Simbabwe: Präsident mit Pomp, Wirtschaft in der Todesspirale
Trotz langer Pausen zwischen seinen Sätzen und oft geschlossener Augen wollte der Greis von Amtsmüdigkeit dennoch nichts wissen: „Meine Partei möchte, dass ich 2018 wieder antrete“, sagte Mugabe mit Blick auf die Wahlen im kommenden Jahr. „Sollte ich nicht mehr können, werde ich das sagen. Aber gegenwärtig kann ich unmöglich nein sagen, schon weil die meisten wissen, dass es keinen Ersatz für mich gibt“, erklärte der Mann, der bei einem Sieg 2018 theoretisch bis zu seinem 99. Lebensjahr im Amt verbleiben könnte.
Seit der Unabhängigkeit Simbabwes von Großbritannien im Jahre 1980 herrscht Mugabe im früheren Rhodesien mit eiserner Faust - und vieles deutet darauf hin, dass er dies, wie so viele afrikanische Staatschefs der alten Garde vor ihm, bis an sein Lebensende tun möchte. Immer wieder hat er Berichte über seinen nahen Tod verlacht und später Lügen gestraft. Bei seinem rund einstündigen Auftritt im Fernsehinterview wirkte er zeitweise klar, dann aber auch wieder abwesend und inkohärent. Seine Anhänger stört das wenig. Sie verweisen darauf, dass kaum jemand anders in Mugabes Alters eine Stunde lang frei reden könne, noch dazu oft im Stehen. Tatsächlich spricht Mugabe dieser Tage wieder öfter frei, nachdem er zur Parlamentseröffnung vor zwei Jahren unbemerkt die falsche Rede verlesen hatte.
Büffelfleisch und Riesentorten
Auch auf seiner offiziellen Geburtstagsfeier im Matopos-Nationalpark bei Bulawayo, einer Hochburg der Opposition im Südwesten Simbabwes, sprach Mugabe am Wochenende wieder über eine Stunde lang zu Tausenden Anhänger seiner Zanu-PF-Partei und schloss dabei abermals einen Rückzug zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus. Höhepunkt der rund zwei Millionen Euro teuren Party, bei der Mugabe einen schwarzen Cowboyhut trug, war ein Festessen, bei dem neben Büffelfleisch auch riesige Geburtstagstorten serviert wurden, eine davon in Form von Mugabes Mercedes-Limousine.
Dass seine Herrschaft trotz des gnadenlosen wirtschaftlichen Niedergangs so lange halten konnte, liegt vor allem an dem ausgeprägtem Machiavellismus des Diktators: Mugabe ist ein Meister darin, mögliche Nachfolger erst aufzubauen, dann gegeneinander auszuspielen - und schließlich zu vernichten. Selbst jetzt gibt es noch immer keinen eindeutigen Favoriten, auch wenn sein früherer Geheimdienstchef und heutiger Vizepräsident Emmerson Mnangagwa die Oberhand haben dürfte. Der 70-Jährige wird vielerorts gefürchtet, weil er in den 1980er Jahren brutal gegen Gegner Mugabes im Matabeleland vorging. Mehr als 20000 Menschen wurden damals ermordet.
„Gucci Grace“ nicht beliebt
Eine Außenseiterchance wird mancherorts auch Mugabes 40 Jahre jüngerer Gattin Grace eingeräumt. Der bekannte Oppositionspolitiker und Kommentator David Coltart glaubt dennoch nicht an eine familieninterne Nachfolgeregelung. Zum einen habe die frühere Sekretärin Mugabes weder die Aura ihres Mannes, noch sei die wegen ihrer Einkaufstrips auch als „Gucci Grace“ bekannte First Lady im Volk beliebt.
Für Coltart ist der Schaden ohnehin getan. So habe Mugabe in den langen Jahren seiner Herrschaft ein System errichtet, das von Korruption und gezieltem Machtmissbrauch durchdrungen sei Dieses vergiftete Erbe werde seinen Tod überdauern. Selbst bei einem klaren Bruch mit der Vergangenheit werde es Jahrzehnte dauern, bis sich das Land von der schlimmen Misswirtschaft erholt habe.
