"Sie haben keine Kontrolle"
"Ich habe ja gar nichts zu verlieren". Nach diesen Worten hat der Zeuge Jürgen Oelker der Untersuchungskommission zu Unregelmäßigkeiten bei der Straßenbehörde (Road Authority, RA) gestern Unglaubliches berichtet.
Windhoek - Der Zeuge Jürgen Oelker wollte reden. Und so begann die erste Sitzung nach der Weihnachtspause vor RA-Kommission gleich mit einem Eklat - wieder einmal. Es folgt der Auszug eines Dialoges zwischen Kommissionsmitglied Andries Levi Hungamo und dem Zeugen.
"Herr Oelker, hat die Straßenbehörde wirklich die Kontrolle über die Projekte, die von Subunternehmern in ihrem Auftrag ausgeführt wird?" "Nein, hat sie nicht. Wie sollte sie auch? Unser Labor zum Beispiel ist überhaupt nicht in der Lage, von Subunternehmern eingereichte Labortests zu überprüfen oder gar anzuzweifeln." "Aber wie weiß die Straßenbehörde denn überhaupt, ob die Subunternehmer nach den Vorgaben arbeiten, wie weiß sie, ob die verabredeten Standards eingehalten werden?" "Sie weiß es eben nicht. Von großen Bauprojekten wie der
Straße zwischen Okahandja und Otjiwarongo haben wir nicht eine einzige Probe erhalten oder selbst untersucht." "Glauben sie, dass die Subunternehmer das wissen und diese Schwäche ausnutzen?" "Ja. Ich kann das nicht im Detail beweisen, aber wir haben einige Merkwürdigkeiten beobachtet. Zum Beispiel was das verwendete Material betrifft." "Was für Konsequenzen hätte so ein Betrug bei dem verwendeten Material?" "Die Straßen verschleißen natürlich viel schneller. Es kann also durchaus sein, dass Straßen, die für 25 Jahre Lebensdauer vorgesehen sind, schon nach zehn oder 15 Jahren verbraucht sind und erneuert werden müssen".
Oelker sagte weiter aus, er habe in seiner gesamten Dienstzeit im Ausland nie, weder in Rußland noch in der Karibik oder im Irak, ein Management erlebt wie bei Namibias Straßenbehörde. "Im Management der Behörde will einfach niemand Verantwortung tragen. Niemand will eine Entscheidung treffen, um bloß keinen Fehler zu machen. Und so werden immer wieder für teures Geld Berater engagiert, um Machbarkeits- oder Bedarfsstudien durchzuführen, bei denen nichts herauskommt. Außer vielleicht ein Workshop auf irgendeiner Lodge".
Aber nicht nur auf der Führungsebene seien die Verhältnisse aus dem Ruder gelaufen. Oelker berichtete über Prospektionsteams, die nach zwölftägiger "Erkundung" im Norden ohne eine einzige Gesteinsprobe oder einen sonstigen Arbeitsnachweis nach Windhoek zurückgekehrt sind. Auf die Frage des Kommissionsmitglieds Sacky Shangala, warum Oelker in diesem Zusammenhang nie disziplinarische Maßnahmen angeregt habe, sagte der: "Wenn ich jedes Mal disziplinarisch tätig werden würde, wenn es Anlass dazu gibt, hätte ich schon lange einen Herzinfarkt bekommen." Oelker erwähnte in diesem Zusammenhang auch das Desinteresse seines Vorgesetzten Peter Thiemann, der sich für interne Abläufe wenig kümmere, stattdessen aber ein engagiertes Mitglied des "Clubs" der Subunternehmer sei. In ganz Namibia gäbe es demnach nur sechs bis acht Subunternehmen, die wie eine kleine vertraute Familie seien. Und die Straßenbehörde gehöre als "Geldmachmaschine für die Subunternehmen" natürlich zu dieser Familie.
Während seiner Ausführungen wies Oelker mehrfach darauf hin, dass er, im Gegensatz zum festangestellten Management, nichts zu verlieren habe. Auf Grund seines zeitlich begrenzten Vertrages in Namibia, so Oelker, ist er einfach objektiv und ehrlich. Die Anhörungen werden heute fortgesetzt.
