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Südafrika zählt die Aids-Toten
Südafrika zählt die Aids-Toten

Südafrika zählt die Aids-Toten

Die Sterberate in der drittgrößten Stadt Südafrikas hat sich in den letzten sechs Jahren vervierfacht. Das stellt die Stadtverwaltung vor riesige Probleme. Sie weiß nicht mehr, wo die vielen Toten untergebracht werden sollen.

Windhoek - Bisher beruhten die Schätzungen zur Verbreitung von Aids im südlichen Afrika ausschließlich auf Stichproben. Auf Grund der so genannten "Sentinel Tests", etwa bei Schwangeren, in Gefängnissen oder beim Militär, wurden für die Sadc-Region HIV-Infektionsraten von bis zu 25 Prozent in der Altersgruppe zwischen 19 und 49 Jahren befürchtet. Diese Schätzungen haben sich in den letzten Jahren aber auf grausame Art und Weise als äußerst akkurat erwiesen. Denn sie stimmen mit den aktuellen Sterberaten überein.

In der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal sind jetzt während einer Konferenz Zahlen veröffentlicht worden, die klar belegen, dass die Aids-Epidemie in eine neue Phase eintritt. Der Tod lacht dabei Südafrikas Regierung ins Gesicht, die jahrelang meinte, der Immunschwächekrankheit mit einer "Knoblauch- und Öl-Therapie" begegnen zu können, wie sie von den traditionellen Heilern und sogar ganz offiziell von der Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang empfohlen wurde.

Wohin mit den Leichen?

Nach der Infektionsphase kommt die Verbreitungsphase, dann beginnt die Sterbephase. Das ist der tödliche Kreislauf von Aids. Und der Bürgermeister von Durban, Obed Mlaba, weiß nicht mehr wohin mit den Toten. 20 der 22 Friedhöfe in der größten Stadt der Provinz sind voll. "Vor sechs Jahren haben wir durchschnittlich 150 Beerdigungen pro Monat verzeichnet. Jetzt sind wir bei 600 im Monat angekommen", sagte Mlaba am 17. Juli gegenüber der Nachrichtenagentur Sapa. Und: "Die meisten der Menschen, die wir beerdigen, haben lediglich ein Alter zwischen 18 und 30 Jahren erreicht".

Der Bürgermeister der drittgrößten Stadt Südafrikas hat nun die unangenehme Aufgabe, die Bevölkerung umerziehen zu müssen. "Aus Platzmangel müssen wir mit den Friedhöfen, die uns zur Verfügung stehen, noch mindestens zehn Jahre auskommen. Das ist aber nicht möglich, wenn nur 50 der monatlich 600 Toten verbrannt werden, wie das momentan der Fall ist.? Und der Gesundheitsbeauftragte der Provinz, Zweli Mkhize, ergänzt: "Wir müssen über die traditionellen Führer, die besonders auf die ländliche Bevölkerung einen großen Einfluss haben, über alternative Beerdigungsformen diskutieren." Sowohl die Zulus als auch der große Anteil an Moslems in KwaZulu-Natal lehnen laut Mkhize aus religiösen Gründen bis jetzt das Verbrennen ihrer Angehörigen ab.

Genau wie beim Entstehen und Bekämpfen der Seuche scheint es wiederum das Festhalten an Traditionen und Gebräuchen zu sein, das hier einer Lösung im Wege steht.

Nach Schätzungen von UNAids weist Südafrika eine der weltweit höchsten HIV-Raten auf. 5,3 Millionen Menschen sind demnach am Kap mit dem HIV-Virus infiziert.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-25

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