Sechs Tage lang nur von Hoffnung gelebt
Eigentlich wollten Emmanuel Chosen (25), Tobi Owuyele (22), Kingsle Mojirin (18) Kelvin Chuka (24) und Chuks Wisdom (25) nach Europa, dem "gelobten Kontinent des weißen Mannes". Doch ihre Illusion zerplatzte wie eine Seifenblase in Walvis Bay, denn der Frachter "Frontier Ace" hatte von Nigeria aus nicht Kurs gen Norden eingeschlagen, sondern nach Süden und befindet sich derzeit auf dem Weg nach Singapur.
Die fünf jungen Männer kannten sich nur vom Sehen, als sie in Lagos im Hafen um Arbeit bettelten, dennoch wählten alle unabhängig voneinander den Ruderkasten als Zufluchtsort; eine schachtähnliche, offene Ausbuchtung um das Ruder herum. In dieser "Kajüte" gab es weder Zimmerservice noch andere Annehmlichkeiten. Ohne ausreichend Nahrung und Wasser harrten sie dort aus und riskierten ihren Tod, denn der Kasten wird bei starkem Wellengang geflutet und so war stets die Gefahr vorhanden, auf hoher See herausgespült zu werden.
Mit einem mitgebrachten Hammer klopften sie immer wieder gegen die Luke zum Maschinenraum, doch niemand hörte sie - oder wollte sie vielleicht niemand hören? Denn ein Kapitän trägt - wenn ein blinder Passagier entdeckt wird - die Verantwortung für dieses unerlaubte Bordmitglied und aus Fällen ist inzwischen bekannt, dass nicht selten solcher "Ballast" auf hoher See einfach über Bord geworfen wird.
So harrten die Fünf aus, sechs Tage stehend aneinander gelehnt, haben abwechselnd gebetet, mal gedöst, dann ein Schluck Wasser aus der mitgebrachten Ration zu sich genommen, die Kekse geteilt oder die Haut mit etwas Tigerbalm eingerieben, um die Blutzirkulation in Gang zu halten. "Wir haben sechs Tage lang von Hoffnung gelebt", gibt Emmanuel Chosen zu.
Doch was hat sie zu diesem Handeln veranlasst? Die AZ sprach mit jedem persönlich in den Polizeizellen von Narraville. "Ich habe aus Frust gehandelt und gehofft, dass der weiße Mann in Europa mir helfen wird", gibt Tobi Owuyele zu verstehen. Er sei von seinem Land und der Regierung enttäuscht und habe nichts zu verlieren gehabt. "Es war doch keine Urlaubsreise ... ich wollte weit weg, ... nach Europa und dort arbeiten, ... Geld verdienen, um mir und meinen Geschwistern ein besseres Leben zu ermöglichen." Ganz normal ausreisen? Wie denn, ohne Geld und Reisepass? In Nigeria gehöre man als Waise zum menschlichen Abschaum. "Du hast nichts und ohne wirklich gute Beziehungen wirst du dort immer in der Gosse bleiben", sagt er.
"Ab einem gewissen Alter ist man in Nigeria auf sich gestellt, und wer nichts hat, bleibt meist auch ein Nichts", sagt Chuks Wisdom. So habe er ebenso wie Kelvin Chuka die Gelegenheit wahrgenommen, wissentlich, dass hier lediglich eine 50-prozentige Chance bestehe. Denn eigentlich füllt sich ihr gewähltes Versteck mit Wasser, wenn das Schiff beladen wird, doch Chuka habe vorab genau beobachtet, dass auf dieses Schiff keine neue Fracht hinzukam.
Dem Jüngsten der Gruppe, Kingsle Mojirin (18), steckte beim AZ-Gespräch der Alptraum noch sichtlich in den Gliedern. Er habe Angst gehabt, schreckliche Angst, und er habe oft weinend gebetet, gibt er zu. Am dritten Tag habe er vor Erschöpfung zu Frieren angefangen, "weil meine Füße ständig von Wasser umspült wurden". Jetzt wolle er nur noch nach Hause.
Es sei plötzlich kalt geworden und sie dachten, dass sie sich Europa nähern. Als sie merkten, dass das Schiff am Kai anlegte, kletterten sie aus dem Raum auf das Ruder und machten mit Hilferufen auf sich aufmerksam.