Windhoek - Der Zeuge Jürgen Oelker wollte reden. Und so begann die erste Sitzung nach der Weihnachtspause vor RA-Kommission gleich mit einem Eklat - wieder einmal. Es folgt der Auszug eines Dialoges zwischen Kommissionsmitglied Andries Levi Hungamo und dem Zeugen.
"Herr Oelker, hat die Straßenbehörde wirklich die Kontrolle über die Projekte, die von Subunternehmern in ihrem Auftrag ausgeführt wird?" "Nein, hat sie nicht. Wie sollte sie auch? Unser Labor zum Beispiel ist überhaupt nicht in der Lage, von Subunternehmern eingereichte Labortests zu überprüfen oder gar anzuzweifeln." "Aber wie weiß die Straßenbehörde denn überhaupt, ob die Subunternehmer nach den Vorgaben arbeiten, wie weiß sie, ob die verabredeten Standards eingehalten werden?" "Sie weiß es eben nicht. Von großen Bauprojekten wie der
Straße zwischen Okahandja und Otjiwarongo haben wir nicht eine einzige Probe erhalten oder selbst untersucht." "Glauben sie, dass die Subunternehmer das wissen und diese Schwäche ausnutzen?" "Ja. Ich kann das nicht im Detail beweisen, aber wir haben einige Merkwürdigkeiten beobachtet. Zum Beispiel was das verwendete Material betrifft." "Was für Konsequenzen hätte so ein Betrug bei dem verwendeten Material?" "Die Straßen verschleißen natürlich viel schneller. Es kann also durchaus sein, dass Straßen, die für 25 Jahre Lebensdauer vorgesehen sind, schon nach zehn oder 15 Jahren verbraucht sind und erneuert werden müssen".
Oelker sagte weiter aus, er habe in seiner gesamten Dienstzeit im Ausland nie, weder in Rußland noch in der Karibik oder im Irak, ein Management erlebt wie bei Namibias Straßenbehörde. "Im Management der Behörde will einfach niemand Verantwortung tragen. Niemand will eine Entscheidung treffen, um bloß keinen Fehler zu machen. Und so werden immer wieder für teures Geld Berater engagiert, um Machbarkeits- oder Bedarfsstudien durchzuführen, bei denen nichts herauskommt. Außer vielleicht ein Workshop auf irgendeiner Lodge".
Aber nicht nur auf der Führungsebene seien die Verhältnisse aus dem Ruder gelaufen. Oelker berichtete über Prospektionsteams, die nach zwölftägiger "Erkundung" im Norden ohne eine einzige Gesteinsprobe oder einen sonstigen Arbeitsnachweis nach Windhoek zurückgekehrt sind. Auf die Frage des Kommissionsmitglieds Sacky Shangala, warum Oelker in diesem Zusammenhang nie disziplinarische Maßnahmen angeregt habe, sagte der: "Wenn ich jedes Mal disziplinarisch tätig werden würde, wenn es Anlass dazu gibt, hätte ich schon lange einen Herzinfarkt bekommen." Oelker erwähnte in diesem Zusammenhang auch das Desinteresse seines Vorgesetzten Peter Thiemann, der sich für interne Abläufe wenig kümmere, stattdessen aber ein engagiertes Mitglied des "Clubs" der Subunternehmer sei. In ganz Namibia gäbe es demnach nur sechs bis acht Subunternehmen, die wie eine kleine vertraute Familie seien. Und die Straßenbehörde gehöre als "Geldmachmaschine für die Subunternehmen" natürlich zu dieser Familie.
Während seiner Ausführungen wies Oelker mehrfach darauf hin, dass er, im Gegensatz zum festangestellten Management, nichts zu verlieren habe. Auf Grund seines zeitlich begrenzten Vertrages in Namibia, so Oelker, ist er einfach objektiv und ehrlich. Die Anhörungen werden heute fortgesetzt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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