"Seltsames Paar" bereist Afrika
Kapstadt - Es ist das Lächeln, das Mpumelelo Qubile so sympathisch macht. Und die Demut, mit der sie dem Mann mit der blau getönten Sonnenbrille ihre Geschichte erzählt. Wie sich ihr Leben vor 18 Monaten veränderte, als sie bei einer Schwangerschaftsuntersuchung erfuhr, dass sie Aids hat.
Und wie ihr heute ein Jahr alter Sohn Thomas sich bei der Geburt ebenfalls mit dem HI-Virus infizierte, weil die südafrikanische Regierung sich aus fadenscheinigen Gründen weigerte, HIV-positiven Müttern eine Kombination von Medikamenten zu verabreichen, die eine solche Ansteckung vermutlich verhindert hätten. "Das war hart", sagt sie, noch immer lächelnd.
Der Mann im olivgrünen Safarihemd, der dem kleinen Thomas gerade eine Gabel Maisbrei füttert, ist Bono und Sänger der irischen Rockband U2. Sein Besuch im Baragwanath-Krankenhaus von Johannesburg, dem größten Hospital in Afrika, wäre an sich nicht weiter erwähnenswert. Denn Bono fungiert seit langem als eine Art inoffizieller Botschafter Afrikas und setzt sich seit Jahren dafür ein, den bitterarmen Ländern des Kontinents ihre Altschulden zu erlassen. Ungewöhnlich wird sein Besuch indes durch die Präsenz eines älteren grauhaarigen Herrn: des amerikanischen Finanzminster Paul O"Neill. Schon äußerlich könnte der Kontrast zwischen dem langjährigen Firmenboss, der heute die US-Staatskasse kontrolliert, und dem Rockstar kaum größer sein: Hier grauer Anzug, Schlips und schwarze Lackschuhe, dort zerknittertes Hemd, Ohrring und Cowboystiefel.
Seit fast einer Woche reist das "seltsame Paar", wie die Presse die beiden getauft hat, nun bereits gemeinsam durch vier Länder Afrikas: Nach Ghana und Südafrika stehen in dieser Woche noch Uganda und Äthiopien auf der Reiseroute. Bono, der bürgerlich Paul Hewson heisst, will den Trip nutzen, um dem Minister Aidskliniken und Krankenhäuser zu zeigen, aber auch Schulen, Kinderheime, Brunnenbohrungen und Wohnsiedlungen - Projekte eben, in denen das Geld des Westens nach seinem Empfinden gut angelegt ist. Zu diesem Zweck hat er sich gründlich vorbereitet und den Kontinent bereits vor einigen Wochen mit Harvard Ökonom Jeffrey Sachs, einem weiteren Anwalt der Dritten Welt, ausgiebig bereist.
Wer Bono über Schuldenerlass, Mangelernährung, Korruption und Handelspolitik plaudern hört, merkt rasch, dass der 42-jährge in der Tat gut präpariert ist und Afrika aus eigener Erfahrung kennt. Er weiß viele Details - und das beeindruckt den US-Minister sichtlich. "Klar, eine Reise mit einem 66-jährigen Minister der Bush-Regierung ist nicht gerade "hip" und das, was Fans von mir erwarten", sagt er. Aber Afrika werde am Ende davon profitieren. "Der Minister ist mit Sicherheit ein anderer Mensch, wenn wir nächste Woche wieder abreisen", ist Bono überzeugt. "Und er wird gesehen haben, wie unmittelbar sich Entscheidungen, die im fernen Washington von Bürokraten gefällt werden, auf das Leben der Menschen in Afrikas auswirken."
Bono und O"Neill sind gewiss die merkwürdigste Delegation, die Afrika seit
langem bereist. Dennoch deutet die Tour der beiden auf einen zunehmenden
Konsens bei der Bekämpfung von Armut, Krankheit, Hunger und Krieg in Afrika
hin - und darauf, dass dieses Unterfangen nicht an ideologischen Differenzen
scheitern darf. O"Neill betont denn auch seinerseits unentwegt, dass die
Amerikaner Afrika auch künftig helfen wollen. Aber er sagt auch, dass seine
Regierung fortan jenen Ländern genauer auf die Finger schauen wolle, die
das Leben ihrer Menschen nicht nachhaltig verbessern und Hilfsgelder
verschlampen würden. "Trotz der Milliardenhilfen des Westens gibt es in
Afrika herzlich wenig Konkretes vorzuweisen und das muß sich schleunigst
ändern", sagte O"Neill zum Reiseauftakt in Ghana.
Gleichwohl hat die Forderung des US-Finanzministers nach einem stärkerem
Ausbau des Welthandels und der Öffnung der Märkte durch die jüngst von
seiner Regierung verhängten Schutzzölle nicht eben an Glaubwürdigkeit
gewonnen. Besonders verärgert ist man in Afrika aber über ein neues
Agrargesetz, dass US-Präsident Bush erst vor zwei Wochen unterschrieben hat
und dass die Subventionen für Amerikas Getreide- und Milchfarmer drastisch
erhöht. Die Begründung, dass dies auch in anderen Industriestaaten üblich
sei, stößt in Afrika naturgemäß auf wenig Resonanz.
