich nach Namibia geführt hat.
"Als Investmentbankerin bin ich ständig um die Welt gereist und war großem psychischen Druck ausgesetzt", erinnert sie sich. Die berufliche Belastung habe schließlich zu einer stressbedingten Erkrankung geführt, die sie lange vergeblich behandelt habe.
Erst eine Ayurveda-Anwendung (Indische Öl-Massage) in Deutschland brachte schließlich Linderung und weckte bei Harten zunächst die Neugier auf Naturheilkunde und dann das Fernweh. "Ich begann mich mit alternativen Therapien zu beschäftigen und mir über Fachliteratur und eine zusätzliche Ausbildung als Ayurveda-Masseurin in diesem Bereich eine gewisse Expertise anzueignen", erzählt sie. Mit dem zunehmenden Wissendurst wuchs auch der Wunsch, in diesem Gebiet tätig zu werden und dem rastlosen Alltag in der Großstadt zu entfliehen.
Von Bankerin zur Kosmetikerin"Ich hatte damals schon öfters mit dem Gedanken gespielt, nach Afrika auszuwandern", erklärt sie und ergänzt: "Namibia schien dabei die naheliegende Wahl, weil ich mit meinem Mann dort bereits mehrmals Urlaub gemacht habe und von dem Land begeistert war."
Im Jahre 2003 folgte Harten schließlich ihrer Sehnsucht nach Namibia, wo wenig später ihr als Berufung empfundener Werdegang als Ayurveda-Masseurin beginnen sollte. Inzwischen scheint es ihr, als ob sie für die neue Tätigkeit geradezu prädestiniert war. Schließlich habe sich zu Beginn ihrer Karriere in Namibia von Anfang an alles derart reibungslos ergeben, dass der berufliche Wechsel wie eine Bestimmung auf sie gewirkt habe.
"Ich wollte 2003 eigentlich nur einen Kurzurlaub in Namibia machen und vor Ort sondieren, ob im Wellness-Bereich hierzulande ein Bedarf besteht", erzählt Harten, die den anschließenden Verlauf der Ereignisse als eine "glückliche Verkettung von Zufällen" beschreibt.
Zeitgleich mit ihrem Aufenthalt in Swakopmund stand nämlich der Laden "Health & Aroma" zum Verkauf und Harten zögerte keinen Moment. "Nach Rücksprache mit meinem Mann haben wir uns sofort entschlossen, das Geschäft zu übernehmen und nach Namibia auszuwandern", berichtet Harten, die ihre mutige Entscheidung seitdem "keinen Moment bereut hat".
Nach der Emigration im Jahre 2004 begann sie das Sortiment des Ladens zu erweitern und zusätzliches Personal anzulernen. Die Ausbildung von fünf weiteren Angestellten reichte von Massage-Techniken über Anatomie-Unterricht und Training in Hygienevorschriften bis hin zu Schulungen in Kundenumgang und Aroma-Therapie. Heute beschäftigt das Wellness-Center zur Hochsaison drei Kosmetikerinnen und fünf Masseurinnen, die sieben Tage die Woche - 365 Tage im Jahr - verschiedene Anwendungen anbieten.
Jungbrunnen Marula-FruchtHarten selbst hat sich im Mai vergangenen Jahres aus der aktiven Mitarbeit im Wellness-Center etwas zurückgezogen, um sich ihrer eigentlichen Leidenschaft zu widmen: Der Herstellung von Seifen und anderen Pflegeprodukten.
Geweckt wurde ihr Interesse durch Kontakte mit dem "Katutura Arts Projekt", von dem Harten die in Swakopmund begehrten Marula-Öl-Seifen bezog und in ihrem Laden verkaufte. Als die Organisation die Seifenproduktion 2007 einstellte, beschloss sie die Herstellung selbst weiterzuführen.
Mit den ersten Experimenten wuchs ihre Begeisterung für die "Wissenschaft" der Seifenfertigung, die sie als "sehr aufwendig" und "nicht ganz ungefährlich" beschreibt. Schließlich kämen bei der Herstellung auch ätzende Laugen zum Einsatz, weshalb sie bei der Mischung der Inhaltsstoffe Mundschutz, Handschuhe und Schutzbrille tragen müsse.
Die richtige Komposition der Zusatzstoffe hat Harten in mühsamer Kleinarbeit in ihrer kleinen Werkstatt in Vineta erprobt. Hier hat sie über einen langen Zeitraum die Zusammensetzung von 14 Seifenarten perfektioniert, darunter Zitrone, Lemongras, Rooibosch, Schokolade, Lavendel und Mango.
Die Seifen, die sie als ihre "Kinder" beschreibt, enthalten reine Pflanzenöle und -fette wie Sheabutter und Cacaobutter. Bei der speziellen Herstellungsart von Harten bleibt das hautpflegende Glyzerin enthalten, was den Seifen in Kombination mit ätherischen Duftstoffen (keine Seifenparfums) eine weiche, cremige Konsistenz verleiht und sie auch für Allergiker und Menschen mit empfindlicher Haut besonders verträglich macht.
