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Sorgen und Proteste mischen sich in den Frühling

Eberhard Hofmann
Der Protest arbeitsloser namibischer Architekten und Mengenberechner, die sich gegen den Import angeblicher Berufskollegen aus Simbabwe auflehnen, hat den Informationsminister Omushamane Tjekero Tweya wüst geworried. Comräd Tweya hat sich über sechs Seiten hinweg, normal getippt, darüber ausgelassen. Getretner Hund jault.

Verehrte Leser, die den Anlass eventuell verpasst ham … die Regierung will dutzende Architekten und Mengenberechner aus Simbabwe zu Vorzugsbedingungen in Namibia anstellen, derweil hiesige qualifizierte Berufsanwärter auf der Straße stehen bleiben. Und zwar im Hause Namibia, wo Omupräsidente III, !Gôahesab Hage Gottlieb Geingob, so gern jedermann in Harmonie – sprich Harambee – und angemessen untergebracht sehen will. Und da stoßen wir auf Widersprüche, die wollen ausgebügelt werden. Dazu aktuelle Zitate und Sprüche von Schreiberlingen, Autoren und Meinungsmachern.

Pardon, wenn die folgenden Sätze biekie lang sind, denn Stil-Lehrer der Medien ham uns eigentlich beigebracht, dass wir lieber kurz und bündig zu schreiben – und zu reden – hätten, als lange zu faseln. Lange Sätze schreiben, so sagen die, das konnte nur der Thomas Mann, der sommer iesie eine halbe Druckseite runtergeschrieben hat, bevor er den Punkt zum Satzende gesetzt hat. Aber das scheint eine angeborene Schwäche zu sein, dass Schreiberlinge, ganz egal ob mit oder ohne Talent, einfach zu viel in einem Satz – in einem Bandwurmsatz eben – unterbringen wollen, mit dem (Miss)Erfolg, dass der geplagte Leser, der noch nich abgesprungen is, zwei-, dreimal von vorn anfangen muss, um den Satz zu begreifen und in den Griff zu bekommen. Dennoch ergeben die Zitate einen Sinn. Du musst aber nich sagen, „die machen Sense“, denn das würde selbst im Wellblechdeutsch zu weit führen.

Hier zwei Zitate der Woche zur aktuellen Lage vor der Kulisse des stärker sich regenden Tribalismus im Lande der Bravourösen, wo wir gerade und abermals das neue Heldentum feiern. Sagt da Omuhona Joseph Diescho, unser landeseigener Universalgelehrter, mit Bezug auf Frantz Fanon, französischer Psychi­ater und Schriftsteller, Vordenker der Entkolonialisierung und Kritiker der post-kolonialen Elite; das letztere Merkmal lassen die politisch korrekten Enzyklopädisten übrigens geflissentlich weg. Also führt Diescho mit Verweis auf Fanon aus:

„ … diejenigen, die die politischen Rollen von den Kolonial-Administratoren übernommen haben, leiden ständig unter den Krankheiten der geistigen oder moralischen Pleite und der intellektuellen Faulheit, unfähig, über das Ziel der Unabhängigkeit und der Selbstverherrlichung hinauszudenken, wodurch die neuen Herrscher sich in keiner Weise von denen abheben, die sie abgelöst haben, außer in ihrer Pigmentierung und in ihrer Fettleibigkeit, da sie die ganze Zeit allein essen.“ Mündige Denker der Unabhängigkeitsära lassen Frantz Fanon gern zu Wort kommen. Und das zum Glück, denn die konformistischen Apparatschiks des Gouvernements haben mos überhaupt mit Denken nich viel am Hut, never mind mit mündigem Denken.

Und der kritische Kai Matundu-Tijiparuro, immerhin Schreiberling-Kollege der Staatszeitung zu Zeiten des neuen nationalen Ramsch-Status: „Namibia mag noch nicht zur Mickey-Maus- oder Bananen-Republik abgesackt sein, aber vermag dennoch in die Richtung trudeln, wenn einige der derzeitig aktuellen Geschehnisse nicht rasch abgebremst werden.“

Omushamane Tweya und die Simbabwer

Oministeli Tweya hat in seiner sechs Seiten langen, ausführlichen Erklärung zu Streitfrage, ob der Staat in Gestalt von Oministeli Alpheus !Naruseb vom Ressort Öffentliche Arbeiten und Transport sich über die Regeln der Berufskammer der Architekten und Mengenberechner hinwegsetzen wollte, den Berufen immerhin zu mehr Geltung verholfen. Auf die Frage, wieviele angehende und qualifizierte Kräfte dieser Berufssparte im Lande der Bravourösen arbeitslos sind, hat er keine Auskunft. Er wittert lediglich eine Gefahr: Xenophobie, overgezet synde, Bammel vor Fremden oder Fremdenhass.

Auffällig bei den namibischen Protestlern aus dieser Berufssparte is, dasse fast alle dunkelhäutig sind, so dass hier keine – so oft schon bemühte – Beschuldigung kommen kann, dass die Anklage eurozentrisch und eben nich afrikanisch sei. Umso verwunderlicher is, dass Tweya Fremdenphobie wittern will. – Comräd Tweya, in diesem Kontext können wir Ihnen eine Reihe von Gerichtsprozessen hersagen, in denen das Innenministerium des Landes der Bravourösen als Champion der Fremdenphobie hervorsticht. Mit Schlichen und Schikanen verweigert das Ministerium redliche Anträge auf legale Einbürgerung und auf Daueraufenthalt. Unter den Klägern sind so gut wie nie Chinesen, die als Ausländer offensichtlich nich solche Hürden überwinden müssen wie Bleichgesichter von der nördlichen Halbkugel. Mit diesen Stories könnten wir die Leser noch stundenlang nerven.

Sollte die Sorge der protestierenden namibischen Architekten und Mengenberechner, dass überbezahlte Simbabwer den Namibiern die Arbeitsstellen wegnehmen, bzw. dass es an der Qualifikation der Ausländer hapert, tatsächlich unbegründet sein, dann haben die Protestler es dennoch deutlich gemacht, dass die Minister !Naruseb und Tweya von Anfang an ihrer Pflicht nich nachgekommen sind, den kollektiven Import von Simbabwern gründlich und zeitig mit allen Bedingungen zu rechtfertigen. Aber das scheint nich mehr möglich zu sein.

Getretner Hund jault.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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