Und wie ihr heute ein Jahr alter Sohn Thomas sich bei der Geburt ebenfalls mit dem HI-Virus infizierte, weil die südafrikanische Regierung sich aus fadenscheinigen Gründen weigerte, HIV-positiven Müttern eine Kombination von Medikamenten zu verabreichen, die eine solche Ansteckung vermutlich verhindert hätten. "Das war hart", sagt sie, noch immer lächelnd.
Der Mann im olivgrünen Safarihemd, der dem kleinen Thomas gerade eine Gabel Maisbrei füttert, ist Bono und Sänger der irischen Rockband U2. Sein Besuch im Baragwanath-Krankenhaus von Johannesburg, dem größten Hospital in Afrika, wäre an sich nicht weiter erwähnenswert. Denn Bono fungiert seit langem als eine Art inoffizieller Botschafter Afrikas und setzt sich seit Jahren dafür ein, den bitterarmen Ländern des Kontinents ihre Altschulden zu erlassen. Ungewöhnlich wird sein Besuch indes durch die Präsenz eines älteren grauhaarigen Herrn: des amerikanischen Finanzminster Paul O"Neill. Schon äußerlich könnte der Kontrast zwischen dem langjährigen Firmenboss, der heute die US-Staatskasse kontrolliert, und dem Rockstar kaum größer sein: Hier grauer Anzug, Schlips und schwarze Lackschuhe, dort zerknittertes Hemd, Ohrring und Cowboystiefel.
Seit fast einer Woche reist das "seltsame Paar", wie die Presse die beiden getauft hat, nun bereits gemeinsam durch vier Länder Afrikas: Nach Ghana und Südafrika stehen in dieser Woche noch Uganda und Äthiopien auf der Reiseroute. Bono, der bürgerlich Paul Hewson heisst, will den Trip nutzen, um dem Minister Aidskliniken und Krankenhäuser zu zeigen, aber auch Schulen, Kinderheime, Brunnenbohrungen und Wohnsiedlungen - Projekte eben, in denen das Geld des Westens nach seinem Empfinden gut angelegt ist. Zu diesem Zweck hat er sich gründlich vorbereitet und den Kontinent bereits vor einigen Wochen mit Harvard Ökonom Jeffrey Sachs, einem weiteren Anwalt der Dritten Welt, ausgiebig bereist.
Wer Bono über Schuldenerlass, Mangelernährung, Korruption und Handelspolitik plaudern hört, merkt rasch, dass der 42-jährge in der Tat gut präpariert ist und Afrika aus eigener Erfahrung kennt. Er weiß viele Details - und das beeindruckt den US-Minister sichtlich. "Klar, eine Reise mit einem 66-jährigen Minister der Bush-Regierung ist nicht gerade "hip" und das, was Fans von mir erwarten", sagt er. Aber Afrika werde am Ende davon profitieren. "Der Minister ist mit Sicherheit ein anderer Mensch, wenn wir nächste Woche wieder abreisen", ist Bono überzeugt. "Und er wird gesehen haben, wie unmittelbar sich Entscheidungen, die im fernen Washington von Bürokraten gefällt werden, auf das Leben der Menschen in Afrikas auswirken."
Bono und O"Neill sind gewiss die merkwürdigste Delegation, die Afrika seit
langem bereist. Dennoch deutet die Tour der beiden auf einen zunehmenden
Konsens bei der Bekämpfung von Armut, Krankheit, Hunger und Krieg in Afrika
hin - und darauf, dass dieses Unterfangen nicht an ideologischen Differenzen
scheitern darf. O"Neill betont denn auch seinerseits unentwegt, dass die
Amerikaner Afrika auch künftig helfen wollen. Aber er sagt auch, dass seine
Regierung fortan jenen Ländern genauer auf die Finger schauen wolle, die
das Leben ihrer Menschen nicht nachhaltig verbessern und Hilfsgelder
verschlampen würden. "Trotz der Milliardenhilfen des Westens gibt es in
Afrika herzlich wenig Konkretes vorzuweisen und das muß sich schleunigst
ändern", sagte O"Neill zum Reiseauftakt in Ghana.
Gleichwohl hat die Forderung des US-Finanzministers nach einem stärkerem
Ausbau des Welthandels und der Öffnung der Märkte durch die jüngst von
seiner Regierung verhängten Schutzzölle nicht eben an Glaubwürdigkeit
gewonnen. Besonders verärgert ist man in Afrika aber über ein neues
Agrargesetz, dass US-Präsident Bush erst vor zwei Wochen unterschrieben hat
und dass die Subventionen für Amerikas Getreide- und Milchfarmer drastisch
erhöht. Die Begründung, dass dies auch in anderen Industriestaaten üblich
sei, stößt in Afrika naturgemäß auf wenig Resonanz.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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