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"Schwarze Perle" glänzt in Hollywood

Es war der 24. Juni 1995 - der Tag des Finalspiels der Rugby-Weltmeisterschaft in Südafrika. Euphorische "Nelson, Nelson" - Rufe begleiten den amtierenden Präsidenten Mandela auf seinem Weg durch das Ellis Park Stadium hin zum Kapitän der südafrikanischen Springboks, Francois Pienaar. Im grünen Trikot der Springboks, dem anhaltenden Symbol der Apartheid, schüttelt er den Spielern vor dem Start des Finalspiels gegen Neuseeland die Hände und wünscht der fast ausschließlich weißen Mannschaft viel Erfolg. Doch in der 15-Mann starken Mannschaft spielte als einzig Farbiger auch Chester Williams, die "Schwarze Perle" der Springboks, mit. "Für mich war es reine Inspiration, als Mandela nach 27 Jahren in Haft, das Shirt der Springboks trug und damit eine Nation unterstützte, die immer gegen ihn hielt," fühlt Chester Williams. Der heute 39-Jährige spielte sieben Jahre lang von 1993 an im Team der südafrikanischen Nationalmannschaft mit. Als erster Farbiger seit Errol Tobias in den frühen 1980ern schaffte er es ins Springbok-Team. Noch zwei Jahre vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land, machten sich zehntausende von Afrikanern als "Volksfront" für den Krieg bereit, um Nelson Mandela vom Amtsanritt abzuhalten. Die aufstrebenden Boerestaat-Freiheitskämpfer stimmten nicht mit der Waffenruhe überein. Mit Mandelas Amtsantritt im Mai 1994 wurde die Bedrohung durch den Boerestaat-Terrorismus alarmierend reell. Offensichtlich war da, dass die schwarze Bevölkerung bis dato bei internationalen Spielen nicht die eigenen Springboks in den Trikots der Post-Apartheid unterstützten, sondern immer öfters die gegnerische Mannschaft anfeuerte. Nach langem Einreden Mandelas wuchs der Enthusiasmus der schwarzen Zuschauer langsam, als die Mannschaft ihres eigenen Landes endlich die neue Nationalhymne "God Bless Africa", das ehemalige Lied der schwarzen Resistenz, sang. Das Ergebnis eines geeinigten Südafrikas war auch Chester Williams Hoffnung nach seiner Nominierung zum Spieler des Springbok-Teams: "Damals hatte ich schon vor der Weltmeisterschaft auf eine Einigkeit im Land gehofft, wenn die Springboks durch meine Leute noch mehr Unterstützung erhalten würden," so Williams. Für die Schwarze Perle der Springboks war es von Beginn an eine große Ehre, im Nationalteam spielen zu dürfen - auch wenn er nach Ende der Apartheid immer noch der einzig farbige Spieler war und sein Team kaum Unterstützung seitens der Schwarzen erhielt. Gerade der Ansporn, endlich seine Gemeinschaft im Rugby-Team repräsentieren zu dürfen, ließ in dem vergleichsweise zierlichen Spieler Ambitionen aufkommen. Sein Ziel war nicht nur der Erfolg der Mannschaft, sondern zu bestätigen, dass die Schwarzen endlich wieder nach Hause, in ihr Südafrika, zurückgekehrt sind. Durch und durch positive Resonanz bekam er von Freunden und seiner Familie, die ihm damit half, sich immer mehr zu verbessern. Zweifel an seiner Mitgliedschaft bei den Springboks hatte der junge Mann nie: Er wollte im Team der Springboks spielen, um sein Land zu vereinigen. Das sei doch immerhin genauso gewesen wie bei Nelson Mandela, erzählt Williams: Der sei schließlich auch nie akzeptiert worden und dann immer mehr Erfolgsstufen emporgestiegen. Nach dem Gewinn des Endspiels als Held gefeiert zu werden, konnte er selbst dann aber doch nicht so recht glauben: Als Schwarzer war es für ihn eine Bestätigung, dass die Hautfarbe keine Rolle mehr spielt, sondern nur die Fähigkeiten der Menschen. "Die Euphorie nach unserm Sieg über Neuseeland war überwältigend: Jeder wollte dich anfassen und mit dir sprechen. Ich war auf einmal umgeben von Leuten, die Teil von mir sein wollten," erzählt der Weltmeister immer noch mit Faszination. Nachdem Chester Williams wegen zunehmender Knieprobleme 2000 bei den Springboks aussteigen musste, arbeitete er zuletzt als Coach des "South African sevens"-Teams, der "Cats Super 12" und der "Pumas". Eine ganz neue Herausforderung wurde dann das Trainieren von Filmstars: So nahm sich Hollywood-Regisseur Clint Eastwood den erfahrenen Rugby-Weltmeister in sein Filmteam, um die Darsteller seines neusten Projekts "The Human Factor" adäquat trainieren zu lassen. Eastwoods neuer Film basiert auf John Carlins Romanvorlage "The Human Factor: Nelson Mandela and the Game that changed the World", die den damaligen Präsidenten porträtiert und zeigt, wie die Rugby-Weltmeisterschaft 1995 half, den Post-Apartheid-Rassismus in Süd-Afrika zu überwinden. Chester Williams genießt die Zusammenarbeit mit dem bekannten Regisseur und Schauspieler Clint Eastwood und den anderen Schauspielern, wie Morgan Freeman als Nelson Mandela und Matt Damon als Springbok-Kapitän Francois Pienaar: "Das sind alles ganz entspannte und gelassene Menschen, die sehr viel Erfahrung in ihrer Arbeit haben." Trotzdem ist es ein harter Tag, von morgens 8 Uhr bis abends 18 Uhr, Schauspieler zu trainieren. Immerhin trainiere er ja keine Rugby-Spieler, bei denen es nur um körperliche Fähigkeiten gehe. Ein Schauspieler müsse erst einmal die Regeln lernen und noch dazu erkennen, wie er einen bestimmten Rugby-Spieler möglichst gut in seiner Spielart imitieren kann. Eine Erleichterung bleibt dann, dass Chester Williams selbst, von McNeil Hendricks dargestellt wird, der auch im Team der Springboks spielte. "Alle Schauspieler haben ein Verständnis dafür bekommen, was der Erfolg der Rugby-Spieler in dieser Zeit bedeutete, auch wenn sie sich im Vorhinein schon intensiv darüber informiert haben und wir oft gemeinsam über meine eigenen Erfahrungen sprachen," erkannte Williams. Der Film gibt ihm Hoffnung, dass die Menschen fern ab von Südafrika einen Beweis der Apartheids-Vergangenheit bekommen werden. Chester Williams hat aber keine Angst, dass das Vergangene nicht korrekt dargestellt wird: "Clint Eastwood hat eine Menge Erfahrung. Ich habe sein Drehbuch gelesen. Er hat das richtige Gespür für die Zeit und die Geschehnisse bekommen." Auch wenn er doch ein wenig befürchtet, dass die Zuschauer ein schlechtes Bild von Südafrika bekommen können. Aber immerhin habe sich einiges geändert, auch wenn es seine Zeit gebraucht hätte, bis die Weißen die Entwicklung in der Gesellschaft verstanden und zu Teilen bereit gewesen wären. "Ich glaube, dass der Sport Menschen vereinigen kann. Vielleicht kann der Sieg der Rugby-Weltmeisterschaft von 1995 bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika helfen, in den Menschen Zuversicht zu wecken, damit sie ihre Mannschaft intensiv unterstützen," sagt Chester Williams hoffnungsvoll.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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