Die Fünf haben überlebt, doch ihre Zukunft sieht düster aus. Ihnen droht die Abschiebung, denn ein Grund für Asyl liegt nicht vor. Alle bestätigten unabhängig voneinander, politisch nicht verfolgt zu werden und keinen Eintrag im Strafregister zu haben. Sie wollten einfach nur weg. "Irgendwohin ist besser als Nigeria."
Die fünf jungen Männer kannten sich nur vom Sehen, als sie in Lagos im Hafen um Arbeit bettelten, dennoch wählten alle unabhängig voneinander den Ruderkasten als Zufluchtsort; eine schachtähnliche, offene Ausbuchtung um das Ruder herum. In dieser "Kajüte" gab es weder Zimmerservice noch andere Annehmlichkeiten. Ohne ausreichend Nahrung und Wasser harrten sie dort aus und riskierten ihren Tod, denn der Kasten wird bei starkem Wellengang geflutet und so war stets die Gefahr vorhanden, auf hoher See herausgespült zu werden.
Mit einem mitgebrachten Hammer klopften sie immer wieder gegen die Luke zum Maschinenraum, doch niemand hörte sie - oder wollte sie vielleicht niemand hören? Denn ein Kapitän trägt - wenn ein blinder Passagier entdeckt wird - die Verantwortung für dieses unerlaubte Bordmitglied und aus Fällen ist inzwischen bekannt, dass nicht selten solcher "Ballast" auf hoher See einfach über Bord geworfen wird.
So harrten die Fünf aus, sechs Tage stehend aneinander gelehnt, haben abwechselnd gebetet, mal gedöst, dann ein Schluck Wasser aus der mitgebrachten Ration zu sich genommen, die Kekse geteilt oder die Haut mit etwas Tigerbalm eingerieben, um die Blutzirkulation in Gang zu halten. "Wir haben sechs Tage lang von Hoffnung gelebt", gibt Emmanuel Chosen zu.
Doch was hat sie zu diesem Handeln veranlasst? Die AZ sprach mit jedem persönlich in den Polizeizellen von Narraville. "Ich habe aus Frust gehandelt und gehofft, dass der weiße Mann in Europa mir helfen wird", gibt Tobi Owuyele zu verstehen. Er sei von seinem Land und der Regierung enttäuscht und habe nichts zu verlieren gehabt. "Es war doch keine Urlaubsreise ... ich wollte weit weg, ... nach Europa und dort arbeiten, ... Geld verdienen, um mir und meinen Geschwistern ein besseres Leben zu ermöglichen." Ganz normal ausreisen? Wie denn, ohne Geld und Reisepass? In Nigeria gehöre man als Waise zum menschlichen Abschaum. "Du hast nichts und ohne wirklich gute Beziehungen wirst du dort immer in der Gosse bleiben", sagt er.
"Ab einem gewissen Alter ist man in Nigeria auf sich gestellt, und wer nichts hat, bleibt meist auch ein Nichts", sagt Chuks Wisdom. So habe er ebenso wie Kelvin Chuka die Gelegenheit wahrgenommen, wissentlich, dass hier lediglich eine 50-prozentige Chance bestehe. Denn eigentlich füllt sich ihr gewähltes Versteck mit Wasser, wenn das Schiff beladen wird, doch Chuka habe vorab genau beobachtet, dass auf dieses Schiff keine neue Fracht hinzukam.
Dem Jüngsten der Gruppe, Kingsle Mojirin (18), steckte beim AZ-Gespräch der Alptraum noch sichtlich in den Gliedern. Er habe Angst gehabt, schreckliche Angst, und er habe oft weinend gebetet, gibt er zu. Am dritten Tag habe er vor Erschöpfung zu Frieren angefangen, "weil meine Füße ständig von Wasser umspült wurden". Jetzt wolle er nur noch nach Hause.
Es sei plötzlich kalt geworden und sie dachten, dass sie sich Europa nähern. Als sie merkten, dass das Schiff am Kai anlegte, kletterten sie aus dem Raum auf das Ruder und machten mit Hilferufen auf sich aufmerksam.
Die Fünf haben überlebt, doch ihre Zukunft sieht düster aus. Ihnen droht die Abschiebung, denn ein Grund für Asyl liegt nicht vor. Alle bestätigten unabhängig voneinander, politisch nicht verfolgt zu werden und keinen Eintrag im Strafregister zu haben. Sie wollten einfach nur weg. "Irgendwohin ist besser als Nigeria."
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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