Schriftprobe dominiert Prozess

Windhoek - Bei der Fortsetzung des Verfahrens im Magistratsgericht in Windhoek sagte am Freitag der für den Fall zuständige Ermittlungsbeamte Felix Ndikoma aus. Nach seiner Darstellung befinde er sich im Besitz eines Tagebuches mit Eintragungen die vermuten ließen, dass einer der Angeklagten sie verfasst habe und der Mord an Heckmair "im Voraus geplant wurde".

Um festzustellen, ob einer der angeklagten US-Amerikaner Autor dieser Tagebuchnotizen sei, habe das Gericht beide von ihnen zur Abgabe einer Schriftprobe verpflichtet. Ndikoma zufolge habe der Beschuldigte Kevan Donnell Townsend (25) dieser Aufforderung bereits im Juni vergangenen Jahres Folge geleistet. Sein Mitangeklagter Marcus Kevin Thomas (26) hingegen habe es trotz drei verbindlicher Gerichtsverfügungen bisher versäumt zu "kooperieren" und eine "authentische" Probe seiner Hand- und Unterschrift abzugeben.

Ndikoma zufolge sei es "offensichtlich", dass Thomas die bisher von ihm abgegebenen Schriftproben "bewusst gefälscht oder verstellt" habe. Darauf deute zum einen die Tatsache, dass der Angeklagte "zweifellos Rechtshänder" sei, seine "fast unleserlichen" Schriftproben jedoch mit der linken Hand verfasst habe.

Nach Darstellung von Ndikoma sei er selbst anwesend gewesen, als Thomas nach seiner Festnahme am 7. Januar 2011 eine handschriftliche Liste mit den Wertgegenständen aufgestellt habe, die er bei seiner Verhaftung bei sich gehabt habe. Diese Aufstellung habe er mit der rechten Hand verfasst und dabei ein Schriftbild erzeugt, das sich mit jenem auf seinem namibischen Einreiseformular, sowie dem Vertrag eines Mietwagenverleihs decke, den er in Namibia ausgefüllt habe.

Die auf Anordnung des Gerichts von ihm abgegebenen Vergleichsproben würden sich von diesen Schriftstücken eindeutig unterscheiden und belegen, dass Thomas seine Handschrift "manipuliert" habe. Dies gelte auch für die von ihm abgegebene Unterschrift, die sich von jener in seinem beschlagnahmten Pass und der auf dem von ihm unterschriebenen Mietvertrag unterscheide.

Angesichts dieser Ungereimtheiten will Ndikoma die von Thomas abgegebenen Schriftproben nun von einem forensischen Labor untersuchen lassen. Außerdem teilte er mit, er habe sich in einem Rechtshilfegesuch an die US-Regierung gewandt und um Dokumente gebeten, die zweifelsfrei von Thomas verfasst bzw. unterschrieben wurden.

Thomas selbst widersprach dieser Darstellung energisch. Nach seiner Version habe er bei drei verschiedenen Gelegenheiten jeweils mit beiden Händen eine Schriftprobe abgegeben. Da er nicht beidhändig schreiben könne, seien die mit seiner rechten Hand geschriebenen Proben zwangsläufig unleserlich. Dies lasse jedoch nicht den zwingenden Rückschluss einer bewussten Täuschung oder Fälschung zu.

"Wenn die von mir abgegebenen Schriftproben nicht ihren Erwartungen und Ansprüchen genügen ist das nicht meine Schuld", beteuerte Thomas und ergänzte: "Die anhaltende Diskussion um die Schriftprobe ist nicht mehr als der Versuch, die Ermittlungen zu verzögern und die Richterin dazu zu bringen, mich wegen Missachtung des Gerichts zu verurteilen."

Thomas und Townsend wird vorgeworfen, den 25-jährigen Heckmair am 7. Januar im Stile einer Hinrichtung erschossen zu haben. Als mögliches Motiv spekuliert die Polizei darüber, dass Thomas ein Verhältnis mit der Freundin des Opfers gehabt haben könnte.

Der Prozess soll am 1. Juni fortgesetzt werden. Bis dahin hofft die Staatsanwaltschaft die in Amerika beantragten Schriftstücke von Thomas, sowie eine Laboranalyse von dessen angeblich gefälschten Schriftproben vorliegen zu haben.