Der wichtigste Bestandteil der Seifen ist gleichzeitig der wertvollste: Marula-Öl. Um ihre Versorgung mit dem kostbaren Rohstoff zu sichern, hat Harten im zentralen Norden Namibias, wo Marula-Bäume am häufigsten vorkommen, ein einzigartiges Projekt ins Leben gerufen.
Ländliche ArbeitsbeschaffungIn geographisch günstig gelegenen Ortschaften wie Eenhana, Oshikango und Odibo begann sie 2008 unter den Ovambo einige Frauen zu rekrutieren, die Marula-Kerne zur späteren Weiterverarbeitung sammelten. Um die Öl-Gewinnung zu beschleunigen nutzte Harten das Fachwissen ihres Mannes Karsten Krauss, der vorübergehend im Maschinenbau tätig war.
Auf der Grundlage seines Entwurfs ließ das Ehepaar fünf Geräte anfertigen, mit denen sich das kostbare Öl aus der Saat des Marula-Baums pressen lässt. Inzwischen wird jede der Pressen von rund 40 Frauen genutzt, die gemäß der gelieferten Anzahl Marula-Kerne bzw. der daraus erzeugten Öl-Menge bezahlt werden und damit ein geregeltes Einkommen haben.
Die Öl-Gewinnung ist mühsam. "Zunächst muss das Fruchtfleisch von dem Stein gelöst und dieser einzeln per Hand aufgeschlagen werden", sagt Harten. Dann werden die zwei bis drei Gramm Nussmark aus dem Kern ausgeschält. Für einen Liter Öl müssen etwa sieben Kilogramm Nussmark ausgepresst werden. Mit etwas Übung kann eine der beteiligten Frauen pro Tag etwa so viele Marula-Kerne ausschälen, wie für 125 Milliliter Öl benötigt werden.
Die kostbare Substanz wird vor allem in Europa immer populärer. Das große Potenzial dieses Marktes hat Harten selbst vor zwei Jahren bei einem Besuch der "Beautyworld"-Messe in Frankfurt erkannt. "Den meisten Leuten war Marula-Öl damals unbekannt. Heute sind sie verrückt danach", sagt sie.
Angesichts der großen Nachfrage versucht sie sich in Deutschland ein zweites Standbein aufzubauen und hat dort im Jahre 2008 zusammen mit ihrem Schweizer Geschäftspartner Klaus Schritt die Firma "Harritts" gegründet. (www.harritts.com)
Export nach DeutschlandDer Weg dorthin war lang und steinig. "Ich musste sämtliche Produkte im Labor testen lassen, die ich dort anbieten wollte", erinnert sie sich und denkt mit Schrecken an den damit verbundenen Behördenaufwand zurück. Zwei Jahre und unzählige Testreihen, Datenblätter und Eingaben später war es endlich soweit: "Harritts" bekam die Zulassung für den Verkauf von drei Seifenarten (Lemongras, Vanille mit Sandelholz, Marula und Rooibusch) in Deutschland.
Trotz der hohen Nachfrage will Harten den deutschen Markt auch in Zukunft nur mit einer begrenzten Anzahl Seifen und Flaschenöle versorgen und ihrem Mantra "Verführung durch Qualität" treu bleiben. Abgesehen davon, dass ihre momentane Kapazität nur für die Herstellung von etwa 200 bis 300 Seifen am Tag reicht, will sie damit auch verhindern, "dass meine Kinder von handgefertigten Luxus-Seifen zu Massenprodukten werden".
"Aufgrund des großen Aufwands bei der Gewinnung von Marula-Öl können wir gar nicht die Stückzahlen produzieren, die zum Beispiel eine große Drogerie-Kette wie Douglas benötigen würde", erklärt Harten. Vielmehr will sie gewährleisten, dass ihre Seifen auch künftig ein hochwertiges Exklusivprodukt bleiben, dass sich weiterhin für Namibia-Touristen als besonderes Souvenir eignet.
Neben der Qualität ist Harten dabei vor allem wichtig, dass ihre Seifen als namibisches Produkt erkennbar bleiben. Deshalb hat sie die Schirmakazie als Logo von "Harritts" gewählt, das auch auf jeder ihrer Seifen und Ölflaschen sichtbar ist.
"Die Schirmakazie ist gemeinhin als Symbol eines exotischen Afrikas bekannt", sagt sie. Nach längerem Nachdenken führt sie dann etwas verlegen hinzu: "Und leider gibt die markante Silhouette der Schirmakazie einfach mehr her, als die des etwas unauffälligen Marula-Baums. n
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Telefone: 064-40-4850, Fax: 064-46-4072
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Allgemeine Zeitung
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