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Seit 114 Jahren Freimaurer in Namibia

Eberhard Hofmann
Es gibt sie noch, Männerbünde in Namibia. Sie treten jedoch nicht mehr so prominent in den Vordergrund wie vor ca 40 oder vor 110 Jahren, während der kolonialen „Gründerjahre“. Generell waren und sind Männerbünde von mehr oder weniger Geheimhaltung, bzw. Exklusivität umwittert. In unterschiedlichem Grad traf und trifft das auf die „Rapportryer-Beweging“, den früheren Afrikaner Broederbond und auf die Freimaurer zu, die auf die längste Tradition zurückschauen.

Gordon McGregor, Autor verschiedener Hefte über namibische Militaria-Sammlungen, bietet jetzt einen ausführlichen Einblick in die Geschichte des Freimaurertums in Namibia von den Anfängen deutschsprachiger Logen ab 1905, über die Verästelung verschiedener Logen, nachdem die deutsche Kolonialherrschaft durch die britisch-südafrikanische Mandatsherrschaft abgelöst wurde, bis ins gegenwärtige Namibia hinein.

McGregor hat zu dieser aufschlussreichen Chronik authentische Quellen herangezogen, wobei er zur Einführung die historische Kulisse des Freimaurertums am Kap der Guten Hoffnung (Loge De Goede Hoop) ab 1756 und in Hamburg um 1740 umreißt. Nachdem die Engländer die Holländer an der Südspitze Afrikas verdrängt hatten, breitet sich der britische Einfluss auf das Freimaurertum aus und es kommt zur sprachlichen Spaltung am Kap. Die „British Lodge“ ist der „United Grand Lodge“ von England zugeordnet. Die Logengründung in Deutsch-Südwestafrika (DSWA), zuerst in Swakopmund und Lüderitzbucht, orientiert sich an der Großen Loge von Hamburg. Der Versuch, eine zusätzliche südafrikanische Loge in DSWA in zu gründen, „De Goede Hoop Zuidwest“ (Keetmanshoop), scheiterte 1914 am Einwand der Großen Loge in den Niederlanden, dass DSWA (noch) nicht formal vom britischen Empire annektiert worden sei.

Währen der Mandatszeit kommt es dann zu einer Reihe von Logengründungen (Zum Kreuz des Südens) , die sich entweder an der Loge von Hamburg, an englischen, schottischen oder südafrikanischen Freimaurer-Statuten orientieren und ausrichten und sich bis in alle Ecken der Polizeizone, südlich der Roten Linie, ausbreiten. Einige wenige Logen sind aber wieder verschwunden. Er schildert das Dilemma deutschsprachiger Logenbrüder in SWA während der dreißiger Jahre, als das Freimaurertum in NS-Deutschland pauschal verboten war und hierzulande Befürchtungen vor NS-Repressalien aufkamen.

McGregor hat sich in zahlreiche historische Protokolle vertieft, daraus zitiert und die maßgeblichen Gründungsmitglieder sowie Amtsträger der Branchen aufgeführt. Er bedauert Informationslücken, weil nicht alle Dokumente erhalten geblieben sind. Namibische Leser, die keinen Bezug zu den hiesigen Logen haben, erhalten eine interessante Übersicht unzähliger prominenter bekannter Namen aus deutsch-, afrikaans- und englischsprachiger Herkunft in der Geschäftswelt, der Justiz, der Schulmedizin und anderer Berufe die zu den hiesigen Logen gehört haben oder aktuell dazu gehören. Hier und da findet sich auch ein Geistlicher darunter.

Der Band beleuchtet einen wenig beachteten Ausschnitt der aktuellen namibischen Geschichte. Eberhard Hofmann



The History of Freemasonry in Namibia 1905 - 2019 von Gordon McGregor im Selbstverlag. Illustrierte Geschichte der Freimaurer in Namibia, broschürter Band,180 Seiten. Druck Typoprint, Windhoek, 2019. ISBN: 978-99916-700-2-7. Unverbindlicher Richtpreis: 250,00 N$.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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