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Selbstzensur: Diktator im Kopf

Windhoek - Das Medieninstitut des Südlichen Afrika (MISA) hat die Medienszene Namibias unter vier Gesichtspunkten analysiert und zur Beurteilung zwei Juristen, sechs Journalisten aus den Print- und elektronischen Medien sowie zwei Aktivisten der Zivilgesellschaft herangezogen. Die kritische Aufnahme findet nach denselben, aber inzwischen erweiterten, Kriterien seit 2005 alle zwei Jahre statt. Das zehnköpfige Gutachtergremium hat die Medien unter vier Kategorien und darunter wieder unter zehn bis zwölf Detailfragen nach einer Skala von 1 (schlecht und unter der Norm) bis 5 (erfüllt alle relevanten Normen) beurteilt: 1. Meinungsfreiheit sowie Freiheit der Medien, 2. die Medienlandschaft nach Abstufungen redaktioneller Unabhängigkeit, 3. die Leistung und Unabhängigkeit der öffentlich rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalt und 4. Berufs- und Leistungsnormen der Medien.

Bei der Beurteilung der Meinungs- und Medienfreiheit hat das Gremium eine mittlere Note (3,1) erteilt, dass Namibia "einige der der Normen und Indikatoren" erreiche. In der zweiten Kategorie "Medienlandschaft", bzw. ihre Vielfalt, Unabhängigkeit und Überlebensfähigkeit haben die Gutachter lediglich eine 2,7-Note verliehen. Noch schlechter kommt die angeblich "öffentlich rechtliche Funk- und Fernsehanstalt" in der Beurteilung weg (2), denn sie erfüllt die Indikatoren zu diesem Anspruch nur "unter einigen wenigen Aspekten". Journalisten und Redakteure sind keine heiligen Kühe, ihr professionelles Leistungsniveau (oder Mangel desselben) kommt im vierten Bereich der Beurteilung unter die Lupe und erhält eine 2,5-Note, eine Stufe niedriger als 2009, als sie noch eine Drei (3) erzielten, was besagt, dass sie im Schnitt nur einige der Leistungs- und Qualitätsnormen erfüllen. Gerade in dieser Kategorie mussten sich die Journalisten scharfe Kritik gefallen lassen, dass sie es nicht geschafft hätten, eine Gewerkschaft zu gründen, dass sie in ihrer Ausbildung zum Radio- oder Fernsehmoderator sich eher in der Rolle des Disk-Jockeys sähen, anstatt engagiert in den Beruf einzusteigen.
Derweil es keine staatliche Zensur gibt, herrscht laut MISA-Befund in verschiedenen Medienhäusern dennoch ein unterschiedlicher Grad der Selbstzensur - "Schere oder Diktator im Kopf". Die Selbstzensur sei bei der Staatszeitung New Era und der NBC besonders ausgeprägt. Reges Interesse brachte das Medienpublikum gestern der Frage nach der Manipulierbarkeit oder Bestechlichkeit von Medienschaffenden entgegen. Lassen sie sich durch gratis Mahlzeiten, kleine und große Geschenke beeinflussen?

An der Broschüre und ihrer Vorstellung hat der Medienombudsmann Clement Daniels mitgewirkt, bei dem seit August 2009 Klagen über Zeitungsberichte und Funksendungen eingereicht werden können, um nach dem Medienkodex überprüft zu werden.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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