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Schwimmen lernen in einem trockenen Land

WAZon-Redakteur
Jedes Kind muss schwimmen können, nicht jedes Kind wird ein Schwimmer“ – mit diesem Grundsatz arbeitet die Neumeister Schwimmschule nun schon seit rund 65 Jahren, erzählt Herta Becker. Ihre Mutter, Edeltraud Neumeister, hat die Schule damals gegründet und immer nachmittags Schwimmunterricht gegeben - nicht nur ihren Schülern, sondern auch ihren eigenen vier Töchtern. Dorothea Neumeister (heute Dresselhaus), eine von Hertas Schwestern, ist keine Unbekannte: Vor rund 40 Jahren war sie eine der Top-Schwimmerinnen des damaligen Deutsch-Südwestafrikas und nahm an Schwimmgalas in Südafrika teil.Auch Becker liebte es immer sehr im Wasser zu sein. Allerdings sagt sie lachend: „Das Längenschwimmen war mir eigentlich immer viel zu langweilig. Trotzdem ist Wasser mein Element. Ich liebe zum Beispiel Kunstspringen und Windsurfen.“ Aber auch die Arbeit als Schwimmlehrerin hat es ihr angetan. Daher hat sie die Schule ihrer Mutter vor 25 Jahren übernommen.



Ein Kind kann sogar in einer Pfütze ertrinken

Becker geht es keinesfalls darum, aus allen Kindern, die zu ihr kommen, Schwimm-Profis zu machen. Wie schon ihre Mutter glaubt sie aber, dass es von zentraler Bedeutung ist, dass jedes Kind schwimmen kann – aus Sicherheitsgründen. Es gibt in Windhoek schließlich einige Hausbesitzer mit Pool im Garten. Fällt ein Kind hinein, ist es lebenswichtig, dass es sich selbstständig über Wasser halten kann. Auch in ländlichen Gebieten, wenn in der Regenzeit die Dämme – oder im Norden die Oshanas und Omuramben - anschwellen und das sonst so trockene Land plötzlich von reißenden Rivieren durchzogen ist, kommt es immer wieder zu Todesfällen durch Ertrinken. Erst Anfang diesen Jahres sind an einem Wochenende sechs Menschen ums Leben gekommen, darunter vier Kinder: zwei Kleinkinder ertranken im Dorf Onakatambilili bei Ondangwa in einem Brunnen, ein Zwölfjähriger ging beim Schwimmen im Klein-Windhoek-Rivier unter und ein neunjähriger Junge kam ums Leben als er in einem Oshana (See) in der Nähe des Dorfes Onaame in der Omusati-Region fischen wollte. Schwimmbäder, in denen man schwimmen lernen könnte, gibt es nur wenige. Und auch Schulen besitzen nur selten ein eigenes Schwimmbad für den Unterricht.

Ertrinken ist keine Frage der Wassertiefe, weiß Becker. Kleinen Kindern könnte sogar eine Pfütze zum Verhängnis werden. Sie würden es aufgrund ihrer noch untrainierten Muskulatur im Nacken- und Brustbereich und ihrem verhältnismäßig großen und schweren Kopf nicht schaffen ihn selbstständig anzuheben, wenn sie liegen. Sich selbst aufzurichten sei daher das Allererste was Becker mit ihnen übt. Erst dann geht's ins Wasser. Als Hilfsmittel kommen anfangs dann Bretter, Haifischflossen und Schwimmnudeln zum Einsatz.

Grundsätzlich ist Becker der Meinung, dass Eltern ihre Kinder ab dem Alter von drei Jahren in den Schwimmunterricht schicken sollten. Jüngere nimmt sie an ihrer Schule nicht an. Babyschwimmen betrachtet sie beispielsweise kritisch, unter anderem, weil es Ohrenprobleme verursachen könne. Bei den Drei- bis Vierjährigen sei dagegen schnell ein Erfolg zu sehen: „Nach acht Stunden Unterricht schwimmen sie“, erzählt Becker begeistert.



Strahlende Gesichter im Wasser

Das erste Ziel im Schwimmunterricht sei immer die „Wassersicherheit“ zu erlangen, also mit jeder Situation im Wasser umgehen zu können - der Schwimmstil: „doggy paddle“, also „Hundepaddeln“ auf Deutsch. Es ist die ursprünglichste Form des Schwimmens: Dabei paddelt man mit Armen und Beinen unterhalb des flach liegenden Rumpfes, wie sich viele Landsäugetiere über Wasser halten. Später müssen dann die gängigen Stile erlernt werden: erst geht es ans Brust- und Rückenschwimmen, dann ans Kraulen und dann ans Schmetterlingsschwimmen.

Was Becker an ihrer Arbeit so liebt, ist der schnelle Erfolg: „Ich finde es toll in die strahlenden Gesichter der Kinder zu blicken, die sich freuen, dass sie sich selbstständig über Wasser halten können“, erzählt die Schwimmlehrerin. Und auch den Eltern nimmt sie durch ihre Arbeit eine Last von den Schultern. Sie können sich bei der nächsten Gartenparty mit Pool vielleicht ein bisschen entspannter zurücklehnen.

Natürlich ist die Verantwortung, die Becker während des Schwimmunterrichts hat, gewaltig. Damit sie immer alle Kinder im Blick hat, sind nie mehr als sechs Schüler gleichzeitig da. Zudem gebe es ganz klare Regeln, wer wann wo ins Wasser darf, sagt Becker. „Ich bin zwar eine liebe Lehrerin, aber auch konsequent, das ist wichtig.“ Wenn eine Situation wirklich mal kritisch werden sollte, ist sie nicht weit weg - sie steht nämlich selbst auch mit im Schwimmbecken. Gut, dass ihr Pool vergleichsweise warm ist, kaltes Wasser mag Becker nämlich gar nicht, sagt sie lachend. Für Kinder sei eine Wassertemperatur von 30 Grad ideal.



Auf den Schwerpunkt kommt es an

Ab und an kristallisieren sich kleine Schwimmprofis heraus. „Manche haben einfach eine gute Wasserlage und sind eins mit dem Element. Das sieht man.“, sagt Becker. Physisch komme es dabei auf den Schwerpunkt des Körpers an - bei den einen liege er im Beckenbereich, bei anderen etwas höher, bei wieder anderen etwas tiefer. Auch die Lungenkapazität spiele dabei eine Rolle, wie gut jemand schwimmt.

Eltern, deren Kinder Talent haben, empfiehlt Becker, sie in Schwimmclubs anzumelden. Da gibt es beispielsweise den „Marlins Schwimmclub“ in Windhoek – er wurde 1966 gegründet und ist damit der älteste Schwimmclub in Namibia. Im 25-Meter-Pool des Clubs trainiert auch der zwölfjährige Jose Canjulo, der für die namibische Schwimm-Akademie (NSA) bei den nationalen Kurzbahn-Meisterschaften in Swakopmund gerade erst 14 namibische Rekorde bei den Junioren geknackt hat!

Noch ist das Schwimmen aber leider eine Randsportart in Namibia, so Becker, die sich mehr Schwimmtrainer für das Land wünscht. Nicht nur um Profis auszubilden, sondern vor allem, damit jedes einzelne Kind schwimmen lernen kann. Der Sommer steht vor der Tür, die nächste Regenzeit oder Poolparty kommt gewiss…

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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