Segelboot stellt neuen Weltrekord auf

Swakopmund/Walvis Bay - "Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben", sagte Paul Larsen, Pilot der Vestas Sailrocket 2, gestern im Gespräch mit der AZ. Es dauere noch gut eine Woche, bis der Kommissar des Weltverbandes (World Sailing Speed Record Council, WSSRC) den Weltsegelgeschwindigkeitsrekord offiziell gutheißt (vorbehaltlich der Ratifikation), dennoch zeigt sich Larsen zuversichtlich: "Es war eine fantastische Leistung und wir haben den Rekord. Es ist der erste Segelgeschwindigkeitsrekord mit einem Boot aus Walvis Bay."

Der Rekord am Freitag sei für Larsen unerwartet gekommen. "Es war kurz vor Sonnuntergang und eigentlich wollte ich schon Schluss machen. Der Wind wurde dann ein bisschen stärker und ich dachte, ich mache noch einen Anlauf", sagte Larsen und fügte hinzu: "Es war eigentlich nicht so schnell, doch als ich auf den GPS schaute, konnte ich meinen Augen nicht trauen." Die Vestas Sailrocket 2 habe eine Höchstgeschwindigkeit von 63,17 Knoten (116,9 km/h) und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 59,23 Knoten über eine Distanz von 500 Metern erreicht. "Wir haben den aktuellen Segelrekord mit einer großen Marge gebrochen", so der Australier. Den bisherigen Rekord hielt der Kitesurfer Robert Douglas (55,65 Knoten), den er 2010 bei Lüderitzbucht aufgestellt hatte.
Für Larsen hört die Jagd nach dem Rekord mit dieser Glanzleistung allerdings nicht auf. "Wir wollen den Segelgeschwindigkeitsrekord aus den Händen der Kitesurfer schlagen", sagte er. Und: "59 (Knoten) ist doch eine schreckliche Primzahl. Wir wollen die 60-Knoten-Grenze zerschmettern." Dafür habe er noch zwei Wochen Zeit, denn so lange werde der Kommissar des WSSRC noch Larsens Versuche beobachten. "Wir hatten noch keine richtig starke Böe und diese Saison war ziemlich still, was den Wind anbetrifft", sagte er. Die Windgeschwindigkeit am Freitag schätzt Larsen auf etwa 26 Knoten. Daher: "Sollten wir eine Windgeschwindigkeit von 34 Knoten haben, kann die Vestas Sailrocket 2 locker bis zu 70 Knoten segeln."

Allerdings seien die Finnen für eine solch hohe Geschwindigkeit nicht entworfen worden. Während sich viele Personen aus der Schifffahrt über Kavitation Sorgen machen, ist Larsen hier anderer Meinung. "Wir sind froh, dass wir jetzt mit Kavitation zu kämpfen haben. Das heißt, dass wir hohe Geschwindigkeiten erreichen", sagte er dazu. Kavitation ist die Bildung und Auflösung von dampfgefüllten Hohlräumen (Dampfblasen), die entstehen, sobald ein Boot eine hohe Geschwindigkeit erreicht. Das Oberflächenmaterial wird deformiert und es können sogar größere Partikel herausbrechen.

Nach diesem Ergebnis hätten Larsen und sein Team etwa 30 Champagnerflaschen geköpft. "Die größte Flasche heben wir aber für später auf", ergänzte er und zeigt sich zuversichtlich: "Namibia ist das Heilige Land für Geschwindigkeitssegeln. Aus diesem Land stammen die Rekorde von Wind- und Kitesurfern - und jetzt auch Bootsseglern." Die nächsten günstigen Bedingungen für einen Rekordversuch gibt es laut Vorhersagen Ende dieser Woche. "Wer weiß, vielleicht schaffen wir dann unser Ziel von einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 65 Knoten", so Larsen abschließend.