Dass Mugabes Ende naht, zeigt sein beschleunigter körperlicher Verfall. Dabei sinkt seine Macht nach Ansicht vieler Beobachter im Verhältnis zu seiner Lebenskraft. Gleichzeitig geht dem Land vor allem wirtschaftlich die Luft aus: Der Hauptgrund liegt darin, dass Simbabwe 2009 im Zuge seiner Hyperinflation die eigene Währung abschaffte und durch den Rand und US-Dollar ersetzte. Seitdem kann das Land weder dringend benötigtes Geld aufnehmen, noch dieses wie früher einfach drucken. Übernimmt nämlich ein Land die Währung eines anderen, muss es das Geld dafür, etwa durch Exporte und Investitionen, auch wirklich verdienen. Dies ist in Simbabwe schon deshalb seit langem nicht mehr der Fall, weil das Land quasi nichts mehr für den Export produziert und stattdessen kräftig importiert. Mittlerweile zirkulieren so wenige US-Dollar im Land, dass Simbabwes Banken Geldabhebungen auf 50 US$ am Tag begrenzt haben.
Schuldscheine ohne Wert
Im Gegenzug hat die simbabwische Zentralbank die Ausgabe einer neuen, an den US-Dollar gekoppelten Währung verfügt, die unter dem Namen „Bond Notes“ firmiert. Geholfen hat dies gar nichts: Zwei Monate nach Ausgabe der Schuldscheine verlieren besagte „Bond Notes“ rapide an Wert, weil sie nicht in echte US-Dollar umtauschbar sind - und sich damit als genau das erweisen, was viele Simbabwer zuvor befürchtet hatten: eine Neuauflage des vor acht Jahren abgeschafften und weithin verhassten (weil wertlosen) Simbabwe-Dollar (Z$).
Der eklatante Mangel an Bargeld hat bereits ein gewaltiges Loch in das Finanzsystem gebrannt, das nun seinerseits die übrige Wirtschaft zerstört. Viele der wenigen verbliebenen Unternehmen sind inzwischen nicht mehr in der Lage, ihre Arbeiter oder ausländischen Lieferanten zu bezahlen. Einige sind bereits bankrott gegangen. Neun von zehn Simbabwern haben keinen richtigen Job. „Die Wirtschaft befindet sich in einer Art Todesspirale“, diagnostiziert denn auch der US-Wirtschaftsprofessor Steve Hanke. Sollte Mugabe nicht schleunigst die Richtung wechseln, drohe dem Land schon bald der endgültige Kollaps.
Wolfgang Drechsler, Kapstadt
Seit der Unabhängigkeit Simbabwes von Großbritannien im Jahre 1980 herrscht Mugabe im früheren Rhodesien mit eiserner Faust - und vieles deutet darauf hin, dass er dies, wie so viele afrikanische Staatschefs der alten Garde vor ihm, bis an sein Lebensende tun möchte. Immer wieder hat er Berichte über seinen nahen Tod verlacht und später Lügen gestraft. Bei seinem rund einstündigen Auftritt im Fernsehinterview wirkte er zeitweise klar, dann aber auch wieder abwesend und inkohärent. Seine Anhänger stört das wenig. Sie verweisen darauf, dass kaum jemand anders in Mugabes Alters eine Stunde lang frei reden könne, noch dazu oft im Stehen. Tatsächlich spricht Mugabe dieser Tage wieder öfter frei, nachdem er zur Parlamentseröffnung vor zwei Jahren unbemerkt die falsche Rede verlesen hatte.
Büffelfleisch und Riesentorten
Auch auf seiner offiziellen Geburtstagsfeier im Matopos-Nationalpark bei Bulawayo, einer Hochburg der Opposition im Südwesten Simbabwes, sprach Mugabe am Wochenende wieder über eine Stunde lang zu Tausenden Anhänger seiner Zanu-PF-Partei und schloss dabei abermals einen Rückzug zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus. Höhepunkt der rund zwei Millionen Euro teuren Party, bei der Mugabe einen schwarzen Cowboyhut trug, war ein Festessen, bei dem neben Büffelfleisch auch riesige Geburtstagstorten serviert wurden, eine davon in Form von Mugabes Mercedes-Limousine.
