Südafrikanischer Kabarettist im Nationaltheater
Er ist Autor, Gourmet-Koch, Kabarettist, Sänger und Liedermacher - allem voran aber Satiriker. Nataniel, einer der kontroversesten Unterhaltungskünstler Südafrikas, hat am Mittwoch eine Vorstellung im Nationaltheater in Windhoek gegeben. Was den Erfolg der Veranstaltung ausmachte, waren nicht so sehr die Musik, als vielmehr der Sprachwitz und die verschrobene Phantasie des Kabarettisten.
Das Stimmengewirr im ausverkauften Auditorium des Nationaltheaters erlischt schlagartig, als der kleine Mann in Schwarz die Bühne betritt. Weiß geschminktes Gesicht, glatt rasierter Schädel, der Körper bedeckt mit einem priesterähnlichen Gewand mit weiten Ärmeln, aus dem unten Lederstiefel mit Absätzen hervorlugen. Irgendwie nicht ganz von dieser Welt, so erscheint dieser Mann mit den gespenstisch-weißen, feingliedrigen Händen im schwarzen Gewand. Das ist er also: der berühmt-berüchtigte Nataniel, die Heimsuchung und der Stolz zugleich der afrikaansen Kulturnation.
Als tief und voll die Stimme über die Lautsprecher ertönt und in englischer Sprache von Liebe singt, da mag sich der uneingeweihte Konzertbesucher noch fragen, was denn nun eigentlich dran ist an diesem seltsamen Mann, um den in Südafrika so viel Aufhebens gemacht wird. Sein Gesang kann es eigentlich nicht sein, denn weder die Texte noch die Stimme sind - obzwar gut und wohltönend - in irgendeiner Hinsicht außergewöhnlich.
Doch dann beginnt Nataniel zu sprechen. Mit monotoner Stimme, wie ein phlegmatisches Kind, das ein auswendig gelerntes Gedicht vorträgt. Und im Saal krümmt sich alles vor Lachen.
Was Nataniel da mit stoischem Gesichtsausdruck erzählt, sind abstruse Geschichten aus einer afrikaans-sprachigen Kindheit. Von einer verrückten Tante, die keinen Gegenstand mehr berühren kann, seit ihr Mann sie verlassen hat, weil sie in jedem irdischen Objekt das Leiden der Welt zu spüren vermeint. Von einer Ladenbesitzerin, die ihren Ehegatten bei einer selbst inszenierten Miss-Wahl in Frauenkleidern in ihrer Speisekammer erwischt, und nach seinem darauffolgenden Freitod aus ihrem übergewichtigen Sohn ein musisches Wunderkind zu machen versucht, was unter anderem daran scheitert, dass zwischen seinem fetten Kinn und der Schulter kein Platz für die Violine ist. Von ersten homo-erotischen Erfahrungen in einer konservativen Burenfamilie. Oder von der Un-Kultur des Basare-Veranstaltens zur Eintreibung von Geldern für Kirchen oder Sportplätze und von den unsäglichen Küchelchen und pappsüßen Leckereien, die die eifrigen Hausfrauen des Dorfes bei solchen Gelegenheiten backen.
Nataniels Geschichten erzählen mit einem nur dem Afrikaaner eigenen Humor von kleinbürgerlicher Enge und Borniertheit. Seine Anekdoten sind eine köstliche, subversive Gesellschaftssatire, die vor keinem Tabu Halt macht. Um so erstaunlicher ist es da, dass der gefragte südafrikanische Kabarettist zwar gleichermaßen witzig in seiner Muttersprache Afrikaans und auf Englisch sein kann, aber - mit einer Ausnahme bei dem Konzert am Mittwoch - nur englische Liedtexte dichtet. "Afrikaans singt man nur in der Kirche", meint Nataniel.
Schade, dass diese außergewöhnliche Vorstellung an einem Großteil der deutschsprachigen Bewohner Windhoeks vorbeiging. Veranstalterin Gloudie Knipe hatte ausschließlich privat Werbung für das Kulturereignis gemacht und in einer erstaunlichen Geschwindigkeit alle 470 Sitzplätze des Theaterhauses zu N$ 150 das Stück verkauft. Sollte Nataniel aber ein weiteres Mal nach Namibia kommen - etwa zum Windhoek Kunstefees im September -, dann sollte man sich die Vorstellung dieses bemerkenswerten Kabarettisten nicht entgehen lassen.
