So - und was nun, liebe Elite?
Zugegeben: Kein Angehöriger der AZ-Redaktion ist oder war jemals Mitglied der selbsternannten globalen Wirtschaftselite. Tatsächlich sind Journalisten in der Regel eher dafür berüchtigt, ziemlich liederlich mit Geld umzugehen. Auch hat keiner von uns an einer der berühmten und vor allem teuren Denkschmieden wie Harvard, Yale oder Kuala Lumpur/Malaysia studiert, wo all die nachhaltigen Konzepte zur neuen Weltwirtschaftsordnung erdacht, zu Papier gebracht und anschließend von Politiker YX zur Wahrheit erhoben werden.
Dumm ist also, dass wir von den Weisheiten, für die man später den Nobelpreis für Wirtschaft bekommt, keine Ahnung haben. Denn wir verfügen hier in der Dritten Welt nur über den sprichwörtlichen "Common Sense" (wobei "common" laut Wörterbuch tatsächlich mit "üblich, ordinär, gewöhnlich" übersetzt werden kann).
Die Frage, ob "mehr Ramatex, mehr glücklich" so wirklich stimmt, mag uns und zukünftigen Generationen von Kindern dieses Landes deshalb hoffentlich verziehen werden.
Aber andererseits können wir uns einfach nicht vorstellen, dass Kunden dieser Textilfabrik zwar guten Gewissens mit "absoluten Brecherpreisen!!" Werbung machen wollen, aber den Satz "für diese schicken Kleider hat der Näher aus Bangladesch monatelang in Maden gelebt" mit dem gleichen guten Gewissen unter den Tisch fallen lassen.
"Na", werden die Verantwortlichen von Nike, Puma oder dem Otto Versand in Deutschland jetzt sagen, "da haben Sie wieder so ein Einzelschicksal in das Licht der Öffentlichkeit gezerrt, um eine ganze Branche zu diskreditieren". Und das Management von Ramatex wird angesichts von Kritik (Verboten!) im gleichen Atemzug laut über zukünftige Investitionsvorhaben nachdenken und über das Schicksal der 6000 namibischen Arbeiter spekulieren, die sich durch den Konzern doch erst aus dem Elend ihres Daseins befreien konnten und - vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben - dank Ramatex bezahlter Arbeit nachgehen.
AZ-Leser älterer Jahrgänge wiederum grummeln vielleicht laut vernehmlich und sagen: "Die sollen sich nicht so anstellen, wir hatten damals ja auch nichts. Wir wären froh gewesen über ein paar Maden, aber noch nicht einmal die hatten wir!"
Aber so lustig ist das gar nicht. Denn was sich hier offenbart, sind die Symptome eines endlichen Systems. Wenn Kostenreduzierung beim Personal die Ultima Ratio eines entfesselten globalen Konkurrenzkampfes sind - wo endet dieser Kampf dann? Was kommt denn nach der Schüssel Reis als Monatslohn? Wenn sich Billigarbeiter wie Postpakete um den Erdball verschicken lassen, um zuhause nicht zu verhungern, sind das für einen Menschen mit "Common Sense" Symptome des Scheiterns einer Wirtschaftsordnung, nicht aber Zeichen eines Triumphes, den man an der Wallstreet oder im Frankfurter Börsenviertel mit Champagner begießen kann. Und auf den Satz "dieses Kleid ist made in Namibia" können wir so auch nicht richtig stolz sein.
Dumm ist also, dass wir von den Weisheiten, für die man später den Nobelpreis für Wirtschaft bekommt, keine Ahnung haben. Denn wir verfügen hier in der Dritten Welt nur über den sprichwörtlichen "Common Sense" (wobei "common" laut Wörterbuch tatsächlich mit "üblich, ordinär, gewöhnlich" übersetzt werden kann).
Die Frage, ob "mehr Ramatex, mehr glücklich" so wirklich stimmt, mag uns und zukünftigen Generationen von Kindern dieses Landes deshalb hoffentlich verziehen werden.
Aber andererseits können wir uns einfach nicht vorstellen, dass Kunden dieser Textilfabrik zwar guten Gewissens mit "absoluten Brecherpreisen!!" Werbung machen wollen, aber den Satz "für diese schicken Kleider hat der Näher aus Bangladesch monatelang in Maden gelebt" mit dem gleichen guten Gewissen unter den Tisch fallen lassen.
"Na", werden die Verantwortlichen von Nike, Puma oder dem Otto Versand in Deutschland jetzt sagen, "da haben Sie wieder so ein Einzelschicksal in das Licht der Öffentlichkeit gezerrt, um eine ganze Branche zu diskreditieren". Und das Management von Ramatex wird angesichts von Kritik (Verboten!) im gleichen Atemzug laut über zukünftige Investitionsvorhaben nachdenken und über das Schicksal der 6000 namibischen Arbeiter spekulieren, die sich durch den Konzern doch erst aus dem Elend ihres Daseins befreien konnten und - vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben - dank Ramatex bezahlter Arbeit nachgehen.
AZ-Leser älterer Jahrgänge wiederum grummeln vielleicht laut vernehmlich und sagen: "Die sollen sich nicht so anstellen, wir hatten damals ja auch nichts. Wir wären froh gewesen über ein paar Maden, aber noch nicht einmal die hatten wir!"
Aber so lustig ist das gar nicht. Denn was sich hier offenbart, sind die Symptome eines endlichen Systems. Wenn Kostenreduzierung beim Personal die Ultima Ratio eines entfesselten globalen Konkurrenzkampfes sind - wo endet dieser Kampf dann? Was kommt denn nach der Schüssel Reis als Monatslohn? Wenn sich Billigarbeiter wie Postpakete um den Erdball verschicken lassen, um zuhause nicht zu verhungern, sind das für einen Menschen mit "Common Sense" Symptome des Scheiterns einer Wirtschaftsordnung, nicht aber Zeichen eines Triumphes, den man an der Wallstreet oder im Frankfurter Börsenviertel mit Champagner begießen kann. Und auf den Satz "dieses Kleid ist made in Namibia" können wir so auch nicht richtig stolz sein.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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