Segler Larsen pulverisiert eigenen Weltrekord

Swakopmund/Walvis Bay - Gleich dreimal konnte Paul Larsen seinen eigenen Weltrekord (109,70 km/h), den er am 16. November ebenfalls an der Küste von Walvis Bay aufgestellt hatte, im Verlauf der vergangenen Woche in die Höhe schrauben. Am Samstag waren die Wetterverhältnisse in der Walvis Bayer Lagune dann nahezu optimal. "Die Windstärke betrug zwischen 28 und 29 Knoten", sagte Larsen gestern im AZ-Gespräch und fügte an: "Ich habe eine magische halbe Stunde mit perfekten Bedingungen erwischt, es war einfach nur traumhaft."

Beim dritten Versuch an diesem Tag raste die Vestas Sailrocket 2 zu einer Spitzengeschwindigkeit von 125,95 Kilometer pro Stunde. Die für den Weltrekord vorgegebene Distanz von 500 Metern bewältigte Larsen mit durchschnittlich 121,21 Stundenkilometern. Damit hat der gebürtige Australier als erster Segler überhaupt die magische 60-Knoten-Grenze (111,11 km/h) überboten. Seine eigene Bestleistung verbesserte er dabei um beeindruckende 11,51 km/h.

"Der Rekord muss noch von dem World Sailing Speed Record Council (WSSRC) offiziell bestätigt werden, aber die Männer sind derzeit überfordert, weil wir den Rekord innerhalb von kurzer Zeit so viele Mal gebrochen haben", erklärte Larsen. "Diese magische Grenze nach mehr als zehn Jahren endlich erreicht zu haben, das ist unglaublich", jubelte er völlig losgelöst.

"Es ist ein Wahnsinnsgefühl, mit einer solch hohen Geschwindigkeit zu segeln. Wir hatten uns gerade erst an die 60 Knoten gewöhnt, doch am Samstag wurde das Boot lebendig. Es war wie ein Löwe, den ich kaum noch zähmen konnte", berichtete der 42-Jährige mit leuchtenden Augen und erläuterte: "Zuvor bin ich mit dem Boot immer in kurzen Abständen über das Wasser gehüpft, aber am Samstag war ich bis zu 20 Meter am Stück in der Luft. Die Steuerung spielte einfach verrückt."

Obwohl Larsen seine Jagd nach dem Weltrekord zunächst einmal erfolgreich abgeschlossen hat, hört das Abenteuer mit der Vestas Sailrocket 2 noch lange nicht auf. In dieser Woche wird seine Lebensgefährtin, Helena Darvelid, mit dem hochmodernen Boot versuchen, einen neuen Rekord bei den Frauen aufzustellen.
Und danach? "Wir reisen wieder zurück nach England und wollen neue Finnen entwerfen, die auch bei Geschwindigkeiten von 70 Knoten noch stabil sind. Danach jagen wir die 70-Knoten-Grenze", entgegnete Larsen, der dafür die 500 Meter mit durchschnittlich 129,65 km/h absolvieren müsste. "Das Potenzial haben wir locker", ist der Australier überzeugt.

Mit seinem Rekord-Versuch hat er unzählige Menschen weltweit inspiriert. Dies ist auf seinem Blog (www.sailrocket.com) deutlich zu erkennen. Gestern haben Dutzende von Segelfans aus der ganzen Welt Kommentare auf Larsens Internetseite hinterlassen. "Gut gemacht Paul. Das ist phänomenal", lautete einer der Einträge. Und: "Paul, Du und Dein Team sind eine großartige Inspiration - Egal wie schlimm die Dinge in den vergangenen zehn Jahren aussahen, Du warst immer positiv und die Mühen haben sich gelohnt." Oder: "Wir haben aus diesem Erfolg gelernt: Aufgeben kommt niemals in Frage."

Den Rekord beschreibt Larsen als Deklassierung der Kitesurfer. Noch vor gut zwei Wochen galt Robert Douglas als schnellster Segler der Welt. Der US-amerikanische Kitesurfer hatte seinen Geschwindigkeitsrekord (103,06 km/h) im Jahr 2010 bei Lüderitzbucht aufgestellt. Larsen ist am Samstag 18,15 km/h schneller gesegelt. "Wir haben den Rekord aus den Händen der Kitesurfer gerissen", bemerkte er dazu.

Der Weltrekordler bedankt sich bei dem Walvis Bay Jachtclub, den er als sein "Zuhause" bezeichnete, für die Jahre lange Unterstützung: "Ohne diesem Club wären wir nicht hier geblieben und dann hätten wir diesen Erfolg nie erreicht."

Segel-Weltrekorde
Höchstgeschwindigkeiten in drei Kategorien:

Segeln: Paul Larsen (Australien) 121,21 km/h (am 24. November 2012 in Walvis Bay)
Kitesurfen: Robert Douglas (USA) 103,06 km/h (am 28. Oktober 2010 in Lüderitzbucht)
Windsurfen: Antoine Albeau (Frankreich) 96,40 km/h (am 21. November 2012 in Lüderitzbucht)