Das Stimmengewirr im ausverkauften Auditorium des Nationaltheaters erlischt schlagartig, als der kleine Mann in Schwarz die Bühne betritt. Weiß geschminktes Gesicht, glatt rasierter Schädel, der Körper bedeckt mit einem priesterähnlichen Gewand mit weiten Ärmeln, aus dem unten Lederstiefel mit Absätzen hervorlugen. Irgendwie nicht ganz von dieser Welt, so erscheint dieser Mann mit den gespenstisch-weißen, feingliedrigen Händen im schwarzen Gewand. Das ist er also: der berühmt-berüchtigte Nataniel, die Heimsuchung und der Stolz zugleich der afrikaansen Kulturnation.
Als tief und voll die Stimme über die Lautsprecher ertönt und in englischer Sprache von Liebe singt, da mag sich der uneingeweihte Konzertbesucher noch fragen, was denn nun eigentlich dran ist an diesem seltsamen Mann, um den in Südafrika so viel Aufhebens gemacht wird. Sein Gesang kann es eigentlich nicht sein, denn weder die Texte noch die Stimme sind - obzwar gut und wohltönend - in irgendeiner Hinsicht außergewöhnlich.
Doch dann beginnt Nataniel zu sprechen. Mit monotoner Stimme, wie ein phlegmatisches Kind, das ein auswendig gelerntes Gedicht vorträgt. Und im Saal krümmt sich alles vor Lachen.
Was Nataniel da mit stoischem Gesichtsausdruck erzählt, sind abstruse Geschichten aus einer afrikaans-sprachigen Kindheit. Von einer verrückten Tante, die keinen Gegenstand mehr berühren kann, seit ihr Mann sie verlassen hat, weil sie in jedem irdischen Objekt das Leiden der Welt zu spüren vermeint. Von einer Ladenbesitzerin, die ihren Ehegatten bei einer selbst inszenierten Miss-Wahl in Frauenkleidern in ihrer Speisekammer erwischt, und nach seinem darauffolgenden Freitod aus ihrem übergewichtigen Sohn ein musisches Wunderkind zu machen versucht, was unter anderem daran scheitert, dass zwischen seinem fetten Kinn und der Schulter kein Platz für die Violine ist. Von ersten homo-erotischen Erfahrungen in einer konservativen Burenfamilie. Oder von der Un-Kultur des Basare-Veranstaltens zur Eintreibung von Geldern für Kirchen oder Sportplätze und von den unsäglichen Küchelchen und pappsüßen Leckereien, die die eifrigen Hausfrauen des Dorfes bei solchen Gelegenheiten backen.
Nataniels Geschichten erzählen mit einem nur dem Afrikaaner eigenen Humor von kleinbürgerlicher Enge und Borniertheit. Seine Anekdoten sind eine köstliche, subversive Gesellschaftssatire, die vor keinem Tabu Halt macht. Um so erstaunlicher ist es da, dass der gefragte südafrikanische Kabarettist zwar gleichermaßen witzig in seiner Muttersprache Afrikaans und auf Englisch sein kann, aber - mit einer Ausnahme bei dem Konzert am Mittwoch - nur englische Liedtexte dichtet. "Afrikaans singt man nur in der Kirche", meint Nataniel.
Schade, dass diese außergewöhnliche Vorstellung an einem Großteil der deutschsprachigen Bewohner Windhoeks vorbeiging. Veranstalterin Gloudie Knipe hatte ausschließlich privat Werbung für das Kulturereignis gemacht und in einer erstaunlichen Geschwindigkeit alle 470 Sitzplätze des Theaterhauses zu N$ 150 das Stück verkauft. Sollte Nataniel aber ein weiteres Mal nach Namibia kommen - etwa zum Windhoek Kunstefees im September -, dann sollte man sich die Vorstellung dieses bemerkenswerten Kabarettisten nicht entgehen lassen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen