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Schwer verletztem Nashorn-Kalb wird geholfen

Wiebke Schmidt
Mitte August schlug die „Rhino Patrol“ des Ghaub-Naturreservates Alarm. Das weibliche Breitmaul-Nashorn-Kalb, das Anfang März zur Welt gekommen war, humpelte leicht, um sein rechtes Vorderbein zu schonen. Rasch erkannten die Ranger auch den Grund: Eine runde Wunde unterhalb des Knies. Möglicherweise hatte das Kalb sein Bein in einen spitzen abgebrochenen Ast gerammt. Im Laufe der Tage schwoll das Bein an; offensichtlich hatte sich die Wunde entzündet. In freier Wildbahn ein klares Todesurteil.

Anfang September kam der Tierarzt Dr. Mark Jago zu Hilfe, der mit Nashörnern viel Erfahrung hat. Ihm und dem Team von Ghaub stand ein riskanter Einsatz bevor. Das Kalb musste betäubt und die Kuh dann von ihm ferngehalten werden - aber nicht zu lange, denn sonst würde sie es für tot halten und sich abwenden. Die Nashorn-Kuh ebenfalls zu betäuben, kam nicht in Frage, weil die Tiere beim langsamen Erwachen erst einmal instinktiv davonrennen. In beiden Fällen ist es fast unmöglich, Kuh und Kalb wieder zusammenzuführen.

Mit der Dosierung musste Dr. Jago ebenfalls sehr vorsichtig sein. Ab und zu passiert es, dass das Betäubungsmittel zu stark wirkt und das Tier daran stirbt. Aber auch für ihn selbst bestand höchste Gefahr: Ein paar Tropfen des Mittels auf der Haut können einen Menschen töten. Daher stand ein Helfer bereit, um ihm im Notfall sofort das Gegenmittel zu spritzen.

Nachdem Dr. Jago das Nashorn-Baby mit dem Betäubungsgewehr getroffen und es sich niedergelegt hatte, fuhr eine Helferin mit dem Wagen zwischen Kuh und Kalb. Immer wieder musste sie vor- und zurücksetzen, um der Kuh den Weg zu versperren; mehr als einmal stürmte das Nashorn wutentbrannt auf den Wagen zu, stoppte jedoch zum Glück stets kurz vor dem Aufprall.

Andere Helfer deckten den Kopf des Kalbs mit einem Tuch ab und kühlten den kleinen Körper mit Wasser, während Dr. Jago die Wunde aufschnitt und säuberte. Dann verabreichte er noch drei verschiedene Antibiotika, um die Chance der Heilung zu erhöhen, denn man weiß nie im Voraus, welches Mittel anschlägt.

Alles lief glatt. Nach einer halben Stunde kam das Kleine wieder zu sich. Eine Besserung zeigte sich allerdings erst nach ein, zwei Wochen, als die Schwellung am Knie allmählich zurückging. Mittlerweile läuft das Kalb schon wieder ganz gut neben seiner Mutter her; nur ab und zu sieht man, dass es das Bein noch ein wenig schont.

Die Breitmaul-Nashörner waren im April 2016 im Naturreservat von Ghaub in den Otavi-Bergen ausgesetzt worden. Im März 2017 brachten zwei Kühe je ein Kalb zur Welt. Gäste können die Tiere auf einem Rhino Drive oder zu Fuß auf einer Rhino Tracking Tour hautnah erleben. Mehr Infos gibt es auf der Internetseite www.ghaub-namibia.com.

Sven-Eric Stender

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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