Dass seine Herrschaft trotz des gnadenlosen wirtschaftlichen Niedergangs so lange halten konnte, liegt vor allem an dem ausgeprägtem Machiavellismus des Diktators: Mugabe ist ein Meister darin, mögliche Nachfolger erst aufzubauen, dann gegeneinander auszuspielen - und schließlich zu vernichten. Selbst jetzt gibt es noch immer keinen eindeutigen Favoriten, auch wenn sein früherer Geheimdienstchef und heutiger Vizepräsident Emmerson Mnangagwa die Oberhand haben dürfte. Der 70-Jährige wird vielerorts gefürchtet, weil er in den 1980er Jahren brutal gegen Gegner Mugabes im Matabeleland vorging. Mehr als 20000 Menschen wurden damals ermordet.
„Gucci Grace“ nicht beliebt
Eine Außenseiterchance wird mancherorts auch Mugabes 40 Jahre jüngerer Gattin Grace eingeräumt. Der bekannte Oppositionspolitiker und Kommentator David Coltart glaubt dennoch nicht an eine familieninterne Nachfolgeregelung. Zum einen habe die frühere Sekretärin Mugabes weder die Aura ihres Mannes, noch sei die wegen ihrer Einkaufstrips auch als „Gucci Grace“ bekannte First Lady im Volk beliebt.
Für Coltart ist der Schaden ohnehin getan. So habe Mugabe in den langen Jahren seiner Herrschaft ein System errichtet, das von Korruption und gezieltem Machtmissbrauch durchdrungen sei Dieses vergiftete Erbe werde seinen Tod überdauern. Selbst bei einem klaren Bruch mit der Vergangenheit werde es Jahrzehnte dauern, bis sich das Land von der schlimmen Misswirtschaft erholt habe.
Dass Mugabes Ende naht, zeigt sein beschleunigter körperlicher Verfall. Dabei sinkt seine Macht nach Ansicht vieler Beobachter im Verhältnis zu seiner Lebenskraft. Gleichzeitig geht dem Land vor allem wirtschaftlich die Luft aus: Der Hauptgrund liegt darin, dass Simbabwe 2009 im Zuge seiner Hyperinflation die eigene Währung abschaffte und durch den Rand und US-Dollar ersetzte. Seitdem kann das Land weder dringend benötigtes Geld aufnehmen, noch dieses wie früher einfach drucken. Übernimmt nämlich ein Land die Währung eines anderen, muss es das Geld dafür, etwa durch Exporte und Investitionen, auch wirklich verdienen. Dies ist in Simbabwe schon deshalb seit langem nicht mehr der Fall, weil das Land quasi nichts mehr für den Export produziert und stattdessen kräftig importiert. Mittlerweile zirkulieren so wenige US-Dollar im Land, dass Simbabwes Banken Geldabhebungen auf 50 US$ am Tag begrenzt haben.
Schuldscheine ohne Wert
Im Gegenzug hat die simbabwische Zentralbank die Ausgabe einer neuen, an den US-Dollar gekoppelten Währung verfügt, die unter dem Namen „Bond Notes“ firmiert. Geholfen hat dies gar nichts: Zwei Monate nach Ausgabe der Schuldscheine verlieren besagte „Bond Notes“ rapide an Wert, weil sie nicht in echte US-Dollar umtauschbar sind - und sich damit als genau das erweisen, was viele Simbabwer zuvor befürchtet hatten: eine Neuauflage des vor acht Jahren abgeschafften und weithin verhassten (weil wertlosen) Simbabwe-Dollar (Z$).
Der eklatante Mangel an Bargeld hat bereits ein gewaltiges Loch in das Finanzsystem gebrannt, das nun seinerseits die übrige Wirtschaft zerstört. Viele der wenigen verbliebenen Unternehmen sind inzwischen nicht mehr in der Lage, ihre Arbeiter oder ausländischen Lieferanten zu bezahlen. Einige sind bereits bankrott gegangen. Neun von zehn Simbabwern haben keinen richtigen Job. „Die Wirtschaft befindet sich in einer Art Todesspirale“, diagnostiziert denn auch der US-Wirtschaftsprofessor Steve Hanke. Sollte Mugabe nicht schleunigst die Richtung wechseln, drohe dem Land schon bald der endgültige Kollaps.
Wolfgang Drechsler, Kapstadt
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Allgemeine Zeitung
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